Das Internet wird sich beim Handel nicht durchsetzen

In der Innenstadt von Bad Oeynhausen gibt es immer mehr Leerstände. Und nein, ich kann leider keinen Händler akquirieren. Wir können nur versuchen, die Umgebungsoptionen etwas besser zu gestalten. Das ist in den letzten Jahren angestoßen worden und die Umsetzung ist im Gange. Natürlich gefällt das wieder vielen nicht und es wird teilweise recht ruppig diskutiert. Einer der Kritikpunkte ist, dass neues Pflaster, neue Bänke und Spielgeräte keine Kundschaft anlocken. Und das ist komplett richtig! Ich fahre auch nicht nach Minden, weil die neu gestaltete Innenstadt angenehmer aussieht als bisher. Ich fahre (selten) dorthin, weil Hagemeier in Minden noch Herrenbekleidung verkauft. In Bad Oeynhausen nicht.

Ich bleibe der Innenstadt auch nicht fern, weil ich mein Auto nirgends abstellen könnte. Ich hatte nie Probleme einen Parkplatz rund um die Innenstadt zu finden. Und auch heute sind immer noch genug Stellplätze – zu sehr vertretbaren Preisen – vorhanden. Ich habe das in der Vergangenheit bereits geschrieben und zuletzt hat es uns wieder mal jemand Externes vorgestellt. Den eigenen Leuten glaubt man ja nicht – auch wenn die Preise mit dem Internet extrem einfach zu recherchieren sind. Das ist vielen wahrscheinlich zuviel Arbeit.

Ich bin im Gegenteil sogar jeden Tag in der Innenstadt, habe dort meinen Hausarzt, habe meine letzte Brille dort erworben, esse jeden Mittag in der Stadt, gehe dort zum Friseur, kaufe (noch) meine Schuhe und esse ab und zu mal ein Eis. Kurz: das was angeboten wird, nutze ich auch. Was nicht angeboten wird, kann ich aber nicht nutzen und deshalb muss ich es woanders besorgen. Und wenn es nur noch Optiker, Friseure und Cafés in der Stadt gibt, dann wird auch nur deren Klientel angezogen. Ob man dafür dann extra die Innenstadt anfährt oder einen anderen, zentraleren Platz sucht, mag sich jeder selbst ausdenken.

Was ich allerdings noch nie vermisst habe, ist Beratung oder Service. Bei einer Brille natürlich, beim Arzt auch. Aber nicht bei generischen Dingen wie Elektrogeräten, Fahrradschläuchen (als Beispiel) oder Klamotten. Letztere probiere ich an und kaufe sie. Alles andere bestelle ich mangels Angebot vor Ort im Internet. Und nein, bei Saturn bekomme ich leider keine Beratung die über das hinausgeht, was ich auch durch die technischen Angaben zum Produkt im Internet bekomme. Wir haben unsere Elektrogeräte für die Küche lokal gekauft, die Waschmaschine auch. Und auch dort war die Beratung “geht so”. Mal ganz abgesehen davon, dass wir für die Waschmaschine 200 Euro mehr gezhalt haben als bei Amazon und sie dafür noch selbst transportieren mussten. Herr Amazon warb mit Lieferung bis in den Keller!

Vor dem Hintergrund zu sagen, dass die “Internetblase platzt” weil es ohne Beratung und Service nicht geht, dann ist das wohl das berühmte Klammern an den Strohhalm. Mit Angeboten lockt man Leute. Das kann für einen Tag auch eine “Blue Night” sein, nachhaltig ist sowas aber genausowenig, wie Parklichter oder Schlager-im-Park. Nicht wenn es um die dauerhafte Belebung geht. Da muss etwas verkauft werden, was regelmäßig benötigt wird. Zum Beispiel Herrenhemden für unter 150 Euro. Wenn das ganze Angebot nach und nach abwandert, ist doch völlig klar, dass auch niemand mehr kommt.

Ich würde gerne in der Innenstadt einkaufen, die ist nämlich sehr schön und man könnte nach dem Einkauf sehr gut irgendwo sitzen und ausruhen oder die Einkäufe irgendwo deponieren (in Bückeburg gibt es große abschließbare Boxen) und dann noch etwas im Park spazieren. Das kann ich auch alles schon machen – nur leider fehlt das Angebot!

Über

Ich schreibe hier über Fahrrad(politik), Politik an sich, Technik, unsere Familie und alles was mich sonst so bewegt.

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