Statistiken und Kontrollen
Und wieder kontrolliert die Polizei vornehmlich Radfahrer in Bad Oeynhausen. Als Grund werden die viele verunglückten Radler genannt – 13 in Bad Oeynhausen in diesem Jahr – und die Tatsache, dass die Polizei festgestellt hat, dass 40% der Unfälle durch die Radler selbst verursacht werden. Das ist ja toll, liebe Polizei. Und da kommt ihr in eurem Verwaltungsapparat auf die gloriose Idee, diejenigen verstärkt zu kontrollieren, die am wenigsten Unfälle verursachen? POL-MI: Polizei kontrolliert Radfahrer
Vornehmlich Radfahrer waren das Ziel von Polizeikontrollen am Mittwoch im Stadtgebiet von Bad Oeynhausen. Ein Drittel der knapp 100 überprüften Fahrerinnen und Fahrer mussten aufgrund von Verkehrsverstößen ein Verwarnungsgeld bezahlen. Vor allem die Benutzung des falschen Radweges war häufig Anlass zum Einschreiten der Beamten. Für einen derartigen Verstoß wird ein Verwarnungsgeld in Höhe von 20 Euro fällig. Das finde ich übrigens gut! Nicht dass es wieder heisst, ich gucke hier durch die Radbrille. Fahren auf der falschen Seite ist gefährlich und Scheiße! Punkt. Nervt mich jeden Morgen. Leider schreiben es die Kommunen den Radfahrern an vielen Stellen genau so vor! In Bad Oeynhausen z.B. an der Werster Straße, der Bergkirchener Straße, der Volmerdingsener Straße, der Mindener Straße … welcher der vielen Verkehrsteilnehmer weiß wohl – sofern er gerade nicht auf dem Rad sitzt – in welche Richtung man den neben der Fahrbahn gerade befindlichen Radweg benutzen kann oder muss? Richtig, keiner.
Nun muss man den Qualitätsjournalisten zudem ankreiden, dass sie auch die Zahlen in einen vernünftigen Kontext stellen und nicht nur die von der Polizei verfassten Texte unreflektiert übernemmen sollten. Das macht es dann zwar für die Polizei eigentlich noch unglücklicher, aber so ist das halt, wenn man nicht diejenigen kontrollieren möchte, die mehrheitlich die Unfälle verursachen.
Ich habe extra die Pressestelle der Polizei angerufen und mich ein wenig über die Zahlen und die Art der Berichterstattung ausgetauscht. Natürlich wird es dort ganz anders gesehen und jedesmal, wenn so ein Bericht über Radkontrollen veröffentlicht wird, würden ein paar Radfahrer anrufen und sich beschweren. Bei mir war’s jedenfalls das erste Mal. Aber ich bin froh, dass offensichtlich noch andere da draußen gibt, die Laut geben, wenn etwas nicht passt. Die 40% unfallverursachende Radfahrer beziehen sich nicht auf alle Unfälle, sondern nur auf die, mit Radfahrerbeteiligung. Und dann sind in dieser Menge auch die Unfälle enthalten, bei denen lediglich zwei Radfahrer betroffen sind oder gar nur ein Radfahrer alleine, weil er z.B. auf einem buckeligen, unzureichenden Radweg aus dem Sattel gehebelt wurde. Das zählt dann auch als selbst verursacht. Der Anteil der durch Radfahrer verursachten Unfälle, bei denen zwei unterschiedliche Verkehrsarten beteiligt sind, wird dadurch noch kleiner.
Leider kann man das ohne die Nennung der zugrunde liegenden Gesamtgröße und deren Zusammensetzung, nicht erkennen. Mit so einer Berichterstattung wird suggeriert – beabsichtigt oder nicht – Radfahrer halten sich nicht an die Verkehrsregeln und sind für einen Großteil der Unfälle verantwortlich. Tatsächlich zeigt die öffentliche Diskussion genau diesen Erfolg. Wenn ich im ASE auf Sicherheitsmängel geplanter Radverkehrsanlagen hinweise, stoße ich auf Unverständnis und aus dem Publikum wird gemurrt. Es interessiert schlicht niemanden, was passiert. … Die Einsatzkräfte richteten ihre wachsamen Blicke zudem auf den Autoverkehr … Wie wachsam die Polizei ihre Kontrollen durchführt, ist übrigens auch ganz nett. Mir kam auf einer Ampelkreuzung eine Radfahrerin in verkehrter Richtung entgegen, die vom dort postierten Polizisten nicht angehalten wurde, weil dieser mit seinem Handy beschäftigt war. Natürlich habe ich ihn angesprochen, warum er die Radlerin nicht kontrolliert habe ;-) „Passiert halt …“ war die Antwort.
Man könnte auch mal die Polizei fragen warum sie immer nur die Zahl „Anteil Radfahrer als Verursacher von Unfällen mit Radfahrerbeteiligung“ veröffentlicht, niemals aber „Anteil KFZ-Führer als Verursacher von Unfällen mit KFZ-Beteiligung“