Mit dem OeynRad startet ein Verleihsystem von Nextbike
Ich glaube nicht, dass man damit signifikant Menschen zum Pendeln mit dem Fahrrad bringt – Pendler haben i.d.R. bereits ein Fahrrad. Und für „nur mal so“ halte ich einen Euro je halbe Stunde für zu teuer. Wenn der Tag maximal 9 Euro kostet, habe ich nach einem halben Arbeitsjahr ein eigenes Fahrrad finanziert. Welches dann auch zu Hause genutzt werden kann und deutlich besser fährt. Für den aufgerufenen Jahrespreis, welches die Kommune an den Betreiber zahlt, können wir auch den interessierten Pendlern gleich ein neues Fahrrad schenken :-) Warum Pendler? Weil das u.a. die angepeilte Zielgruppe sein soll.
Die meisten der Teilnehmer ließen sich ihr Fahrrad von einem Mitarbeiter des Betreibers entriegeln – und sparten so ’n Euro. Ich wollte aber den Ausleihvorgang ausprobieren und startete daher mit der Installation der Nextbike-App. das klappte problemlos. Auch der erste Aufruf mit der Registrierung war schnell gemacht. Danach wollte die App Zahlungsinformationen haben. Entweder erstmal einen Euro auf ein angegebenes Konto überweisen. Echt jetzt? Das klappt so schnell nicht. Oder die Kreditkarte zücken. Ich wollte aber auch nicht mit der Karte in der einen und dem Smartphone in der anderen eierig die Kartenummer mit dem Daumen in das entsprechende Feld hacken. Blieb Paypal – was ja nicht jedermanns Geschmack ist. Hier funktionierte es problemlos und ich konnte danach per Scan eines QR-Codes am Rad das Schloss desselben öffnen. Ich bin überzeugt davon, dass die Veranstaltung eine Stunde länger gedauert hätte, wenn alle Anwesenden diesen Weg in Eigenregie hinter sich zu bringen gehabt hätten (schreibt man das so?).
Einige griffen natürlich doch zu der motorgestützten Variante – und merkten unterwegs, dass man es auch irgendwie einschalten muss, damit der Motor unterstützt. Scheint wohl nicht so selbsterklärend gewesen zu sein. Mit meinem Biobike kam ich aber problemlos klar. Den Sattel konnte ich recht weit heraus ziehen, um eine für meine 187 Zentimeter wirklich angenehme Sitzposition zu finden, langte das aber trotzdem nicht. Ein bisschen fühlte ich mich wie der sprichwörtliche Affe auf dem Schleifstein. Dafür rollte das Nextbike überraschend leicht. Das hatte ich so nicht erwartet. Die Reifen hatten für meinen Geschmack etwas wenig Luft und fühlten sich bei Schlangenlinien ungenau an, die Bremse verzögerte wie gesagt zögerlich, der Antrieb röllert recht lautstark, aber die Schaltung war präzise – wenn auch sehr hart – und ich konnte halbwegs bequem fahren. Für eine Tour bis Porta Westfalica wäre es mir zu unbequem gewesen, aber bis zum Werrepark als Notnagel kann ich mir das Fahrrad vorstellen.
Am Rathaus konnte ich das Fahrrad dann einfach abstellen. Ich habe jedenfalls nicht in die dafür vorgesehen Bügel packen müssen. Ob per GPS erkannt wird, dass dort eine Station ist? Außerhalb von Stationen abstellen kostet ansonsten 20 Euro. Für die kleine Tour habe ich dann also den ersten Euro an das System abgedrückt. Dafür habe ich mir eine der ausliegenden Regenschutzhüllen für den Sattel mitgenommen.
Mal sehen, wie sich das OeynRad entwickelt – ich bin ein wenig skeptisch. Wir haben nämlich ansonsten nichts für den Radverkehr getan. Immer noch ist die vorhandene Infrastruktur grottig, immer noch findet so gut wie keine positive Kommunikation statt, immer noch sind Ampelschaltungen nicht angepasst, werden Geh- und Radwege konsequenzlos zugeparkt und immer noch wird bei Planungen nur an das Auto gedacht. Oder hat schon jemand gehört, wieviele überdachte Fahrradstellplätze am Medical-Center auf dem Hockeyplatz geplant sind? Oder gar am Königshof?
Gerade weil nix passiert, ist so ein System doch genau das Richtige. Man hat was vorzuweisen, was keinen störrt, man muss sich nicht selber kümmern und es besteht kein Risiko, dass das eine Eigendynamik entfalltet, aufgrund derer man was ändern muss, was den Autoverkehr verändert oder gar einschränkt.
Naja, das ist ja genau mein Kritikpunkt :-)
Mit dem kleinen Detail, dass wir uns selber kümmern müssen, nicht unwesentlich Geld rein schieben, es stört, weil Parkplätze verloren gingen und der Rest so ist, wie von Dir beschrieben. Moment, das wäre ja eine Loose-Loose-Situation :-o
Da ist aber was schief gelaufen, wenn Parkplätze wegfallen. ;-)
(Zitat) “ Und für “nur mal so” halte ich einen Euro je halbe Stunde für zu teuer.“
Bei uns gibts neuerdings diese verd……. E-Scooter, die kosten pro Minute 0,19 bzw 0,20 Euro, das wären in der halben Stunde 3 Euro und die Dinger werden genutzt und anschließend in den Weg geworfen, wo man gerade absteigt.
Die Kosumenten haben kaum noch Kontrolle über ihr Kosumverhalten und die Betreiber reiben sich dei Hände.
Zum Schluss sammelt noch ein nicht deutsch sprechender Handlanger die Scooter mit nem schmudeligen stinkenden Lieferwagen wieder ein und stellt sie woanders auf. Man kann dem nicht mal mitteilen, dass unter der Unterführung 300m entfernt, wo GPS schwach ist zwei Roller seit ner Woche rumliegen.
Was die Leihfahrräder betrifft haben die lokalen Fahrradhändler und Fahrradclubs in meiner Stadt so ziemlich versagt, die hätten sich schon vor über 10 Jahren zusammen setzen müssen und ein attraktives Verleihsystem aufbauen können, jetzt jammern die Abgehängten über Swapfiets und Co. und dass denen Umsatzeinbußen drohen. Der Markt hier ist im Umbruch.
Bißchen widersprüchlich ist auch, das unser CM-Initiator Mitarbeiter einess großen etablierten Fahrradgeschäftes ist und natürlich ganz laut gegen Swapfiets und Co poltert, aber wenn die vom Unternehmen mit 10 Frau/Mann und Spwapfiets kommen und während der CM Werbung dafür machen sagt der große „Anführer“ der CM nichts dazu.
Korrektur: E-Scooter, die kosten pro Minute 0,19 bzw 0,20 Euro, das wären in der halben Stunde -> 6 <- Euro