Artega GT

Gestern erreichte mich die SMS eines Freundes, ob ich heute ein paar Minuten Zeit hätte. Er würde ein Auto probefahren und bei Interesse kurz vorbei kommen. Zwei kleine Jungen freuen sich über Spielzeug eben mehr als nur einer ;-) Klar habe ich Lust.


Artega am Werrepark

Nachmittags dann ein kurzer Anruf, ich habe im Büro die Zeituhr betätigt und eine kurze Pause gemacht. Gesehen hatte ich das Auto in Natura im letzten Jahr schon einmal bei einem der Jubelkorsos im Rahmen der Fußballweltmeisterschaft. Natürlich gleich ein Foto geschossen, weil der Wagen echt gut aussieht, in der Region gebaut wird und zudem alles andere als häufig anzutreffen ist. Und dann brüllte der Motor auch schon um die Ecke. 300 PS hat der Artega GT unter der schön und eng geschnittenen Karrosserie versteckt – so hörte er sich auch an. Sonor, heiser, röchelnd, je nachdem wieweit der Abstand des Gaspedal zum Bodenblech gerade ist.

Einmal kurz drum herum geschlichen und dann Platz genommen. Angezogen passt wohl besser, denn der Wagen ist auf Taille geschnitten. Eine dickere Jacke hätte ich nicht anhaben dürfen. Nachdem man die Füße elegant über die im Sitzen ungefähr in Hüfthöhe liegenden Schweller bugsiert hat, fühlt man sich jedoch schnell wohl. Die Sitze sind bequem, die Sicht eingeschränkt, nach vorne kann man aber gut gucken.


Leider nur probesitzen. Passt aber :-)

Und da will der Wagen ja auch hin! Im Cockpit werkelt ein Mischmasch aus virtuellen Konsolen auf einem TFT und “echten” Rundisntrumenten. Den Tacho entdeckt man nicht auf den ersten Blick, wohl aber den zentral gelegenen Drehzahlmesser, dessen Nadel beim Hochdrehen die Farbe wechselt.

Den Farbwechsel bekommt man mit dem rechten Fuß denn auch schnell hin. Ohne spürbare Verzögerung schnellt sowohl der Drehzahlmesser als auch der Wagen los. Es war ja ein bisschen naß draußen, aber während beim Volvo mit seinen mickrigen 160PS die Vorderräder hilflos durchdrehen, wenn man das DSA ausschaltet, fährt der Artega GT einfach brachial an. Hab’ mich sehr gewundert, dass kein Schlupf, kein Rutschen und kein Schliddern zu spüren waren. Auf dem kurzen Autobahnstück nach Vlotho habe ich nicht bemerkt, dass wir die 100er-Marke hinter uns gelassen haben und ganz groß geguckt, dass der Tacho schon 180 km/h anzeigte! Wenn man derart beschleunigt ist das Ding mit der Verständigung im Auto allerdings schnell gegessen. Man hört, dass da im Rücken ein Motor zu Werke geht, dass muss an Unterhaltung reichen.

Im Stadtverkehr kann man den Artega halbwegs entspannt fahren. Brabbelt manchmal etwas, wenn die Automatik die Gänge wechselt, Schulterblick beim Abbiegen ist schwierig, Bordsteinkanten muss man erahnen, aber das sind Dinge, die wahrscheinlich einfach Gewöhnung erfordern. Trotzdem wäre mir das für die 3 Kilometer ins Büro zu unbequem. Zu zweit hätte ich schon Probleme die Taschen für die Arbeit mit zu bekommen und bei der derzeitigen Schlaglochfrequenz auf den winter- und strukturdefizitgeplagten Straßen macht das sehr straffe Fahrwerk auch keinen Spaß.


… ein schöner Rücken!

Der Wagen ist für die Landstraße gemacht – auf der man nur 100 fahren darf. Schnurgeradeaus auf der Autobahn geht zwar deutlich mehr, aber auf Dauer ist das laute Motorgeräusch dann nervig. Und im Stadtverkehr habe zumindest ich lieber einen übersichtlicheren Wagen. Der Artega GT ist ein Spielzeug für große Jungs. Und ganz ehrlich: wenn ich die 90.000 Euro zum Spielen übrig hätte, würde ich sie lieber dafür ausgeben, als für einen Porsche, BMW oder Audi. Die sind mir alle zu bieder und “normal”, der Artega sieht wilder aus. Nicht zuletzt finde ich es super, dass ein kleiner Hersteller hier aus der Gegend so ein Teil auf die Räder stellt. Leider bin ich nicht in der Situation mir darüber Gedanken zu machen und kann mich daher nur für das Mitnehmen bedanken! Hat Spaß gemacht!

Über

Ich schreibe hier über Fahrrad(politik), Politik an sich, Technik, unsere Familie und alles was mich sonst so bewegt.

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