Neunjähriges Mädchen schwer verletzt

Als ich von Alex per Threema die Meldung von Radio Westfalica weitergeleitet bekam, habe ich gleich bei den Polizeiveröffentlichungen geschaut, ob da mehr zu lesen war.

Radio Westfalica vom 02.06.2023: Neunjährige bei Unfall in Bad Oeynhausen schwer verletzt
[…] Die Neunjährige war laut Polizei Mittwochabend an der Detmolder Straße mit einem Auto zusammengestoßen. […]
[…] Die Radfahrerin stürzte und geriet unter den Wagen. […]

Ich konnte mir nämlich kaum vorstellen, dass das Kind mit dem Auto zusammengestoßen war, sondern vermutete, dass es genau umgekehrt abgelaufen ist. Sicher ist das Mädchen auch nicht unter den Wagen geraten, sondern sie wurde an- bzw. überfahren. Dachte ich. Die Polizeimeldung ist dann auch etwas ausführlicher.

Polizei Minden-Lübbecke vom 02.06.2023: Kind gerät bei Unfall unter Auto
[…] Hierbei wurde eine junge Fahrradfahrerin von einem abbiegenden Auto erfasst und geriet unter den Wagen. Dabei zog sich das Kind schwere Verletzungen zu. […]
[…] Hierbei kollidierte im Einmündungsbereich die Bad Oeynhausenerin mit ihrem Auto mit der Fahrradfahrerin. Hierdurch stürzte die Neunjährige auf die Straße und geriet unter die Fahrzeugfront. […]

Die Seniorin in ihrem Auto ist von der Detmolder Straße links abgebogen in die Straße Im Winkel. An der Detmolder Straße ist ein Gehweg, den das Mädchen benutzten durfte. Mindestens aufgrund des Alters, ich meine da ist sogar “Radfahrer frei” beschildert. Zuerst wollte ich schreiben “Typischer Abbiegeunfall, Autofahrerin hat nicht aufgepasst und Radfahrerin gerammt.”. Allerdings sah die Situation auf dem Bild der Polizeimeldung so aus, dass es gar nicht in der Verlängerung des Gehwegs passiert ist. Das Rad lag da schon recht weit die Straße rein unter dem Auto. Also erstmal die Finger still gehalten und gestern mit dem Fahrrad dort vorbei gefahren und geschaut wie es aussieht.

Die Bilder mit den Markierungen auf der Fahrbahn lasse ich mal weg. Da sind auch andere Flecken mit drauf. Leider scheint es so zu sein, dass meine erste Reaktion komplett richtig war und zusätzlich das Fahrrad mit dem Mädchen noch über eine Autolänge weit über den Asphalt geschliffen wurde. Entsprechende Kratzer im Asphalt sind auf der Fahrbahn markiert inklusive der Stelle, an welcher das Mädchen wahrscheinlich getroffen wurde. Ich war da vor Ort sehr mitgenommen. Sowas kann ich nicht gut haben!

Insofern, liebe Polizei, damit solche Situationen auch in der entsprechenden Dramatik bei den Menschen ankommen:

• Nein, die Fahrradfahrerin wurde nicht “von einem Auto erfasst”. Sie wurde von einer Autofahrerin angefahren. Ein Mensch hat das getan.
• Das Mädchen “geriet” auch nicht irgendwie unter den Wagen, die Autofahrerin ist auf sie drauf gefahren.
• Das Kind hat sich auch nicht selbst schwere Verletzungen zugezogen. Es wurde von einem Menschen schwer verletzt. Mit einem Auto!
• Ich würde auch nicht das Wort “kollidiert” benutzen. Das Kind wurde angefahren oder gerammt. Wenn ein Auto mit einer Hauswand “kollidiert” bekommt ihr es problemlos hin “Fahrer krachte in Haus” zu schreiben.
• Tatsächlich stürzte das Kind auch nicht. Schreibt doch, dass es gerammt und umgestoßen wurde. Denn genau das ist passiert.
• Und nochmal, dann “geriet” es nicht irgendwie unter die Fahrzeugfront. Die Fahrerin hat wahrscheinlich nicht sofort gestoppt, sondern ist augenscheinlich erst weiter gefahren.

Ihr habt diesen Hergang doch genau so auf der Fahrbahn markiert – zumindest wenn ich die Kratzer und Kreidestriche richtig deute. Die von mir gewählten Worte nehmen nichts vorweg, sie verurteilen nicht. Im Gegenteil, ihr sorgt mit euren Formulierungen nur dafür, dass es sich nach “kann man nichts machen” anhört.

[…] Warum es zur Kollision der 68-jährigen Autofahrerin mit der Radfahrerin kam, ist derzeit Gegenstand der Ermittlungen. […]

Und auch das ist recht einfach: weil die Autofahrerin augenscheinlich nicht ausreichend aufgepasst hat. Völlig ohne etwas vorweg zu nehmen. Wäre das Aufpassen ausreichend gewesen, hätte sie das Kind nicht gerammt. Das beißt die Maus keinen Faden ab.