Zufriedenheit

Ich bin im Moment alles andere als zufrieden. Es passiert zuviel, was mich tierisch annervt. Von Kleinigkeiten bis zu wirklich persönlichen Angriffen ist alles dabei. Und nun sitze ich hier auf dem Balkon, höre ganz leise die Mindener Straße und das Zwitschern der Vögel, die Farben beginnen ganz langsam grau zu werden und ich frage mich, warum ich überhaupt Zeit damit verschwende, mit Dingen zufrieden sein zu wollen?

Blick vom Balkon über Bad Oeynhausen
Blick vom Balkon über Bad Oeynhausen
Die Vögel zwitschern doch, beide Kinder sind gesund, liegen im Bett und schlafen, die Heizung funktioniert. Warum mache ich mir tagelang einen Kopf wegen Anfeindungen, lasse mir die jährliche Radtour mit ‘nem Freund davon versauen? Da habe ich mich echt drauf gefreut.

Welchen Sinn hat überhaupt irgendetwas, was wir machen? Interessiert das irgendjemanden? Warum sind wir – die Menschen – davon überzeugt, das Maß aller Dinge zu sein und warum glauben einige von uns, noch maßgeblicher zu sein? Mit welchem Recht hat mir jemand mehr Moral vorzuschreiben, als die Ameise vor dem Wintergarten? Uns gibt es in dieser Form mit gutem Willen ein paar Dutzend Jahrtausende. Wie lange gibt es die Erde? Wie lange gab es Dinosaurier? Und wieviele Sonnen mit womöglichen Planeten gibt es in den unzähligen Galaxien? Warum bringen wir uns da gegenseitig um? Noch schlimmer, warum schreien wir uns wegen sowas wie “Vorfahrt” an? Wo ist der Sinn?

Nein, ich bin nicht besoffen, ich habe das mit Lars auch auf der Radtour versucht zu diskutieren. Aber vielleicht bin ich auch nur zu dösig. Aber ich kann einfach keinen Sinn darin entdecken, Menschen den Kopf abzuhacken, weil sein Kung Fu schlechter ist als meins oder sein Gott einen kürzeren Bart hat. Ich erkenne grundsätzlich keinen Sinn in Gewaltanwendung oder darin, zwei Menschen die sich lieben nicht die gleichen Rechte wie zwei anderen Liebenden einzuräumen, nur weil sie zufällig das gleiche Geschlecht haben. Ich finde es sogar abstrus, sowas mit dem Tode zu bestrafen. Ich finde die Todesstrafe sowieso völlig unverständlich, unmenschlich, hinterwäldlerisch und bösartig. Kein Land, welches Tötungen staatlich sanktioniert gezielt durchführt, sollte sich “zivilisiert” nennen sollen. Was ist zivilisiert eigentlich? Wer bestimmt das und nach welchen Maßstäben und warum hat der dann ausgerechnet Recht?

Ich weiß auch nicht was man wie ändern kann. Aber wenn ich Nachrichten gucke, wird mir schlecht. Da muss man doch schreien, wenn man über ein Thema nur etwas länger nachdenkt.

Wir haben auf der Erde genug Ressourcen für alle. Es ist genug Geld für alle da, wir haben genug Fläche für alle. Es könnten alle zufrieden leben. Nur einige wenige wollen halt mehr haben, raffen es zusammen und diktieren dann den anderen was richtig ist und dass es richtig ist. Ist das richtig? Ich habe gut reden hier auf meinem Balkon, der Junge auf dem überfüllten Boot im Mittelmeer nicht. Derjenige auf der Müllhalde in Brasilien auch nicht. Das ist nicht richtig. Und auch hier ist es schon soweit, dass wir uns Gedanken machen, wie wir es den Pfandsammlern bequemer einrichten können. Hallo, wach werden, das ist nicht richtig! Wir sollten uns nicht darüber den Kopf zerbrechen, wir wir das Elend erträglicher machen, sondern dass es kein Elend gibt.

Über all dass habe ich schon desöfteren versucht zu diskutieren … es will aber irgendwie niemand. Das frustriert mich. Das trägt zur Unzufriedenheit bei. Alles konfus, ich weiß, ich kann es aber nicht besser in Worte fassen. Tut mir leid.

Über

Ich schreibe hier über Fahrrad(politik), Politik an sich, Technik, unsere Familie und alles was mich sonst so bewegt.

1 Kommentar zu „Zufriedenheit

  1. Falls es Dich tröstet. Ich kenne das Gefühl sehr gut.

    Es macht die Sache zwar nicht besser, aber man sollte durchaus auch mal auf den Modus “Gleichgültigkeit” schalten, wenn es einem zuviel wird. Die Welt ist ja nicht zufällig so, wie sie ist. Geschweige denn, daß man sie einfach ändern könnte.

    Beispiel Straßenverkehr: Warum soll man sich über das Fehlverhalten der anderen Aufregen? Die einen machen es mit Absicht und fühlen sich im Recht. Was sollen die noch lernen? Die anderen machen es unabsichtlich. Das kann passieren. Warum die Aufregung also? Ich bin mittlerweile schon zufrieden, wenn mich keiner anmotzt der offenkundig im Unrecht ist.

    Das hilft zwar nicht etwas zu verbessern, aber die Seele braucht solche Pausen manchmal. Das ist auch der Grund warum ich niemals in die Politik gehen würde. Ich bin Techniker. Ich bin es gewohnt Vor- und Nachteile abzuwiegen und dann eine Entscheidung zu treffen die ich für logisch halte. Die Politik ist mir da viel zu zäh. Jeder Michel will bedacht und überzeugt werden, selbst wenn er von der Materie an sich keine Ahnung hat. Das geht spätestens dann an die Nieren, wenn es um eigentlich selbstverständlichen Kleinkram geht und der andere ohne die Bennnung von faktischen Gründen an seinen Stammtischparolen festhält. Mit solchen Einstellungen gebe ich mich grundsätzlich garnicht mehr ab. Da schaffe ich an anderer Stelle lieber Fakten. Um beim Beispiel zu bleiben. Fehlerhafte Beschilderungen werden von mir, wenn ich damit nicht in Konflickt mit anderen Personen gerate grundsätzlich ausgenutzt. Damit bügel ich dann die Nachteile wieder etwas aus. ;)

    Der lange Rede kurzer Sinn: Man muß auch mal Fünfe gerade sein lassen, auch wenn es verständlicher Weise schwer fällt.

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