Motorrad fahren ohne Führerschein

Doch, das geht …
Ich hätte nie gedacht, dass ich einem Hinrgespinst des Scheuer Andi mal etwas abgewinnen könnte, aber nun scheint es passiert zu sein. Da kommt doch aus dem Bunderverkehrsministerium glatt der Vorschlag, dass man unter bestimmten Voraussetzungen ein Mopped fahren dürfte, wenn man nur den Führerschein für ein Auto hat. Hört sich voll wild an. Und auf Twitter ging es auch gleich hoch her. Aber ich konnte mir das durchaus vorstellen. Denn: die Theorie ist doch genau die Gleiche!

Richtig ist, dass man nicht einfach so auf ein Mopped steigen sollte! Zumindest mal erklärt bekommen, wie das ganze funktioniert macht schon Sinn. Wenn sowas also erlaubt sein soll, dann bitte nur mit verpflichtenden Praxisstunden im normalen Führerschein. Wer glaubt, nach den paar Pflichtstunden beim Führerschein wäre mit egal welchem Fahrzeug richtig fit für die Teilnahme am Straßenverkehr glaubt auch, dass ein Zitronenfalter Zitronen faltet.

Und dann sollte man auch nicht gleich eine Hayabusa fahren dürfen, sondern erstmal mit einem Leichtkraftrad anfangen. Einhundertfünfundzwanzig Kubikzentimter Hubraum und ein bisschen was über 100 Km/h schnell. Ganz ehrlich? Ich darf mich mit 18 Jahren nach Erwerb des Führerscheins sofort in einen Wagen mit 500 und mehr PS setzen und los brausen. Das ist mal richtig Scheiße, das geht beim Mopped nämlich jetzt schon nicht!

Und wenn man dann – zum Beispiel – zwei Jahre Fahrpraxis nachgewiesen hat … vielleicht durch Zulassung eines solchen Fahrzeugs auf seinen Namen, dann kann man die nächsthöhere Klasse fahren. Bis 27 PS oder so. Ich habe seit 1987 den Führerschein Klasse 1b und seitdem bin ich auch fast durchgängig im Besitz eines Zweirades mit mindestens 50ccm, seit 2001 sogar mit 125ccm. Und ich fahre damit auch gelegentlich. Ich hätte jetzt echt keine großen Bedenken, mir ein Zweirad mit 30 PS zu kaufen und damit ein wenig zu fahren. Eins mit 150 PS käme für mich gar nicht in Frage.

Ja, das mit der Vernunft und dem Verzicht ist das Problem, darum ja auch der Nachweis durch Zulassung auf den eigenen Namen … oder meinetwegen eine arg verkürzte Prüfung vor der nächsthöheren Klasse. Stellt sich raus, dass das ungefähr so der Vorschlag aus dem BVMI ist. Meiner Meinung nach also gar nicht mal der Untergang des Abendlandes!

Ich weiß auch nicht, wieviele der Menschen die da jetzt Milliarden von Verkehrstoten wittern, schon mal eine 125er gefahren sind. Ich glaube aber, um die von rechtsabbiegenden LKW getöteten Kinder scheren die sich auch eher weniger. Jedenfalls lese ich da immer nur Tweets aus meiner Filterblase und nicht aus allen Ecken! Und ja, ich habe auch schon mal ein Mopped mit mehr als 40 PS bewegt ;-)

Noch ist es nicht durch, aber das ist wesentlich vernünftiger als vieles andere, was bisher aus der Ecke kam. Und es gibt übrigens auch Leichtkrafträder mit Elektromotor in der Klasse!

Über

Ich schreibe hier über Fahrrad(politik), Politik an sich, Technik, unsere Familie und alles was mich sonst so bewegt.

1 Kommentar zu „Motorrad fahren ohne Führerschein

  1. Hallo Andreas,
    weiß der Teufel, welche Lobby da wieder hinter steckt.
    M. E. sollten Leute, die ein Motorrad fahren möchten eine Befähigung nachweisen in Form eines Führerscheins passend für Motorräder.

    Hayabus war gestern, der ultimative Renner kommt von Kawasaki, Ninja H2R 1000 ccm und 310 PS, über 300 km/h.

    Leider habe wir Motorradfahrer das selbe Problem wie Fahrradfahrer. Wir werden übersehen, abgedrängt, etc.
    Mehr Motorräder auf der Straße bedeuten so zwangsläufig mehr Verletzte und Tote.
    Diese Spirale hat dereinst den 125gern den Todesstoß versetzt, da ein Schüler häufig die Versicherungsprämie nicht mehr bezahlen konnte.
    Warum das heute funktioniert, weiß ich nicht.
    Finanzstarke Eltern oder Großeltern??

    Warum ein Autofahranfänger ein Auto mit über 500 PS fahren darf, ein Motorradfahranfänger sich aber zunächst mit 35 kw oder knapp 48 PS begnügen muss war mir immer schon ein Rätsel und es käme sicherlich auf eine Grundsatzfrage vor dem Verfassungsgericht an um die Rechtmäßigkeit zu klären.

    So stellt sich für mich die Sinnhaftigkeit ob ein Autofahrer gleichzeitig ohne extra Prüfung ein Motorrad fahren darf gar nicht.
    Denn dass hieße ja im Umkehrschluss, dass jemand der nur einen Motorradführerschein besitzt auch ein Auto fahren dürfte.

    Ein Motorrad fährt sich völlig anders als ein Auto. Ohne vorherige Fahrpraxis in der Fahrschule unter Anleitung sollte sich niemand auf ein Motorrad setzen.

    Beste Grüße

    Martin

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