Gefährliches Radfahren

Ich habe hier lange keine Zitate aus Polizeipresseberichten zu Fahrradunfällen mehr gehabt. Zuviel zu tun und ehrlich gesagt ist es auch wie gegen Windmühlenflügel anschreiben. In den letzten 2 Tagen hat es sich im Ticker aber wieder gehäuft. Polizei MI, 21.10. Radfahrerin bei Unfall verletzt
… Beim Ausfahren aus dem Kreisel in Höhe der Einmündung Hahler Straße kollidierte der Wagen mit einem 15-jährigen Mädchen, das auf seinem Fahrrad den Radweg der Königstraße zunächst stadteinwärts befuhr, um dann dem Verlauf des Kreisverkehrs weiter in Richtung Hahler Straße zu folgen …
Das gleiche Problem wie im Eidinghausener Kreisel – und den meisten anderen Kreiseln überhaupt. Autofahrer haben nicht auf dem Schirm, dass Radfahrer und Fußgänger hier Vorfahrt bzw. Vorrang haben. Ich bin im Gegenteil gerade in Eidinghausen schon mehrfach angepöbelt worden, weil ich mich an die Verkehrsregeln gehalten habe. Eine offensive Kommunikation z.B. seitens der Verwaltung hinsichtlich der Regeln bleibt trotz Anregung meinerseits aus – Personalmangel. Pol MI, 21.10. Radfahrer bei Unfall verletzt
… die Weserstraße aus westlicher Richtung kommend in Fahrtrichtung Hermann-Löns-Straße, um nach links in diese abzubiegen. Dabei kam es zum Zusammenstoß mit einem 20-jährigen Bad Oeynhausener, der mit seinem Fahrrad verbotener Weise den nördlichen Geh- und Radweg der Weserstraße in gleicher Richtung wie das Auto befuhr …
Weserstraße und Hermann-Löns-Straße? Hm, das ist eine ampelgeregelte Kreuzung. Mag es hier sein, dass die Autofahrerin nicht die Grünphase für den Gehweg beachtet hat? Mal abgesehen davon, dass an der Stelle kein “Radweg” existiert, zumindest kein benutzungspflichtiger, habe ich hier ja nun schon mehrfach erwähnt, dass es ziemlich egal ist in welcher Richtung man diese Wege benutzt. Umgefahren wird man trotzdem. Und woher soll der Autofahrer an der Stelle wissen, ob man den Weg nicht sogar in dieser Richtung benutzen muss oder darf? Wir haben davon in Oeynhausen ja einige Beispiele wie die Bergkirchener oder Königstraße. Bleibt also stehen, dass eine Autofahrerin einen Radfahrer auf einer ampelgeregelten Furt umgefahren hat. Dass dieser dabei keinen Schutzhelm trug hat genau was mit dem Unfall zu tun, liebe Polizei? Polizei MI, 21.10. Radfahrerin bei Zusammenstoß mit Auto verletzt
… befuhr eine 45-jährige Lübbeckerin mit ihrem PKW Daimler Benz die Siekenkampstraße in nördlicher Richtung. Beim Überqueren der bevorrechtigten Bleichstraße kam es zur Kollision mit einer 16-jährigen Lübbeckerin, die mit ihrem Fahrrad auf der Bleichstraße in westlicher Richtung unterwegs war. Dabei erlitt die Jugendliche, die keinen Schutzhelm trug, leichte Verletzungen …
Auch hier wurde eine Radfahrerin trotz Vorfahrt umgefahren. Anstatt dass die Polizei nun vielleicht mal mit einem Satz erwähnt, dass man als Autofahrer doch verdammt noch mal aufpassen soll und sich ein wenig mit den Regeln beschäftigt, kommt nur der Hinweis auf den fehlenden Helm. Hätte dieser die Radfahrerin davor geschützt, angefahren zu werden? Polizei MI, 21.10. Radfahrer bei Unfall verletzt
… befuhr ein 39-jähriger Portaner mit seinem PKW Citroën die Karlstraße aus Richtung Cammer kommend in Fahrtrichtung Friedrich-Wilhelm-Straße. Beim Abbiegen nach rechts in Richtung Leteln kollidierte der PKW mit einem 18-jährigen Mindener, der mit seinem Fahrrad verbotswidrig den linksseitigen Radweg von der Gustav-Heinemann-Brücke kommend in Fahrtrichtung Cammer befuhr … Einen Schutzhelm trug der junge Mann zur Unfallzeit nicht …
Und wieder hatte der böse Radler keine Helm auf, während auf einem Weg fuhr, von dem der Autofahrer gar nicht wusste ob er das legal oder nicht tut. Und es macht auch keinen Unterschied, denn er darf auch dann nicht umgefahren werden, wenn er den Weg verkehrt benutzt. Ich finde Geisterfahren auf Radfahren zum Kotzen – habe ich hier auch schon vielfach geschrieben. Ich werde nicht müde mir begegnende Zeitgenossen darauf hinzuweisen. Allerdings ist die Berichterstattung zu dem Thema mindestens ebenso zum Kotzen. Warum wird nicht auf die grundsätzlichen Gefahren beim Benutzen von Hochbordradwegen hingewiesen? Egal in welcher Richtung die befahren werden. In diesem Fall hätte der auf der “falschen” Seite fahrende Radfahrer sogar besonders gut sichtbar für den 39jährigen gewesen sein. Kam ihm ja entgegen! Polizei MI, 21.10. Beim Rechtsabbiegen Rollstuhlfahrer übersehen
… befuhr am Donnerstag gegen 12:30 Uhr mit seinem LKW die Straße Am Rathaus in Fahrtrichtung Großer Domhof. Beim Abbiegen nach rechts in den Großen Domhof kollidierte er mit einem 53-jährigen Mindener, der im Rollstuhl sitzend den Gehweg des Großen Domhofs befuhr und die Straße Am Rathaus überqueren wollte …
Ganz böser Kommentar von mir: Warum weist die Polizei nicht daraufhin, dass der Rollstuhlfahrer keinen Helm trug? Ansonsten die gleiche Situation wie bei einem Fahrradfahrer. Ich schätze bei so einer Straßenquerung werden nicht einmal die Geschwindigkeiten groß unterschiedlich sein. Es werden auf die gleiche Art und Weise übrigens auch Fußgänger umgefahren – auch hier wird nie auf den fehlenden Helm hingewiesen. Ich persönlich trage übrigens auch nie eine Hasenpfote um den Hals, könnte man ja auch mal erwähnen.

