Aggression gegen Radfahrerin (die zufällig Polizistin ist)

So gut wie täglich werden Radfahrende von Autofahrenden bedroht. Ganz oft nicht mal absichtlich, sondern durch Unachtsamkeit – oft aber auch ganz bewusst. Ich bin auch schon mit dem Fahrrad vor einem wilden KFZ-Fahrer geflüchtet, der hinter mir her war und versuchte mich an jeder Einmündung zu stoppen, indem er sich mehrfach quer auf den Radweg der Eidinghausener Straße stellte. Und vor ein paar Tagen gab es ebenfalls ein Streitgespräch, in welchem mir ganz offen gedroht wurde. Vom Betätigen der Wisch-Wasch-Anlage beim Überholen mal ganz abgesehen. Tagesspiegel vom 21.02.2018: Eingestelltes Verfahren gegen Verkehrsrowdy wird neu aufgerollt
… „In dem Fall einer Fahrradfahrerin, die von einer Autofahrerin drangsaliert worden sein soll, hatte ich bei der Generalstaatsanwaltschaft einen Bericht angefordert. Die Staatsanwaltschaft Berlin hat in der Sache ihre Ermittlungen wieder aufgenommen“, erklärte der Senator …

Nun ist so etwas einer Polizistin passiert, welche den Vorfall angezeigt hat. Liest man in den einschlägigen Fahrradforen, passiert auch dies häufiger. Genauso regelmäßig werden diese Verfahren eingestellt. Kein Interesse an der Verfolgung, ist ja nichts passiert, ist ja eh Aussage gegen Aussage. Das Gleiche, was auch mir auf der Polizeiwache in Bad Oeynhausen erklärt wurde, als ich vor vielen Jahren das einzige Mal in meinem Leben einen Vorfall im Straßenverkehr anzeigen wollte. Hatte damals sogar nichts mit dem Fahrrad zu tun.

Auch die Anzeige der Polizistin wurde von der Staatsanwaltschaft eingestellt. Und plötzlich schreien alle auf. In den Medien wird von Justizversagen gesprochen, alle sind empört. Liebe Presse: das passiert jeden Tag, Das ist euch sonst nur eine Randnotiz wert, nämlich die, dass die Radfahrende im Zweifel keinen Helm trug und keine Weste anhatte. Und auch die Polizei interessiert sich ansonsten eher mäßig für solche Vorkommnisse.

Aufgrund dieses medialen Echos wird der Fall offensichtlich wieder aufgerollt. Gut so. Ehrlich. Ich als realistischer Pessimist glaube aber, dass das ein Einzelfall ist und danach wieder munter gedrängt, gehupt, bedroht und gerammt werden darf, ohne dass die motorisierten Verkehrsteilnehmer mit spürbaren Konsequenzen rechnen müssen.

Über

Ich schreibe hier über Fahrrad(politik), Politik an sich, Technik, unsere Familie und alles was mich sonst so bewegt.

1 Kommentar zu „Aggression gegen Radfahrerin (die zufällig Polizistin ist)

  1. Meine Güte – die war doch selber Schuld, so ganz ohne Helm! HättesemalRücksichtgenommen!

    BTDT: Anzeigen gegen Autofahrer enden spätestens mit dem Bescheid der StA mit Einstellung “mangels öffentlichen Interesses”. ist ja auch viel besser so, warum sollte man irgendjemanden unnötigerweise darauf aufmersam machen was in diesem unsrerm Lande so wirklich abgeht, und sei es nur in einer Kriminalitätsstatistik. Man denke nur an den Ruf des doitschen Autofahrers im Ausland! Dumm war in dem Fall ja nur das es eine Polizistin war, und die Sache auch noch an die Presse ging (irgendwie würde ich doch mal gerne ihre Personalakte nächstes Jahr durchschmökern. Würde mich nicht wundern wenn dort vor ihrer “Unzuverlässigkeit” gewarnt würde)

    Inzwischen juckt es mich immer mehr einen englichen Blog, etwa “biking in germany” oder sowas zu beginnen: dort immer schön die Beispiele auflisten mit Ergebnis und anschließend die Leser fragen ob sie einen geplanten Radurlaub – oder auch nur *auch* Radurlaub – in so einem Land verbringen wollen. ich würde es quasi als “lebensrettende Sofortmaßnahme” gegenüber Touristen sehen.

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