Bei durchgezogener Linie überholen?

Im letzten Monat ist ein Fahranfänger auf der Koblenzer Straße tödlich verunglückt. Ganz offensichtlich ist er mit nicht angepasster Geschwindigkeit – deutlich zu schnell – gefahren und hat die Kontrolle über sein Fahrzeug verloren. Kein Einzelfall auf der Strecke und es sind bereits Maßnahmen eingeleitet. Große Hinweistafeln sollen aufgestellt werden. Verstehe ich ja nicht. Es gibt dort Geschwindigkeitsbegrenzungen sind dort reichlich, die Schilder sind gut sichtbar, ich kann sie erkennen. Und ich halte mich daran. Warum? Äh, ja, weil es Vorschrift ist? Weil die allermeisten Geschwindigkeitsbegrenzungen tatsächlich einen Grund haben? Weil es keinen Grund für mich gibt, mich nicht daran zu halten?

Fahrlehrer sehen das ganz offensichtlich anders. Denn in einem Artikel der NW zu dem Unfall wird gesagt: NW vom 19.12.2012: Fahrlehrer: “Schilder reichen nicht”
… “Man muss über bauliche Maßnahmen nachdenken”, sagte er gestern: “Das muss man spüren.” … Geschwindigkeitsbegrenzungen würden oft ignoriert. Die Risikobereitschaft der 16- bis 24-Jährigen sei viel zu hoch, das belegten die Unfallstatistiken.
Naja, nicht nur die der 16 bis 24jährigen. Obwohl das natürlich genau diejenigen Autofahrer sind, mit denen zuletzt die Fahrlehrer zu tun hatten. Und letztere sind jene, welche den jungen Leuten das Autofahren beibringen. Und dabei – so war es jedenfalls damals bei mir – geht es nicht hauptsächlich darum, wie ich die Bremse oder das Gaspedal physisch bediene, sondern nach welchen Regeln ich mich zu richten habe. Und auch was passiert, wenn ich das nicht tue. Vor einem Vierteljahr hatte ich schonmal ein Gespräch mit einem Fahrlehrer, der sein Unvermögen den Fahrschülern Regeln beizubringen in Worte fasste. Ich war da wirklich baff.

Und nun wird das in ähnlicher Form wiederholt. Was läuft hier schief? Ich musste damals auf der Hercules Ultra 80 rechts ranfahren, nachdem ich einen Traktor mit Heuwender sehr sportlich überholt hatte. Mein Fahrlehrer wies mich dazu mit den Worten an: “Sofort rechts ran, ich muss kotzen!”. Heute sitzt ein Fahrlehrer neben seinem Schüler und erzählt mir am offenen Fenster, dass die Schüler eh machen was sie wollen und dass er deshalb gar nicht erst darauf hinweist, wie es richtig zu laufen hat. Wo liegt wohl der Unterschied? Mich wundert aber eigentlich nichts, denn Möglicherweise verstehen die Fahranfänger so, warum Martinez es ihnen nicht erlaubt, einen Radfahrer bei durchgezogener Fahrbahnlinie zu überholen, auch wenn die anderen Autofahrer von hinten drängeln. Äh, durchgezogene Linie? Überholverbot? Vielleicht deshalb? Wobei das ja nicht ganz richtig ist. Man darf dann IIRC schon überholen, sofern man den vorgeschriebenen Sicherheitsabstand einhält und gleichzeitig nicht die Linie überfährt. Zwei Bedingungen, die zusammen eher schwer einzuhalten sein dürften. Wie dem auch sei, Was hat das Überholen von Radfahrern mit dem unverantwortlichen Rasen auf der Koblenzer Straße zu tun? Wollte der Fahrlehrer nur nebenbei erwähnen, dass Radfahrer viele Autofahrer stören? Ich verstehe den Zusammenhang tatsächlich nicht. Wenn dem so ist, dann ist es die verdammte Aufgabe des Fahrlehrers dort Aufklärungsarbeit zu leisten. Auch wenn meinem Eindruck nach Fahrlehrer einen Radfahrer tatsächlich eher als nachrangiges Übel ansehen. Ja, damit tue ich wieder vielen Unrecht, aber die können ja daran arbeiten, dass mein Eindruck sich nachhaltig bessert. Mit solchen Äußerungen in der Presse gelingt das jedenfalls nicht.

Über

Ich schreibe hier über Fahrrad(politik), Politik an sich, Technik, unsere Familie und alles was mich sonst so bewegt.

2 Kommentare zu „Bei durchgezogener Linie überholen?

  1. Hier sehen wir das Ergebnis des Schilderwaldes. Eigentlich sollen Schilder nur dort stehen, wo dies zwingend erforderlich ist. Sprich dort, wo man nicht von selber drauf kommt, daß man sein Tempo drosseln sollte, weil es gefährlich werden könnte. Statt dessen stehen überall und ständig irgendwelche Schilder rum. 30 % davon dürfte über sein und 10 bis 15 % sind sogar totaler Blödsinn. In der Folge braucht es nun große Hinweistafeln an den eigentlichen Gefahrenstellen nach dem Motto: “Hey Leute, diesmal meinen wir es aber wirklich ernst!”.

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