12jähriger Radfahrer verstorben

Traurig, sehr traurig. 14.09.2008 | 12:37 Uhr – POL-MI: 12-jähriger Radfahrer nach Unfall verstorben
… Während der 14-Jährige, so die ersten Ermittlungen der Polizei, noch rechtzeitig anhielt, fuhr der 12-Jährige in den Kreuzungsbereich ein. In diesem Moment näherte sich auf der Kreisstraße ein 53-jähriger Autofahrer, der in Richtung Wiehengebierge fuhr. Der 53-Jährige, dessen Sicht in den Uphauser Weg noch durch ein hohes Maisfeld eingeschränkt war, konnte trotz einer Vollbremsung eine Kollision mit dem Radfahrer nicht verhindern. Durch die Wucht des Aufpralls schleuderte das Kind über die Motorhaube gegen die Windschutzscheibe des Pkw, einem VW. Dabei wurde der Junge, der keine Fahrradhelm trug, schwerst verletzt. … Da der Autofahrer möglicherweise alkoholisiert am Steuer saß, wurde ihm – auch zu seiner möglichen Entlastung – eine Blutprobe entnommen.

Und nun schaue man sich bitte das Bild an. Bitte darauf achten wie eingeschränkt die Sicht tatsächlich ist, wo die Bremsspuren beginnen und wo der Wagen steht.


Foto: Polizei Minden

Der 12jährige hatte ganz offensichtlich die Fahrbahn schon fast komplett überquert (der Beschreibung nach wurde die Straße von im Bild links nach rechts überquert) und wurde dann vom Autofahrer erfasst. Am späten Samstagnachmittag hatten wir gutes Wetter, das Maisfeld schränkt die Sicht auf den Kreuzungsbereich beileibe nicht übermäßig ein und die Bremsspuren des Autofahrers beginnen ungefähr dort, wo er den kleinen Jungen getroffen hat.

Die Polizei schreibt von „trotz Vollbremsung“ war die Kollision nicht zu verhindern. Für mich sieht das auf dem Bild so aus, als wäre die Vollbremsung *nach* der Kollision überhaupt erst eingeleitet worden. Auch die Länge der Bremsspur ist interessant. Zu Geschwindigkeiten und Anhaltewegen habe ich bereits etwas geschrieben. Wenn der Junge bereits auf der Fahrspur des Autofahrers war, dann hatte dieser meiner Meinung nach durchaus Gelegenheit, ihn wahrzunehmen. Wann er ihn wahrscheinlich wahrgenommen hat, kann man am Beginn der Bremsspur sehen.

Die Polizei schreibt gerade so, als hätte der Junge falsch gemacht, was falsch zu machen war und der Autofahrer konnte überhaupt nichts zu dem Unfall. Und was der fehlende Helm in diesem Zusammenhang bedeuten soll, erschließt sich mir nicht. Warum die Polizei dieses Detail ohne die Erwähnung der Verletzungen mitteilt, ist schleierhaft. Bei dem Tempo hilft ein Fahrradhelm exakt gar nichts. Hat mir ein Marketingmensch eines großen Helmherstellers in einem netten Telefonat versehentlich erzählt.

Mein Mitgefühl gilt Freunden und Angehörigen des Jungen!

Über

Ich schreibe hier über Fahrrad(politik), Politik an sich, Technik, unsere Familie und alles was mich sonst so bewegt.

7 Kommentare zu „12jähriger Radfahrer verstorben

  1. Wenn ich mir so durchlese, was Du hier so zusammenspekulierst, so frage ich mich ob Du nicht selbst eine Verkehrsgefährdung darstellst, egal ob im Auto oder mit dem Fahrrad. Wann kann man frühestens erkennen, daß der Junge nicht anhält? Ungefähr am Anhaltestreifen. Von dort sind es 4m bis zur Fahrbahn des Autofahrers. Diesen Weg kann der Junge problemlos in 1s zurücklegen, was Du in deinem Link ja so schön als Reaktionszeit akzeptierst. Das bedeutet daß völlig egal ist wer das Auto fährt und wie schnell er ist, der Autofahrer hat keine Chance auch nur anzufangen zu bremsen bevor es zum Zusammenstoß kommt. Auch Du auf deinem Rad als perfekter Verkehrteilnehmer hättest keine Chance anzuhalten, wenn Du noch weniger als 20m von der Kreuzung entfernt bist wenn der Junge auf die Hauptstraße fährt. Was sagt der Unfallhergang also über die Fähigkeiten des Autofahrers aus? Gar nichts. Und mit deiner Feststellung, der Fahrer hätte erst nach der Kollision angefangen zu bremsen machst Du Dich völlig lächerlich. Schon wegen der Reaktionszeit muss der Fahrer mindestens 40m von der Kreuzung entfernt gewesen sein, als er gebremst hat, der Weg bis die Reifen beim Bremsen blockieren nicht mitgerechnet. Und aus der Entfernung spielt das Maisfeld schon eine Rolle. Tut mir leid, aber deine Radfahrer_gut, Autofahrer_dämlich_und_böse-Sichtweise ist oft nur reine Polemik.

