Interview zum Radverkehr

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Vorgestern rief mich eine junge Dame auf dem Handy an, deren Namen ich nicht verstanden habe, weil er so schnell runter gerattert wurde und deren Arbeitgeber auch unverständlich war – abgesehen davon, dass es wohl eine Zeitung war. Sie hat auch gleich, ohne meine Frage zum warum abzuwarten losgefragt und wollte etwas zum Radverkehr wissen. Offensichtlich haben Journalisten/Redakteure sehr wenig Zeit.

Da ich aber aus der Vergangenheit und dem Umgang mit der Presse gelernt habe, blieb ich sehr zurückhaltend und habe mehrfach und deutlich nachgefragt, in welcher Funktion ich angerufen wurde, worum es in dem Artikel gehen sollte und für welche Zeitung überhaupt. Das gestaltete sich aufgrund der Anrufqualität zunächst schwierig, so dass die ersten drei Minuten schon mit diesen Meta-Informationen verplempert wurden. Verständliche Meldung mit klarer Ansage am Anfang würde vieles erleichtern.
Neue Westfälische vom 13.07.2018: Jeder achte Verkehrstote ist ein Radfahrer
… Auch Andreas Edler vom ADFC Minden-Lübbecke kritisiert, dass es auf den Straßen immer ruppiger werde, sieht das aber vor allem auf Seiten der Autofahrer …

Es wurde dann ein doch längeres Gespräch mit einigen Monologanteilen von mir ;-) welche im Artikel auf zwei zentrale Sätze gekürzt wurden. Damit bin ich aber ganz zufrieden. Inhaltlich ist mir der Artikel nach der Mütze und für die Aussagen der anderen Interviewpartner kann die Presse ja nichts. Wobei der ADAC-Mann ja durchaus einer Meinung mit mir ist. Ich habe was den Mischverkehr angeht genauso gesagt, dass ich niemanden mit dem Rad auf die Mindener Straße schicken möchte. Nicht nehmen lassen kann sich der ADAC den überflüssigen Whataboutism, indem mit dem Finger auf die Radfahrenden gezeigt wird. … häufig sind die Autofahrer schuldig. Dabei dürfe aber nicht das verkehrswidrige Verhalten der Fahrradfahrer außer Acht gelassen werden … Das “häufig” muss er durch “in den allermeisten Fällen” ersetzen, damit aus der Aussage eine der Wahrheit entsprechende wird. Und ja, in einem Viertel der Fälle hat sich dann auch mal der Radfahrende falsch verhalten, allerdings ist dessen Gefährdungspotenzial deutlich, deutlich geringer als das der Blechkutschen. In der Regel gefährdet der Radfahrende sich selbst – auch doof, aber 1,5 Tonnen Stahl gefährden nunmal in der Regel alle anderen. Wenn wir schon “aber die anderen” spielen, dann richtig.

Völlig an dem vorbei, was sie eigentlich tun sollte ist die Radverkehrsbeauftrage der Stadt Bielefeld, wenn sie äußert … Sie gibt zu bedenken, dass sich Radfahrer zwischen den Autos auf der Fahrbahn unsicher fühlen könnten … Ja, das ist so. Und ihre Aufgabe ist es nicht, dieses Gefühl zu bedienen, sondern dafür zu sorgen, dass die tatsächliche Sicherheit in der Realität umgesetzt und kommuniziert wird. Man wird auf der Fahrbahn wahrgenommen und nicht umgefahren. Da muss aufgeklärt werden und nicht weiter auf diese bescheuerten Radwege hinter parkenden Autos und meterhohen Hecken gesetzt werden, weil man sich da ja so sicher “fühlt”, aber an der nächsten Kreuzung vom träumenden LKW-Fahrer tot gefahren wird.

Der Artikel ist aber gelungen und hat seinen Weg in der Printausgabe sogar auf die Titelseite geschafft. Nicht im Lokalteil, sondern ganz vorne drauf in den überregionalen Teil. Sehr schön. Hoffentlich bringt es etwas.

Über

Ich schreibe hier über Fahrrad(politik), Politik an sich, Technik, unsere Familie und alles was mich sonst so bewegt.

3 Kommentare zu „Interview zum Radverkehr

  1. Beim träumenden LKW-Fahrern kann ich so nicht folgen. Bisher kenne ich keine Belege, dass die ganzen Rechtsabbieger-Unfälle durch Träumerei verursacht wurden.

    Nun werden wir ja demnächst mit dank “Aufbruch NRW” lauter neuer kommunale Radwege bekommen – und wir wissen alle, wie Radwege aussehen, die angeblich nach Den Regelwerken gebaut sind. #Ausnahme

    • Die Träumerei habe ich doch nur der Einschätzung der Polizei und deren regelmäßiger Unfallberichterstattung entnommen. Die schreiben dort fast ausschließlich von “übersehen” und damals in der Schule hat mich meine Mama für solche “Flüchtigkeitsfehler” immer der Träumerei gescholten. Wie meint die Polizei das denn sonst? Wirklich übersehen kann man soetwas Großes wie einen Menschen nicht ganz so einfach, der ist ja nicht durchsichtig.

  2. Also ich würde mir nicht zutrauen, alle Spiegel in einem LKW gleichzeitig im Blick zu behalten. Wenn ich in den letzten geschaut habe, müsste ich beim ersten wieder anfangen, denn in 2 Sekunden hat sich längst wieder was geändert.

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