Fahrstunden

Jeden Tag an dem ich mit dem Rad zur Arbeit und zurück fahre, nimmt mir mindestens ein Autofahrer an Einmündungen oder Hofeinfahrten die Vorfahrt. Wenn hinter diesen Autofahrern niemand steht, finde ich es äußerst unhöflich, dickefellig und nicht zuletzt gefährlich, von demselben wenn er nicht zurück setzt. Ich möchte mal sehen wie der Autofahrer ausrastet, wenn ich mich vor ihn stellen würde. Freitag fuhr ich den benutzungspflichtigen Radweg der Eidinghausener Straße Richtung Norden und hinter der Werrebrücke stand ein PKW mit der Front bis über die Hälfte des Radweges. Ich war weithin sichtbar, hinter dem PKW niemand. Trotzdem blieb der Wagen stehen – obwohl auf der Eidinghausener absehbar soviel Verkehr war, dass eine Einfahrt oder Querung nicht möglich gewesen ist.

Ich bin langsamer geworden und vor dem Wagen hergezirkelt. Kurz vorher habe ich gesehen, dass es sich um einen Fahrschulwagen handelte. Gesagt habe ich nichts, aber mein weises Haupt geschüttelt. Das hat den Fahrlehrer animiert, mir etwas hinterher zu rufen. Was habe ich gar nicht verstanden, aber wenn er diskutieren will, dann bin ich doch so nett, halte an und drehe um. In der Diskussion konnte der Fahrlehrer irgendwie nicht klar machen, warum Vorfahrt nehmen super ist. Aber er müsse seiner Fahrschülerin „ran tasten“ beibringen. Aufpassen scheint da nicht mehr drin zu sein. Und dass die beiden schon 100 Meter bevor ich bei den beiden war nicht mehr getastet haben, ist auch egal. Die standen dumpf auf dem Radweg und guckten mich an.

Auf meine Einlassung, dass man dann doch wohl einfach 1 Meter zurück fährt, wurde mir erklärt, dass die Fahrschülerin dann in der Prüfung sofort durchfallen würde? Ich weiß nicht, ob man meinen Facepalm über dem Kopf gesehen hat. Auf meine Frage warum, erwähnte der Fahrlehrer, dass die Schüler sich doch nicht umgucken, sondern einfach zurücksetzen und dann durchfallen. Natürlich muss man sich umgucken und vergewissern, dass hinter einem frei ist, habe ich erwidert und zusätzlich erwähnt, dass ich gar nicht erwarte Platz gemacht zu bekommen, wenn hinter dem Wagen eine Schlange anderer Autos stünde. Auch wenn das trotzdem Mist ist, bin ich ja nicht päpstlicher als der Papst. Nur wenn frei ist, dann sollte und muss man IMHO einfach Platz machen. Immerhin habe ich Vorfahrt.

Mit tödlicher Sicherheit würde sie dann durchfallen, war die Erwiderung. Tödlich ist es sein Verhalten, konnte ich da nur erwidern, leider zumeist für den Radfahrer. Zurücksetzen ist völlig korrekt, wenn man sich vorher umguckt. Das mit dem Umgucken wüsste ich nicht besser, dass ist der Unterschied zwischen Theorie und Praxis. Das macht keiner und darum sagt er das seinen Fahrschülern nicht. WTF? Da blieb mir echt die Spucke weg und ich habe ihm gesagt, dass er doch nicht vor dem Versuch seinen Schülern was beizubringen schon resignieren solle.

Das Gespräch verlief tatsächlich sehr ruhig und freundlich. Aber ich bin entsetzt, wie sich der Fahrlehrer in der Situation argumentativ verhielt. Das ist eine Katastrophe. Kein Wunder, dass Autofahrer so fahren wie sie fahren. Da wird ganz offensiv gelehrt, dass man Radfahrern nicht Platz machen muss. Und das mit der Begründung dass die Schüler durchfallen, weil Umgucken nicht gelernt sondern vergessen wird. Ich hoffe sehr stark, dass ich das alles nur völlig falsch verstanden habe!

Über

Ich schreibe hier über Fahrrad(politik), Politik an sich, Technik, unsere Familie und alles was mich sonst so bewegt.

2 Kommentare zu „Fahrstunden

  1. Das Hineintasten in eine Kreuzung bei eingeschränkter Sicht entsprechend §8(3) StVO ist nur bei Kreuzungen aber nicht beim Verlassen von Grundstücken oder Parkplätzen zulässig. Dort muss man sich entsprechend §10 StVO einweisen lassen, wenn man nicht genug sieht. Wenn der Fahrlehrer der Meinung ist, unbedingt das Hineintasten üben zu müssen, dann soll er eben mit dem Fahrschüler zu einer entsprechend unübersichtlichen Kreuzung fahren und dort ein paar Runden drehen. Das Blockieren eines Radwegs ist dafür auf jeden Fall nicht nötig.

  2. Ich hatte letzte Woche folgendes Erlebnis:
    Mein täglicher Arbeitsweg führt über die A2. Die ist ja bekanntermaßen 3-spurig ausgebaut. Die Autbahn war relativ leer. Die rechte Spur war ganz frei. Auf der mittleren Spur fuhr ein PKW. Und wie gesagt: Rechte Spur kilometerweit frei. Ich schloss auf den auf der Mittelspur fahrenden PKW auf. Und was musste ich feststellen? Es war ein Fahrschulwagen mit einer Fahrschülerin………….
    Auch nach dem überholen des Mittelspurschleichers konnte ich im Rückspiegel beobachten, dass er keinerlei Anstaltenb machte, auf die rechte Spur zu wechseln.

    Was soll man dazu noch sagen????

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