Fahrradkontrollen in Bad Oeynhausen

Mich nervt die Berichterstattung der Polizei immer mehr an. Ich kann die Leute wirklich nicht mehr Ernst nehmen. Eigentlich schade, wo die Truppe doch eigentlich zu meinem Schutz da sein sollte. Am Mittwoch wurden wegen der vielen Unfälle mit Fahrradbeteiligung Kontrollen in Bad Oeynhausen durchgeführt. Und natürlich wurden die Radfahrer kontrolliert, auch wenn die Polizei kurz und leise am Ende des Artikels schreibt: Polizei Mi-Lü: Polizei kontrollierte schwerpunktmäßig Radfahrer
… Rund 40 Prozent der Verkehrsunfälle wurden dabei durch die Radler selbst verursacht …
Die weitaus meisten Unfälle verursachen also nicht die Fahrradfahrer, sondern andere Verkehrsteilnehmer. Ganz klar, da muss man die kontrollieren, die überhaupt gar nicht hauptverantwortlich für die Unfälle sind. In den 40% sind übrigens zwangsläufig auch die Eigenunfälle enthalten, also diejenigen Unfälle, bei denen ein Radler ganz allein in den Graben oder einen Zaun fährt – ohne Beteiligung Dritter. Die “Schuldquote” bei Unfällen mit Beteiligung Dritter dürfte also noch deutlich unter 40% liegen.

Und wie schlimm es war, kann man auch schön herauslesen: … Bei über 200 kontrollierten Fahrzeugen bzw. deren Fahrern stellten die Beamten zum Teil erhebliche Verstöße fest … Bei insgesamt 5 Fahrzeugen waren Beleuchtungsmängel zu beklagen … Fast alle Fahrradfahrer sind ohne Licht unterwegs wird in Leserbriefen, Foren und am Stammtisch getrötet. Tatsächlich scheint eine Quote von unter 2,5% defekter Beleuchtungen eher auf das Gegenteil hinzudeuten. Das deckt sich im übrigen mit meinen Beobachtungen.

Vorbehaltlos unterstützen kann ich dagegen das Herauswinken der dämlichen Geisterfahrer. Das ist wirklich gefährlich, ärgerlich und nervig. Verstöße der Zweiradfahrer waren im wesentlichen das Benutzen der Radwege in unzulässiger Richtung, falsches Verhalten gegenüber Fußgängern sowie Vorfahrtsverletzungen. Dass auch in Bad Oeynhausen die linksseitige Benutzung von Radwegen unverständlicherweise immer noch an einigen Hauptstrecken vorgeschrieben ist, wird verschwiegen. Die Polizei scheint nicht gerne darüber zu reden, auf meine Anfrage von Anfang Juni habe ich jedenfalls noch keine Antwort bekommen – darum habe ich heute morgen noch einmal nachgefragt.

Ich bin heute morgen beim Rechtsabbiegen von der Steinstraße in die Königstraße beinahe von einem Autofahrer umgefahren worden, der nicht darauf geachtet hat, was um ihn herum passiert. Auf dem Rückweg hat mir an der Breitenbachstraße wie üblich ein Autofahrer die Vorfahrt genommen und obwohl ich auf der Fahrbahn nicht weiter kam, zirkelte ein Van-Fahrer um mich herum und bockte sein Vehikel dabei noch ab. Auf dem Radweg an der Eidinghausener Straße ist dann ein Autofahrer unvermittelt vor mir rechts abgebogen … ich konnte aber noch bremsen. Im Dörgen kannte eine Frau kurze Zeit später weder ihren Tacho, noch schien sie je etwas von Mindestabstand beim Überholen gehört haben. Um all diese Dinge kümmert sich die Polizei im Zusammenhang mit Fahrradunfällen exakt genau gar nicht!

Lächerlicherweise wird wieder der Helm als Heilsbringer propagiert: Doch auch Positives gibt es zu berichten: Im Rahmen ihrer Kontrollen trafen die Beamten auf über 60 Träger von Fahrradsturzhelmen. Hier lernen offensichtlich auch viele Erwachsene von ihren Kindern, dass im Falle eines Unfalles der Helm lebensrettend sein kann. In keinem der Situationen heute, hätte ein Helm die Gefährdung gemindert. Liebe Polizei, überlegt doch einfach mal, was ihr tatsächlich zur Sicherung des Radverkehrs machen könnt. Aus den selbst gelieferten Zahlen geht doch deutlich hervor, dass die Probleme zum Großteil woanders liegen. Warum wird dort nicht angesetzt? Ich werde mit jedem solcher Presseberichte ärgerlicher! Ernst nehmen kann ich das leider nicht mehr.

Über

Ich schreibe hier über Fahrrad(politik), Politik an sich, Technik, unsere Familie und alles was mich sonst so bewegt.

4 Kommentare zu „Fahrradkontrollen in Bad Oeynhausen

  1. Ich kann Dir da nur zustimmen. Ich hatte zwar nur wenig Zeit und habe die Artikel (auch Ringstraße/Kanalstraße – Radweg) überflogen aber das reichte schon. So ein Blödsinn der auch noch von der Zeitung verbreitet wird – traurig. An der Unfallkreuzung hat man wohl inzwischen eingesehen das die ERA einiges an Sinn macht und doch etwas daraus umsetzen könnte. Allerdings denke ich das Schilder (abnehmen oder aufstellen) nichts bringen. Es wissen einfach zu wenige was Stand der Dinge ist.
    Wichtig ist jedoch das etwas unternommen wird um die Radfahrer auf den richtigen Weg zu bringen. Das Radeln als Geisterfahrer geht gar nicht und bringt mich oft in Bedrängnis. Und ich glaube das das auch nur mit “Wehtun” sprich teuer in den Griff zu bekommen ist…..

  2. Mein Eindruck beim Nutzen des Fahrradlichtes ist ein anderes als Deiner, Andreas. Eine korrekte Beleuchtung zu besitzen ist das eine. Diese auch zu benutzen das andere. Allerdings sieht man auch vielfach einäugige Autofahrer, ohne dass dies groß thematisiert wird.

    Beim restlichen Beitrag kann ich Dir guten Gewissens vollumfänglich zustimmen. Vielleicht noch mit der kleinen Ergänzung, dass Hochbordradwege geisterfahrende Radfahrer gerade zu heranziehen. Wenn ich Fahrzeugführer wie Fußgänger behandle, dann brauche ich mich nicht wundern, wenn diese sich auch so verhalten.

    Der Kommentar von Jörg ist auch sehr wichtig. Schilder abhängen alleine bringt es nicht. Dazu ist das eigentlich selbstverständliche Fahrbahnradeln nicht genug in den Köpfen verankert. Überhaupt ist die ganze Regelung wann ein Radfahrer wo zu fahren hat viel zu kompliziert. Ich bin kein großer Freund des “Shared Space”, aber in einem Punkt hatte der Niederländer Hans Monderman als Entwickler dieses Konzeptes Recht. “Wo Schilder nötig sind mangelt es meist an der Gestaltung!” Sprich: Bei einer guten Radverkehrsführung käme es auf diesen ganzen Wahnsinn mit Benutzungspflichten und Freigaben gar nicht mehr an! Man würde wie von alleine auf die Richtige Seite und sichere Routen geführt.

    • Bei den letzten Radüberprüfunegn in der dunklen Jahreszeit hat die Polizei laut eigenen Zahlen jeweils ca. knapp 10% Radler ohne Licht erwischt. Warum auch immer – ob nur aus oder kaputt. Das habe ich natürlich auch jedesmal hier verwurstet ;-)

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