  2. Seufz, ich hätte die Anonymen doch draußen lassen sollen.

    Du gehst also davon aus, dass der Junge mit 15 Km/h ohne anzuhalten einfach so durchgerauscht ist. OK. Ist genauso eine Annahme wie meine Sicht. Steht Dir zu. Warum stand der andere Junge dann aber noch an der Haltelinie? Zumindest schreibt es so die Polizei.

    Wo habe ich übrigens etwas über die Fähigkeiten des Autofahrers geschrieben? Ich habe vermutet, dass er das Geschehen hätte besser überblicken können. So wie die Polizei auch etwas vermutet hast und genauso, wie Du wieder etwas anderes vermutetest. Warum darf die Polizei das schreiben, Du darfst das schreiben, und ich nicht?

    Und wenn ich bei meinem Wagen voll in die Eisen steige, dann quietscht es sofort bzw. das ABS regelt. Leider bin ich alles andere als perfekt. Deswegen passe ich meine Fahrweise diesem Zustand an. Ich behaupte nirgends, keine Fehler zu machen. Im Gegenteil.

    Die 1 Sekunde Reaktionszeit gestehe übrigens nicht ich zu, sondern die Rechtsprechung bzw. die Sachverständigen. Das möchte ich gar nicht beurteilen ob man das schneller oder langsamer kann.

    Wenn Du schreibst, dass ich bei unter 20 Meter auf dem Rad da nichts mehr machen kann, dann muß ich mit ca. 70 Sachen unterwegs sein. Das kann ich nicht.

    Und … äh … 40 Meter von der Kreuzung weg in welcher er die 1 Sekunde Reaktionszeit hat? OK, dann war er also deutlich schneller als 100 Km/h … sagen wir mal so ca. 140 … wolltest Du das sagen?

    > Das bedeutet daß völlig egal
    > ist wer das Auto fährt und
    > wie schnell er ist, der
    > Autofahrer hat keine Chance
    > auch nur anzufangen zu bremsen
    > bevor es zum Zusammenstoß kommt.

    Und dieser Satz von Dir ist – so wie er da steht – schlicht falsch. Denn es kommt sehr wohl auf die Geschwindigkeit an. Und falls da wirklich Drogen im Spiel waren, dann sieht das noch mal anders aus.

    Wenn ich da oben mit den Zahlen völlig falsch liege, dann rechne mir bitte die richtigen Zahlen vor für 40 Meter in 1 Sekunde.

    Ich möchte wirklich nicht immer nur meckern. Sicher gibt es immer sehr unglückliche Umstände, keine Frage. Aber man muß nicht in einer Presseerklärung zum Unfallhergang schon nach Entschuldigungen für den Autofahrer suchen, wenn noch gar nichts ermittelt ist! Das ist doch hier mein Kritikpunkt. Die Berichterstattung der Polizei ist gerade bei Unfällen mit Radfahrerbeteiligung meiner Meinung nach immer etwas tendenziös. Und gerade bei so einem tragischen Fall, stößt mir das dann besonders sauer auf. Hier fehlt doch wirklich nur noch die tiefstehende Sonne …

    Nebenbei, woher leitest Du meine Verkehrsgefährdung her? Weil ich mehr Rücksicht fordere? Weil ich langsam fahre und versuche die zulässigen Höchstgeschwindigkeiten nicht zu überschreiten?

  3. Also zuerst mal ist es sehr traurig, daß bei diesem Unfall ein Mensch ums Leben gekommen ist.
    Natürlich ist es nur „spekulieren“ und das werde ich jetzt auch mal tun.
    Vielleicht hatte der Autofahrer keine Chance, den Jungen rechtzeitig zu sehen ?
    Einer steht im Kreuzungsbereich und der Autofahrer denkt: der hat mich gesehen und wartet. Also gibt es für ihn keinen Anlaß zu bremsen oder langsamer zu fahren.
    Der andere Junge kommt (hinter dem Maisfeld) guckt auf dem letzten Stück auf die Straße, denkt: das schaffe ich noch VOR dem Auto… und DAS erwischt ihn noch am hinteren Rad. Er stürzt übel und zieht sich dabei tötliche Kopfverletzungen zu…
    Denn hätte er wie der andere Junge an einer nicht vorfahrtberechtigten Straße angehalten und hätte sich vergewissert, daß die Straße, auf der Autos immerhin sehr schnell unterwegs sind frei ist, wäre wahrscheinlich nix passiert.

