Dooring auf der Herforder Straße

Dooring auf der Herforder Straße
Herforder Straße mit Parkbuchten

Am Donnerstag wurde auf der Herforder Straße in Bad Oeynhausen – eine mit Tempo-30 ausgeschilderte, breite Straße im Kurgebiet – eine junge Frau gedoort. Sprich, jemand hat am Auto eine Tür geöffnet und sie ist hinein gefahren. Die Polizei schreibt das so:

Polizei Minden-Lübbecke: Radfahrerin fährt gegen PKW-Tür
… Am Donnerstag ist eine 16 Jahre alte Radfahrerin bei einem Unfall auf der Herforder Straße verletzt worden.

Dazu befuhr die junge Bad Oeynhauserin mit ihrem Rad gegen 15.55 Uhr die Straße aus Richtung der Bültestraße kommend. Zeitgleich befand sich ein Löhner VW-Fahrer (49) in seinem stehenden Auto auf dem rechtsseitigen Parkstreifen. Als er aussteigen wollte und die Fahrertür öffnete, fuhr die 16-Jährige gegen diese und kam zu Sturz. Dabei verletzte sie sich. Rettungskräfte brachten sie ins Krankenhaus. Der VW-Fahrer blieb unverletzt …

Immerhin wurde die Radfahrerin diesmal in der Überschrift verletzt. Allerdings schreibt die Polizei nicht, wer der Verursacher dieser Verletzungen war. Und im Text steht es dann auch schon wieder anders. Die ganze Meldung liest sich so, als sei die Radfahrerin die einzig Aktive in dieser Geschichte. Der Fahrer des PKW hat ja nur die Tür geöffnet, die Radfahrerin fährt dann rein und verletzt sich selbst.

Tatsächlich wurde sie vom Autofahrer verletzt, der ganz offensichtlich ohne auf den Verkehr zu achten die Tür geöffnet hat. Mithin trägt er – und dazu muss man nichts ermitteln – die Schuld an diesem Unfall, weil er ganz offensichtlich nicht ausreichend aufmerksam war. Mit keinem Wort erwähnt die Polizei, dass man beim Aussteigen aus einem PKW vor dem Öffnen der Tür doch bitte schauen soll, ob das gefahrlos möglich ist. Bei solchen Unfällen sterben Menschen und es wird kein bisschen auf die davon ausgehende Gefahr hingewiesen. Typisch #Autopolizei!

Und warum kritisiere ich diese Texte der Polizei so regelmäßig? Weil natürlich andere Medien völlig unreflektiert alles übernehmen, was die vermeintlichen Freunde und Helfer so veröffentlichen. Bei Radio Westfalica, verletzt sich die Sechzehnjährige bereits in der Überschrift selbst!

Radio Westfalica: Radfahrerin prallt gegen Autotür und verletzt sich
… Die 16-Jährige war gestern Nachmittag auf der Herforder Straße unterwegs, als ein Mann aus Löhne gerade aus seinem am Fahrbahnrand geparkten Auto aussteigen wollte. Sie fuhr gegen die geöffnete Tür und stürzte …

Auch in dieser leicht umgeschriebenen Wiedergabe ist kein Wort davon zu lesen, warum man nicht einfach so eine Tür öffnet. Auch hier ist hauptsächlich die Radfahrerin aktiv, der Autofahrer wollte sogar erst noch aussteigen. Bei Radio Westfalica hat er noch gar nichts gemacht. Die Tür stand wahrscheinlich schon ewig offen! Für den Leser bleibt hängen: “Radfahrer fahren einfach so gegen offene Autotüren. Voll gefährlich, kannste nichts machen. Glücklicherweise wurde der Autofahrer nicht noch von dem Mädchen verletzt!”. Ist übertrieben? Nein, genauso wird in allen Stammtischforen von Autofahrenden argumentiert. GENAU SO!

Herforder Straße mit Parkbuchten

Und “ja”, das Mädchen hat auch etwas falsch gemacht. Etwas, das ihr von Autofahrenden, womöglich den Eltern, an der Grundschule im Verkehrsunterricht und vielleicht sogar schon in der Fahrschule eingetrichtert wurde: fahr rechts! Ich bin immer entsetzt, wenn ich sehe, wie die meisten Menschen auf dem Fahrrad unterwegs sind. Da wird mit Handbreite Abstand zu den parkenden Autos gefahren. Ich bin dort ca. 1 Meter bis 1,50 Meter links von den Autos unterwegs. Ja, das ist “mitten auf der Straße” für den durchschnittlichen, uninformierten Autofahrenden. Meistens drehen die am Lenkrad dann durch, fahren dicht auf, hupen und überholen knapp – aber rammen meist nicht. Alternativ kann man sich auch von Deppen dooren lassen, die beim Öffnen der Autotür noch aufs Handy gucken.

Die Verwaltung hatte vor gar nicht allzu langer Zeit im Rahmen des “Masterplan klimafreundliche Mobilität” geplant, auf der Herforder Straße Schutzstreifen aufbringen zu lassen. Damit hätte man dann die Radfahrenden quasi gezwungen, sich im Öffnungsbereich der dort parkenden Autos zu bewegen und zusätzlich die Überholabstände effektiv verringert. Ich musste im Ausschuss und nebenher viel reden, damit diese Maßnahme dann als einzige im Rahmen des Masterplan klimafreundliche Mobilität nicht beschlossen und ausdrücklich ausgenommen wurde! Hat die damalige Fahrradbeauftragte gar nicht verstanden :-/ Leider ist es in Politik und Verwaltungen recht verbreitet, dass nicht bekannt ist, was sicher ist und was nicht.

