Akzeptanz der Fahrradstraße in Bad Oeynhausen

Eben gerade lag der aktuelle Radtourenkalender des ADFC Minden bei mir im Briefkasten. Für unsere Ortsgruppe habe ich dort auch einen kleinen Beitrag verfasst, den ich hier veröffentliche.


Seit ungefähr 1 ½ Jahren gibt es in Bad Oeynhausen eine Fahrradstraße. Es hat fast 4 Jahre gedauert von den ersten Überlegungen und Befahrungen der möglichen Routen im Juli 2009, über die Beratungen in Arbeitsgruppen und Ausschüssen des Stadtrates bis zum endgültigen Beschluß und Auftrag am 22.09.2010 an die Verwaltung, die Straße einzurichten. Von da an waren es nur noch 26 Monate, bis endlich im November 2012 die Beschilderung angebracht wurde und wir in der Kurstadt unsere erste Fahrradstraße hatten!

Sie beginnt in Oberbecksen auf der Bachstraße ab Einmündung Westerfeldstraße und führt von dort in nördlicher Richtung bis zur Weserstraße. Die Radstraße quert diese Hauptstraße, um auf der Hüffer Straße weiter geführt zu werden. Dieser folgt sie bis zur Querung der Hermann-Löns-Straße. Von dort geht es auf der Blücherstraße bis zur Einmündung des Grünen Weg. Der Verlauf bildet unter anderem den Schulweg der Schüler aus dem südlichen Stadtteil Oberbecksen zum Schulzentrum Süd.

In den Planungen der Verwaltung war die Einrichtung vorbildlich mit Aktionen zur Bürgerinformation verknüpft: große Banner solten einige Zeit über der Fahrbahn den Autofahrern die geänderten Gegebenheiten verdeutlichen. Dazu waren Verteilaktionen mit Flyern für die Anwohner im Gespräch, flankiert von entsprechenden Pressemeldungen in den Lokalzeitungen.

Hüffer Straße von der Blücherstraße aus gesehen.
Hüffer Straße von der Blücherstraße aus gesehen.
Nun, zu letzterem hat es gereicht und das Zeichen 244.1, welches den Beginn einer Fahrradstraße anzeigt, hätte auch durchaus etwas größer ausfallen dürfen, als die kleinen Kuchenbleche, die akuell aufgestellt sind. Womöglich ist das einer der Gründe für die doch ein wenig mangelhafte Akzeptanz der Fahrradstraße durch die Autofahrer.

Bereits im Vorfeld der Einrichtung gab es Gespräche mit Bürgern, die den Sinn der Fahrradstraße hinterfragten, wenn dort doch trotzdem mit dem Auto gefahren werden darf. Tatsächlich ist das mittlere Stück der Strecke – die Hüffer Straße – nur für den Anliegerverkehr freigegeben. Das war sie schon seit Jahren auch ohne Fahrradstraße, nur hat sich auch zu dieser Zeit niemand daran gehalten. Da schien es aber noch nicht zu stören. Inzwischen gab es Presseberichte mit Beschwerden hinsichtlich der von den KFZ gefahrenen Geschwindigkeiten auf der Fahrradstraße. Und wieder wird hinterfragt, ob so eine Einrichtung überhaupt Sinn macht.

Ja, natürlich! Denn allein schon, dass darüber diskutiert wird, rückt das Fahrradfahren in den Fokus! Nur in Diskussionen über das Thema kann man den Verkehrsteilnehmer die Regeln nahe bringen. Denn Hand auf’s Herz, wer schaut in die Straßenverkehrsordnung, bevor er in so eine Straße fährt und nicht weiß, was die Beschilderung genau bedeutet. Es gilt Tempo-30, Fahrräder haben Vorrang vor dem motorisierten Verkehr, grundsätzliche Vorfahrt an Einmündungen haben sie nicht. Es darf mit dem Fahrrad nebeneinander gefahren werden und Autofahrer müssen im Zweifel hinter den Fahrrädern bleiben, falls ein Überholen nicht möglich ist.

Noch dazu ist die Route der Fahrradstraße in Bad Oeynhausen bewusst so gewählt worden, dass es dem motorisierten Verkehr möglich ist, ohne Zeitverlust Alternativrouten zu nutzen. Trotzdem wird die Fahrradstraße ganz selbstverständlich mit PKW befahren. Klar, die Anwohner dürfen und sollen das ja auch, aber der Durchgangsverkehr hat dort eigentlich nichts zu suchen. Noch dazu in einer Anliegerstraße es sowieso nicht erlaubt ist, diese als Durchfahrt zu benutzen.

Ein Patentrezept, wie man dieses Verhalten verändern kann, wird noch gesucht. Auf gar keinen Fall sollte man Überlegungen anstellen, eine Fahrradstraße wieder zurück zu widmen. Bad Oeynhausen möchte immer noch das Siegel “Fahrradfreundliche Stadt” erhalten. Eine Fahrradstraße ist ein Meilenstein auf dem Weg zu diesem Ziel und verdeutlicht, dass man es durchaus Ernst meint. Darum muss die Kommunikation der Regelungen und die Verdeutlichung von Alternativen für den motorisierten Verkehr – das kann statt einer anderen Strecke durchaus auch der Umstieg auf das Fahrrad sein – unbedingt forciert werden.

Über

Ich schreibe hier über Fahrrad(politik), Politik an sich, Technik, unsere Familie und alles was mich sonst so bewegt.

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