Es ist immer das Gleiche und es frustriert. Das Einzige was der Polizei, den Medien und den Verwaltungen einfällt ist noch einen “Rad”weg zu bauen, noch eine Benutzungspflicht anzuordnen und noch mehr auf einem Helm rumzureiten. Dass dies alles nichts an den Gefahren und deren Beseitigung ändert, viel schlimmer noch, diese Gefahren im Falle von getrennten Verkehrsführungen erst erzeugt, wird nicht zur Kenntnis genommen.

Manchmal könnte ich wirklich laut schreien bei soviel Ignoranz.

Über

Ich schreibe hier über Fahrrad(politik), Politik an sich, Technik, unsere Familie und alles was mich sonst so bewegt.

4 Kommentare zu „Gefährliches Radfahren

  1. Getrennte Radwege sind wirklich eher gefahrenvergrößernd als helfend. Hier in Lüneburg sind auch einige Radwege benutzungspflichtig, bei denen man schön hinter parkenden Autos für den motorisierten Verkehr unsichtbar ist. Obwohl auf der Straße genug Platz wäre, aber es muss wohl ein “Gefahrenschwerpunkt” sein, sonst wäre der Radweg ja nicht benutzungspflichtig?
    Obwohl aufgrund der Verkehrslage dort am Rande der Fußgängerzone ja für mich Fußgänger die nicht blicken, dass da Verkehr auf Rädern unterwegs ist die größere Gefahr sind. Die Hand immer an Klingel und Bremse bin ich bisher noch unfallfrei durchgekommen.

    Du erinnerst mich daran, dass ich da noch bei der Kommune wegen der Benutzungspflicht Druck machen wollte, danke.

  2. >>Manchmal könnte ich wirklich laut schreien bei soviel Ignoranz.<<
    Ich schreie mit.
    Du hast mich erst auf die Berichterstattung über Fahrradunfälle aufmerksam gemacht und sesibilisiert.
    Ich würde mir auch wünschen, daß sachlicher berichtet wird und vor allem in fast allen Fällen auf die Schuld des Autofahrers hingewiesen wird. Da wird eindeutig zu viel bagatellisiert.
    Das ein Helm davor schützt, umgefahren zu werden, war mir bis dato auch neu.
    Die Idee mit der Hasenpfote ist genial. Wenns hift? Oder doch eher die Christopherus-Plakette?
    Ich setze bis dahin doch lieber den Helm auf und fahre defensiv immer die Missachtungen der autofahrenden Zeitgenossen im Hinterkopf!
    Das hilft in jedem Fall.
    Schon als I-Dötzchen habe ich gelernt: "Augen auf im Straßenverkehr". Das hilft auf jeden Fall! ;o)
    Gruß
    Martin

  3. Hier in Minden wurde nun an einigen Hauptstraßen zum Wochenende die Benutzungspflicht aufgehoben. Hintergrund sind eben viele Unfälle durch Unachtsamkeit der Autofahrer. Ich war echt erstaunt, das das umgesetzt wurde. Es stand ein recht ausführlicher Artikel im “Mindener Tageblatt” am Samstag; entsprechenden Aufschrei der Autofahrerfraktion in Form von divesen Kommentaren gibt es auf “MT-online” zu lesen. Die Radwege sind dort eigentlich vom baulichen Zustand gar nicht so schlecht. Allerdings gibt es viele unübersichtliche Grundstückszufahrten. Wie sich das nun entwickelt bleibt abzuwarten.

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