Fast erwischt – Verkehrserziehung an der falschen Stelle


Die übliche Radwegbenutzung …

Es ist Ferienzeit, eigentlich sollten die Leute entspannt und die Straßen frei sein. Trotzdem hätte es mich heute morgen gleich zweimal fast erwischt. Das erste Mal bog eine sehr junge Dame ziemlich unerwartet für mich einfach rechts auf das Gelände der Jet-Tankstelle an der Eidinghausener Straße ab, während ich dort den rechtsseitigen Geh- und Radweg (ja, leider benutzungspflichtig) in Richtung Stadt fuhr. Sie hat zwar geblinkt, fuhr aber immer langsamer neben mir her und ich ging daher davon aus, dass sie mir gemäß den geltenden Verkehrsregeln die Vorfahrt gewährt. Als wir beide ungefähr auf gleicher Höhe der Einfahrt waren, zog sie dann beherzt rechts rüber! “Was soll der Scheiß?” habe ich sie etwas differenzierter formuliert gefragt. Sie hat mich nicht gesehen, die Antwort. Herrje, wo hat die denn hingeguckt?


… in Bad Oeynhausen.

Die nächste Dame, die mich umfahren wollte, bog von der Eidinghausener Straße nach rechts ab in Richtung Bosch-Dienst Detert. Sie wollte offensichtlich auf den gegenüber der Apotheke liegenden Parkplatz fahren und zog zügig quer über den mit dicken breiten gestrichelten Linien markierten Radweg, auf dem ich mich bereits ziemlich in der Mitte befand. Da fehlten nur knapp 20 Zentimeter von ihrer Stoßstange bis zu meiner Vorderradgabel, als sie den Wagen ruckartig zum Stehen brachte. Das was mir hier Angst machte ist, dass die Dame von schräg hinten kam und so schnell war, dass ich sie nicht bemerkt habe. Ich fahre wirklich umsichtig – besonders auf den unsäglichen Radwegen – aber hier hätte die Frau mich echt erwischt. Als ich ihr deutlich machte, was ich von solchen Aktionen halte, fauchte sie mich durch die Windschutzscheibe nur an.

Und passend dazu veröffentlicht der Pressedienst der Polizei Minden am letzten Freitag wieder ein paar kluge Ratschläge zur sicheren Teilnahme am Straßenverkehr mit dem Fahrrad.

… und mit einer einfach zu bedienenden Gangschaltung ausgestattet sein. Diese bietet im
Gegensatz zur Kettenschaltung mehr Sicherheit beim Bremsen (“der Rücktritt funktioniert fast immer”) und lässt sich einfacher handhaben …

… Des weiteren wird veranschaulicht, wie wichtig das Tragen des Sturzhelmes ist …

…wie auch rechtliche Hintergründe. “Wann darf mein Kind eigentlich den linksseitigen Radweg benutzen?” …

Ich habe nun schon desöfteren Prospekte von Herstellern hochwertiger Fahrräder gesehen, welche ihre Räder nur noch auf ausdrücklichen Wunsch mit Rücktrittbremsen ausrüsten und auch nur dann, wenn zusätzlich eine hintere Felgenbremse montiert ist. Aus Sicherheitsgründen, weil die Rücktrittbremse nicht den Dreck unter’m Fingernagel wert ist. Vorne wird gebremst. Beim Auto, beim Motorrad, beim Roller … beim Fahrrad ist das Prinzip selbstverständlich gleich. Und mir fällt gerade kein Grund ein, warum ich hier auf Sicherheit verzichten sollte. Hätte ich heute morgen hinten gebremst, gäbe es ein Auto mit Beulen mehr.

Naja, der Helm schützt nunmal nicht vor Unfällen, wie es die Polizei und viele andere Berufene immer predigen. Der Radhelm schützt dagegen nachgewiesenermaßen nicht einmal vor Verletzungen.


Wird wohl nötig gewesen sein.

Und dann noch der Hinweis auf die linksseitigen Radwege. Radwege an sich sind schon ein Übel. Hier passieren die weitaus meisten Unfälle mit Radfahrern. Und dann auch noch auf der falschen Seite! Die Polizei sollte, statt so einen Unsinn auch noch anzusprechen, darauf drängen, dass das konsequent abgeschafft wird. Es sollte laut den geltenden Verwaltungsvorschriften sowieso nur außerorts so ausgeschildert werden und innerorts in ganz kritischen Ausnahmefällen. Gerade in Bad Oeynhausen wird damit aber in letzter Zeit übler Neubau betrieben. Siehe die Bergkirchener Straße, wo der in Fahrtrichtung Wulferdingsen rechtsseitige Gehweg komplett verkommt und links ein benutzungspflichtiger, kombinierter Geh- und Radweg neu gebaut wurde und wenig benutzt wird.

Die Polizei tut meiner Meinung nach recht wenig für die Sicherheit der Radfahrer. Da werden Pressemitteilungen gegen das falsche Linksfahren veröffentlicht, kontrolliert wird nicht. Im Gegenteil, ein paar Tage später wird es hintenrum sogar noch als möglich erwähnt. Hier in Bad Oeynhausen parken Autos auf Radwegen, wird wie bekloppt abgebogen ohne auf Radfahrer zu achten.

Frisch reingekommen und passend zu den Bildern: Radfahrer prallte gegen Beifahrertür. Und warum? Weil ein Dödel auf dem Radweg geparkt hat und der Beifahrer einfach die Tür aufriss.

Liebe Polizei, wann wird da endlich mal was getan, statt immer nur die Radfahrer mit fragwürdigen Hinweisen auf Helme zu “sensibilisieren” und auf gefährliche Radweg zu schicken. Packen sie doch mal diejenigen an, die die Unfälle verursachen: die Autofahrer! Ein Helm verhindert keinen Unfall und ein Radweg provoziert sogar welche!

Über

Ich schreibe hier über Fahrrad(politik), Politik an sich, Technik, unsere Familie und alles was mich sonst so bewegt.

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