ADFC-Fahrradklimatest 2018 für Bad Oeynhausen

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Im letzten Jahr hat der ADFC erneut seinen Klimatest zum Radverkehr durchgeführt. Alle zwei Jahre können Fahrradfahrer (und natürlich auch Menschen die noch kein Fahrrad fahren) einen langen Fragenkatalog zum Empfinden der Radverkehrssituation in ihrer Stadt abarbeiten und so ein Stimmungsbild zeichnen. Dabei geht es ausdrücklich nicht um touristische Routen, sondern in erster Linie um die alltäglichen Wege zur Schule, zum Einkaufen und zur Arbeit.

Bad Oeynhausen hat in den vergangenen Jahren nicht die rote Laterne getragen, war aber definitiv auf den Abstiegsplätzen. Da ist nicht mal von Relegation die Rede gewesen. Umso gespannter war ich, wie das aktuelle Ergebnis aussieht.

Tada! Wir haben uns verbessert! Die Gesamtnote hat sich von 4,32 auf 4,24 verbessert – augenscheinlich haben die gewaltigen Anstrengungen zur Verbesserung der Situation der Fahrradfahrer in den letzten Jahren Erfolge gezeigt. Im Ranking haben wir uns damit von Platz “342 von 364” auf Platz “261 von 311” in der Größenklasse Städte bis 50.000 Einwohner verbessert. Damit sind wir nicht mehr nur 6% besser als die am schlechtesten bewertete Stadt, sondern sogar 16% oberhalb des Letztplatzierten!

Viel geändert hat sich nicht, immer noch sind die Radwege zu holprig, uneben und zu schmal, man kann das Fahrrad schlecht im ÖPNV mitnehmen und die Reinigung der Radwege – vor allen Dingen im Winter – lässt arg zu wünschen übrig. Die Ampelschaltungen sind für Autos optimiert und Falschparker dürfen in Bad Oeynhausen gefahrlos Rad- und Gehwege zustellen.

Weiterhin – auch das mein Kritikpunkt seit Jahren – wird viel zu wenig Werbung für das Radfahren gemacht. Es fehlt die Kommunikation, dass man in Bad Oeynhausen gut und schnell voran kommt, dass man seit 1997 mit dem Fahrrad auf den Fahrbahnen der Straßen fahren darf oder u.U. sogar muss. Mit dem Fahrrad ist man ein Verkehrsteilnehmer, welcher schneller am Ziel ist, als ein Auto im Stau! Denn genau das sind die positiv bewerteten Aspekte. Man kann das Stadtzentrum prima erreichen, viele Einbahnstraßen sind für Radfahrende auch in Gegenrichtung frei und die Wegweisung ist OK. Zudem kommt man wirklich zügig durch die Stadt. Hier sind wir sogar leicht besser als andere Städte unserer Größenklasse. Leider – und das ist ein Punkt für die fehlende Kommunikation – fehlt die Akzeptanz durch andere Verkehrsteilnehmer, hauptsächlich der motorisierten. So ist denn auch die Frage nach den Konflikten mit KFZ und das Fahren im Mischverkehr negativ bewertet worden.

Ansgesichts dieser nicht nur für Bad Oeynhausen wirklich schlechten Ergebnisse in der Bestandsaufnahme zum Radverkehr frage ich mich, wann die Verantwortlichen endlich aufwachen und handeln? Es hilft niemandem, wenn man halbnackte Menschen mit Fahrradhelmen fotografiert und Warnwesten verteilt. Gar nicht! Das ändert an all den Kritikpunkten überhaupt nichts, es bringt keinen Sicherheitsgewinn und trägt weder zur Akzeptanz durch andere Verkehrsteilnehmer bei, noch fördert es den Willen zur Nutzung eines Fahrrades. Kurz gesagt: das was üblicherweise als “Radverkehrsförderung” verkauft wird, ist kontraproduktiv!

Trotzdem fahren gefühlt immer mehr Menschen mit dem Rad. Das lässt mich hoffen. dass es doch Verstand da draußen gibt. Menschen sehen die Vorteile für sich selbst und für die Gemeinschaft, für die Umwelt und sogar für diejenigen, die trotzdem nicht auf das KFZ verzichten wollen. Wenn wir unseren Modal-Split (nicht nur) in Bad Oeynhausen für den Radverkehr um 15% erhöhen und vielleicht bei 25% bis 30% herauskommen, dann bedeutet das, dass auf unseren Straßen 15% weniger motorisierter Individualverkehr unterwegs ist. Weniger Stau, mehr freie Parkplätze. Jeder Fahrradfahrer mehr entlastet die Infrastruktur, spart den Kommunen Geld und ermöglicht den verbleibenden Autofahrern ein besseres Vorankommen.

Über

Ich schreibe hier über Fahrrad(politik), Politik an sich, Technik, unsere Familie und alles was mich sonst so bewegt.

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