Also liebe Fahrradfahrenden: fahrt mitten auf der Fahrbahn, haltet Abstand zum Rand und erst recht zu parkenden Fahrzeuge. Und liebe Autofahrende: macht die Augen auf, schaut über eure Schulter und nach hinten, bevor ihr Türen öffnet. Und bleibt einfach mal hinter einem Radfahrenden, wenn Überholen ohne vorgeschriebenen Abstand nicht möglich ist. Es geht dabei nichts kaputt! Wenn das alles nicht beherzigt wird, dann geht was kaputt – nämlich wie hier die junge Frau! :-(

Über

Ich schreibe hier über Fahrrad(politik), Politik an sich, Technik, unsere Familie und alles was mich sonst so bewegt.

3 Kommentare zu „Dooring auf der Herforder Straße

  1. eeeehm also… ich selbst fahre weder fahrrad noch auto, finde beide parteien im politischen diskurs extrem störend, gefährlich, menschenfeindlich, militant, lächerlich und armselig. militante fahrradfahrer wie militante autofahrer. ich bin quasi miltanter fußgänger und kenne genug chaoten und arschlöcher auf beiden seiten.

    nun zu der geschichte hier:

    autobahn: für autos.

    bordstein und fahrradweg: für fahrräder.

    nun fährt ein fahrrad auf dem weg, der für autos gedacht ist. und nicht auf einer straße (und das ist das wichtige an der geschichte!) für fahrräder!

    nun fährt ein fahrradfahrer dummerweise (evtl suizidfantasien? ich verstehe so ein denken grundsätzlich nicht) auf der straße für autos. du weisst schon, diese dinger, die teilweise mehr als ne tonne wiegen.

    und dann ist da eines dieser autos, die auf dieser straße (die explizit für autos gedacht ist und überhaupt existiert), das nimmt sich das aus ihrer sich unerhörte recht heraus auf der straße zu fahren, die für autos gedacht ist und dann auch noch (!) einzuparken.

    der evtl suizidgefährdete fahrradfahrer ist dann halt an dem vorbeigefahren und ist in die offene tür reingefahren. der autofahrer kann ja wohl schlecht in das fahrrad reingefahren sein.

    du brauchst dich nicht bei mir zu bedanken. ich habe offensichtlich hiermit eine tiefgreifende erkenntnis in dir hervorgerufen:

    das jeder fahrradfahrer, egal ob kind oder erwachsener, der auf einer autobahnstrecke, die nicht für fahrräder gedacht ist, sterben kann und das es in der allermeisten fällen nicht die schuld des autofahrers ist. aus objektiver sicht ist das halt so einzuschätzen. militante fahrradfahrer sind halt alltags-extremisten. ihr könntet euch gegen rassismus, diskriminierung, polizeigewalt, gentrifizierung, welthunger, krieg, pädophilie und tausend andere, weitaus wichtigere, gefährlichere, menschenfeindlichere sachen aufmerksam machen oder dagegen kämpfen, als euch darum zu kümmern, das es in deutschland NOCH MEHR fahrradwege gibt, als es eh schon gibt.

    kein einziger armer mensch, kein einziger ausländer oder migrant macht für so etwas lächerliches politik oder beschäftigt sich mit so etwas, weil es absolut keine relevanz für die allermeisten menschen hat und ihr die politische relevanz und hysterie, wie sie hier dargestellt wird, absolut nicht nachvolziehen können und diese ganze bewegung armselig und lächerlich und im grunde genommen nur eines ist: weiße scheiße von priviligiertzen rassisten und faschos die in einer rassitsischen kapitalistischen welt leben, aber nur ein problem sehen: fahrradwege.

    menschen wie ihr seid eine schande für die menschlichkeit.

    rassisten sind in eurer regierung und du triffst dich mit der fahrradbeauftragten.. und denkst inwiefern was für eine art mensch jetzt zu sein? sozial? menschlich? irgendwas?

    aber hey, solange weiter kinder und ausländer an den küsten europas zerschellen, wieso nicht? ne?

    • Ich habe diesen Unsinn (ich beschreibe den Text so höflich wie ich kann) freigegeben. Auf den ganzen Quatsch, der darin steht – inkl. der sachlichen Fehler – möchte ich nicht weiter eingehen.
      Bezeichnend, dass der Autor zu diesem Stuss nicht mit seinem Namen stehen möchte.

    • Straße für Autos? Meines Wissens ging es hier nicht um eine Kraftfahrstraße. Auf diesen wäre auch das Parken nicht erlaubt. Des Weiteren: Straßen gab es schon lange bevor auch nur das erste Auto brumm-brumm machte.

      Ansonsten, viel Stuss von einem Fahrradhasser. Das Lesen der Ergüsse ist verschwendete Lebenszeit.

      Viele Grüße und gute Besserung an die Frau, die von einem Autofahrer verletzt wurde.
      Kölnradler

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*