  4. Und zu den Anonymen:
    Ich finde das auch nicht so berauschend, daß Leute kommentieren ohne Namen und Blog anzugeben.
    Nun… nicht jeder hat einen Blog und nicht jeder hat einen Google-Account.
    Und er hat (der Anonyme) zwar nicht fahrradfreundlich, aber ohne persönliche Beleidigungen kommentiert.
    Und wenn er „deine Radfahrer_gut, Autofahrer_dämlich_und_böse-Sichtweise ist oft nur reine Polemik“ für eine solche hält, ist das seine persönliche Meinung.

  5. Seufz, ich wünschte ich könnte besser ausdrücken… (Und danke, daß ich Google noch eine EMail-Adresse in den Rachen werfen durfte)

    -Die Geschwindigkeit habe ich falsch überschlagen. Bei 100km/h sind das 28 Meter pro Sekunde, nicht 40.
    -Ich habe nicht geschrieben, daß der Junge so schnell gefahren ist, sondern daß er problemlos so schnell gewesen sein könnte. Es passt dann halt schön mit der einen Sekunde.
    -Der andere Junge stand nicht, sondern hat es gerade noch geschafft anzuhalten. Sie werden also mit normaler Geschwindigkeit auf die Kreuzung zugefahren sein. Das ist die einzige Annahme die ich machen wollte.
    -Der alte Polo hat kein ABS. Mit ABS gibt es keine durchgehenden Bremsspuren. Eine solche Vollbremsung kriegt lange nicht jeder hin. Die meisten schaffen es nicht, hart genug auf die Bremse zu treten.
    -Wenn man auf die Bremse tritt, dauert es einige Zeit bis die Räder blockieren.
    -Der Autofahrer hat schon deutlich vor der Kreuzung angefangen zu bremsen, schon wegen der Reaktionszeit. Stimmst Du mir da zu?
    -Die Aussage die ich machen wollte, ist: In dem Moment, wo der Junge den Anhaltestreifen überschreitet gibt es einen ziemlich großen Bereich vor der Kreuzung, wo der Autofahrer keine Chance hatte, rechtzeitig zu bremsen oder sogar nur zu reagieren. Mindestens die 28m plus der Weg bis die Reifen blockieren. Das ist wahrscheinlich weiter weg als von wo das Foto gemacht wurde.

    Was mich bei deinem Post angekotzt hat ist, daß Du aus dem Polizeibericht und aus dem Foto völlig einseitig Gründe herausinterpretiert hast, die dich zu der Unterstellung veranlasst haben, der Autofahrer ist erstens schuld, ist zweitens verantwortungslos gerast und war drittens besoffen und hat viertens nicht mal mitgekriegt daß er ein Kind umgenietet hat. Ich meine keine dieser Aussagen läßt sich so herleiten oder wie bei den Bremsspuren sogar direkt widerlegen. Ich halte es sogar für wahrscheinlich daß der Fahrer keine Chance hatte, den Zusammenstoß zu verhindern. Und solche Herleitungen wie Blutprobe->aha,besoffen ist unteres Bildzeitungsniveau und solltest Du nicht nötig haben. Unfälle tendenziös aus Sicht des Radfahrers ist ja in Ordnung, aber dieser Unfall ist meiner Meinung nach das genaue Gegenteil. Es gibt halt Unfälle, die sich nicht verhindern lassen. Du wärst wahrscheinlich vorausschauend 50 gefahren und hättest vorsichtshalber eine Vollbremsung gemacht sobald ein Fahrrad hinter dem Mais auftaucht. Das halte ich nicht für realistisch. Und selbst dann gibt es noch einen Bereich, in dem Du den Unfall nicht verhindern kannst.
    Wie schätzt Du den Anhalteweg mit deinem Rad bei 30km/h und 50km/h ein, wenn Du dich nicht auf den Untergrund verlassen kannst, z.B. Schotter oder Rollsplit? Du musst zugeben, daß Du auf deinen Touren auch andere gefährdest mit solchen Geschwindigkeiten. Das läßt sich nicht vermeiden, bedeutet aber auch daß man selbst mehr Verantwortung hat und sich nicht auf die dämlichen Autofahrer verlassen kann.

    Wie gesagt, Du schreibst ein gutes und interessantes Blog, aber ich fand dieser Beitrag ging gar nicht.

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