Kaum noch Radfahrer ohne Licht unterwegs!

Ich schalte mein Licht gar nicht mehr aus. Bin ich zu faul zu. Dank lautlosem und kraftmäßig eigentlich nicht zu bemerkenden Nabendynamo ist das helle Licht durchgängig an. Ich sehe das auch bei anderen Fahrradfahrenden immer öfter. Auch bei Kindern. Die Polizei hat in Minden am vergangenen Donnerstag erneut eine Überprüfung der Radfahrer durchgeführt und kommt zu ähnlichen Erkenntnissen, die sie allerdings etwas anders formuliert: Polizei Mi-Lü: Polizei überprüft Radfahrer in Minden – weitere Aktionen kreisweit geplant
… Rund 700 Radfahrer hat die Polizei in Minden am Donnerstag kontrolliert. Bei den Überprüfungen im Stadtgebiet stellten die Beamten 26 Beleuchtungsmängel fest. Insgesamt wurden 80 Verwarnungsgelder erhoben. 31 Radfahrer kamen mit einer mündlichen Verwarnung davon …
Acht Stunden lang hat die Polizei Radfahrende kontrolliert und in dieser Zeit ist es gelungen, bei 3,71% der Kontrollierten Beleuchtungsmängel festzustellen. Eine deutliche Verbesserung zu vergangenen Kontrollen, bei denen die Quote immer um die 10% lag. Immer noch ein weitaus besserer Wert, als die Zahl der KFZ, die nicht mängelfrei durch den TÜV kommen.

11,4% der kontrollierten Radfahrenden bekamen ein Verwarnungsgeld aufgebrummt. Ich gehe davon aus bzw. hoffe ganz stark, dass das hauptsächlich die depperten Geisterfahrer sind. Deppert, weil sie auf die Propaganda der Polizei und die Gleichgültigkeit der Kommunen reingefallen sind und denken, Radwege seien sicher und man müsste sie in jedem Fall nutzen. Da es an einigen Stellen sogar in die falsche Richtung vorgeschrieben ist, wer kann es verübeln, dass man das dann grundsätzlich so macht. Autofahrer wissen und kennen die Unterschiede im übrigen gar nicht.

Warum werden überhaupt die Radfahrenden überprüft? Grund dafür ist die Zahl der in diesem Jahr bereits verunglückten Radfahrer. Kreisweit waren von Januar bis Oktober 237 Radfahrer in einen folgenreichen Unfall verwickelt. Im Vergleichzeitraum 2013 waren es 13 weniger. Allein in Minden wurden 105 Personen (2013: 108 Personen)verletzt. Bei insgesamt 336 verunglückten Verkehrsteilnehmer aller Arten in Minden liegt der Anteil der Radfahrer bei 37 Prozent. Dies ist kreisweit ein trauriger Spitzenwert. Ganz offensichtlich liegt das aber nicht an der mangelhaften Beleuchtung oder schlechter Sichtbarkeit, denn diese ist – wie die Polizei dankenswerterweise selbst seit Jahren feststellt – besser als die Verkehrstüchtigkeit der KFZ im Straßenverkehr. Leider vergisst die Polizei mitzuteilen, in welchem Maße die überprüften Mängel an den Fahrrädern ursächlich gewesen sind. Hätte sie dies getan, würde dabei heraus kommen, dass ca. 40% der Unfälle durch die Radler selbst verursacht werden – vor ziemlich genau einem Jahr hat die Polizei in Minden das (offensichtlich versehentlich) mitgeteilt. Inklusive der Alleinunfälle – die aber zum Beispiel auch durch wirklich üble Radwege verursacht werden, zählt dann auch zur “Schuld” des Radlers. 60% der Unfälle werden aber durch die Autofahrer verursacht!

Was liegt da näher als diejenigen zu kontrollieren, die mehrheitlich völlig korrekt am Straßenverkehr teilnehmen, das zweitgeringste Gefährdungspotential haben und die Infrastruktur nachhaltig entlasten? … appelliert die Polizei noch einmal an alle Radfahrer sich in der jetzigen dunklen Jahreszeit neben einer funktionierenden Beleuchtung zusätzlich besonders sichtbar zu kleiden und stets einen Helm zu tragen. Danke liebe Polizei! Ihr habt es richtig drauf und wisst, wo man ansetzen muss! Ihr schreibt doch seit Jahren selbst, dass die Beleuchtung der Radfahrenden gut ist und trotzdem werden Menschen auf dem Rad von unaufmerksamen Menschen in Autos ins Krankenhaus oder gar auf den Friedhof geschickt. Kontrolliert doch endlich mal die eigentlichen Unfallverursacher und Gefährder! Appelliert an die Autofahrer, langsamer zu fahren und aufzupassen – und das nicht nur, wenn es um Wildunfälle geht! Sind Rehe mehr wert als Menschen auf Fahrrädern? Das was ihr bisher in Sachen Sicherheit für Radfahrende macht, ist echt völlig daneben!

Über

Ich schreibe hier über Fahrrad(politik), Politik an sich, Technik, unsere Familie und alles was mich sonst so bewegt.

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