Regelauslegung durch Rad- und Autofahrende

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Auf Facebook hat in einer lokalen Ortsgruppe eine Dame einen kleinen Aufruf an die Autofahrer gepostet, doch bitte etwas Rücksicht zu nehmen. Es kamen natürlich gleich die zu erwartenden Reaktionen á la “Aber die Radfahrer …”! Alle ganz schlimm, alle ohne Licht, alle bei rot. Klar, dass ich da auch was zu posten musste. Und weil es so lang geworden ist und auch wenn es hier schon tausendmal stand, veröffentliche ich es noch einmal. Das Märchen vom Rad-Rambo wird ja auch alle zwei Wochen wiederholt.


… Ich stimme Dir vollständig zu! Die Situation für Radfahrende ist in Bad Oeynhausen mehr als unbefriedigend – wir leben in einer reinen Autofahrerstadt. An den Einmündungen der Straßen (z.B. Eidinghausener Straße) steht eigentlich immer ein KFZ quer über dem katastrophalen, benutzungspfllichtigen Radwegen. Allein in den letzten drei Wochen weiß ich von 5 angefahrenen Radfahrenden (inkl. drei Kinder) allein an der Eidinghausener, weil Autofahrer schnell abbiegen wollten oder z.B. verbotenerweise die Fahrradstraße zum abkürzen benutzen wollten.

Zu den Führerscheinen: die allermeisten Radfahrenden haben einen Führerschein. Es sei denn, sie sind unter 15 Jahre. Danach haben die meisten einen Mofa-/Roller-/Leichtkraftrad-/Autoführerschein. Die allermeisten kennen also die Regeln. Aber genau wie bei Autofahrenden gibt es auch Radfahrende, die sich nicht an Regeln halten. Und ja, mir gehen die Geisterfahrer auf der falschen Straßenseite auch tierisch auf den Geist. Allerdings: liebe Autofahrer … die haben trotzdem Vorfahrt! Klingt komisch, ist aber so. Und weiterhin: es kann sogar sein, dass man auf der falschen Seite fahren muss (bzw. darf). So zum Beispiel an der Werster Straße, der Königstraße, der Bergkirchener Straße, dem Alten Postweg etc. …

Komm’ mir bitte keiner der Autofahrenden, er wüsste genau, wo in Bad Oeynhausen welche Regelung gilt. Zudem gibt es beispielsweise im nördlichen Teil der Eidinghausener Straße ab dem Kreisel keine Benutzungspflicht mehr. Trotzdem werde ich dort von Autofahrenden angehupt, abgedrängt, angepöbelt oder mit der Wisch-Wasch-Anlage nass gemacht. Und alle meinen, ich solle auf dem nicht vorhandenen Radweg fahren. Soviel zur Regelkunde.

Im Übrigen haben bei den zweimal stattfinden Kontrollen der Polizei bei den Radfahrenden jedesmal ca. 10% mangelhaftes (nicht: gar kein!) Licht. 90% haben funktionierendes, eingeschaltetes Licht. Im Gegensatz zu den KFZ, bei denen am TÜV-Termin regelmäßig über 30% die Plakette nicht bekommen. Kann man alles schön in der Zeitung nachlesen, wenn man denn möchte.

Bei Rot fahren auch die allerwenigsten Radfahrer über eine Fahrbahn – weil sie nicht lebensmüde sind. Aber bei jedem Ampelumlauf sehe ich mindestens einen LKW oder PKW, der an den Kreuzungen Mindener/Steinstraße oder Eidinghausener/Werster Straße bei rot rüber rauscht. Auch hier: einfach mal die Meldungen der Polizei lesen.

Zu guter Letzt: Fahrrad – ca. 1m² Infrastrukturverbrauch und 15 Kg Gewicht, Auto – ca. 10 m² Infrastrukturverbrauch und 1.500 Kg Gewicht (bei mehr als doppelter Geschwindigkeit). Das Gefährdungspotenzial mag sich jeder selbst ausmalen.

Von daher ist Donatas “Rant” völlig berechtigt: liebe Autofahrer, haltet euch einfach mal an die Regeln und passt auf. Tote Kinder will keiner sehen.

Über

Ich schreibe hier über Fahrrad(politik), Politik an sich, Technik, unsere Familie und alles was mich sonst so bewegt.

2 Kommentare zu „Regelauslegung durch Rad- und Autofahrende

  1. Alle beschriebenen Situationen kann ich sehr gut nachvollziehen. Ich fahre auch jeden Tag mit dem Rad zur Arbeit und mache auch Abends meine Runden und erlebe jedes mal was Neues. Man wird übersehen, wird zu knapp überholt. Wir bremsen halt die Autofahrer aus, wenn sie uns mit dem richtigen Abstand überholen, ich glaube, die haben die Zeit nicht dafür. Später stehen sie dann im Stau und wir fahren dann auf dem Radweg wieder vorbei, das wurmt.
    Gestern übrigens kam mir auf dem Radweg Zwischen Bad Salzuflen – Herford (Bereich Tierheim und Autobahnbrücke A2) ein Motorradfahrer entgegen, kein Roller sondern eine Klasse 1.
    Da kann ich auch nur mit dem Kopf schütteln.

    • Ach, auf dem Weserradweg zwischen Oeynhausen und Porta kommen mir immer wieder mal PKW entgegen. Ich vermute dass es sich um Angler handelt. Mein Kopfschütteln wird dann nur mit beschwichtigenden Gesten nach dem Motto “Stell’ Dich nicht an…!” quittiert. Von Radfahrern wird Toleranz und Geduld erwartet. Anders herum klappt das selten, leider.

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