Rechtschreibung und Zeichensetzung

Gestern war im Radio „falsche Rechtschreibung – ein Abturner“ Dauerthema. Eigentlich bezog sich das auf Single-Börsen weil wohl eine dieser Datingplattformen eine Umfrage zu dem Thema gemacht hat. Die überwältigende Mehrheit fand dort, dass falsch geschriebene Wörter und zuviel oder zuwenig Zeichensetzung ziemlich stören und die Partnerwahl deutlich beeinflussen. Man sollte nun im Radio anrufen und seine Meinung kundtun. Da fand ich ganz interessant, dass den Stimmen nach vor allen Dingen die Jüngeren meinten, es wäre alles nicht so schlimm, so lange derjenige, welcher nicht schreiben kann, halbwegs cool ist. Menschen die etwas älter klangen, konnten hingegen nicht so richtig was mit Fehlern in Texten anfangen.

Jeder macht mal Tippfehler. Ich lese auch nicht jeden Text mehrfach und finde dann in alten Blogbeiträgen auch nach Jahren noch falsch geschriebene Dinge – die ich dann auch noch korrigiere. In Mails bemühe ich mich aber um einwandfreie Texte. Selbst in Messengern ärgere ich mich, wenn ich auf „senden“ tippe und im selben Augenblick noch einen Fehler entdecke. Leider ist das nicht mehr bei allen Menschen so üblich. Ich bekomme recht häufig Mails und selbst bei gewerblichen Partnern denke ich manchmal, dass das wohl nicht deren Ernst sein kann.

In sozialen Netzwerken ist es teilweise schon unerträglich, was dort geschrieben wird. Und ich glaube nicht, dass man das auf das genutzte Gerät abschieben kann. „Scheiß Autokorrektur“ steht dann oft dort. In WhatsApp lasse ich das durchgehen, das geht i.d.R. nur an einen begrenzten Empfängerkreis und zumindest bei mir ist das mehr so Larifari-Unterhaltung. Auf Twitter – welches wohl auch überwiegend vom Smartphone aus benutzt wird – ist die Rechtschreibung meiner Beobachtung nach auch eher gut. Bei Google+ kann ich auch wenig meckern. Facebook ist allerdings nahezu unerträglich. Besonders in den stark frequentierten lokalen Gruppen mit Städtenamen ist es teilweise schon eine Frechheit, was dort abgesondert wird. Sowas zeugt von mangelndem Respekt und einer Scheiß-egal-Haltung, die ganz oft völlig konträr zum im Text geäußerten Anspruch steht.

Ich frage mich da immer, was solche Menschen erwarten, wenn sie eine Frage so hinrotzen oder in einer Kritik an einem Sachverhalt nicht eine einzige Zeile fehlerlos ins Netz pusten können. Und das ist genausowenig bei den meisten Legasthenie, wie bei den meisten Übergewichtigen (mich eingeschlossen) eine krankhafte Fettleibigkeit hinter den Kilos steckt oder plötzlich die Mehrheit der Kindergartenkinder an Zöliakie erkrankt ist.

Ja, ich finde Fehler in Mails, WhatsApps, Tweets und herkömmlichen Briefen abturnend. Bei persönlich adressierten Texten ist es ein Zeichen von Gleichgültigkeit und mangelndem Interesse. Was möchte mir jemand durch seine Arte der Kommunikation zum Beispiel sagen, wenn er sein Anliegen komplett im Betreff einer Mail unterbringt und es mir dadurch erschwert, sein Anliegen zu lesen? Dass er so wichtig und so sehr in Eile ist, dass einmal TAB drücken zuviel verlangt ist? Auch eine Anrede halte ich für essentiell. Das muss auf gar keinen Fall „Sehr geehrter Herr“ sein – im Gegenteil, „Hallo“ gefällt mir viel besser und trifft es meist auch korrekter. Ein abschließender Gruß schließt das Anschreiben dann ab. In einer Mail darf das gerne auch nur der Name sein. Man weiß dann ja, dass das der Gruß ist.

Leider gerät sowas immer mehr in Vergessenheit und ich erlebe immer häufiger Anfragen, die womöglich gar nicht so gemeint sind, wie sie ankommen. Wenn das Gegenüber zur Einschätzung der Situation allerdings fehlt, wird ganz automatisch das herangezogen, was eben da ist. Und daher sollte man bei den Texten, die man anderen zukommen lässt, doch ein bisschen Sorgfalt walten lassen.

Über

Ich schreibe hier über Fahrrad(politik), Politik an sich, Technik, unsere Familie und alles was mich sonst so bewegt.

2 Kommentare zu „Rechtschreibung und Zeichensetzung

  1. Ich kann Dir nur beipflichten, Andreas. Wie oft frage ich mich: Wo bleibt der Respekt? Aber wie heißt es so schön: Der Fisch stinkt vom Kopf.

    Während ich diesen Kommentar schreibe, sehe ich in der rechten Spalte Deiner Website einen Tweet, den Du jüngst retweetet hast: „Autoindustrie hat nicht nur getrickst & betrogen sondern Tricksen & Betrügen auch noch abgestimmt“. Wo ist bei den Köpfen dieser Firmen der Respekt gegenüber den Käufern ihrer Produkte geblieben?

    Wenn die Politik die Wähler*innen jeden Tag mit anderen „Ideen“ unter Generalverdacht stellt – wo ist da der Respekt?

    Mich macht das immer wieder „sprachlos“. Ein anderes Wort dafür wäre ohnmächtig. Wie reagieren Menschen, wenn sie sich übergangen, in die Ecke gedrängt fühlen? Wie artikulieren sie sich dann? Das Problem: Es gibt keine Vorbilder mehr.

  2. Ich ärgere mich auch immer wieder, wenn ich in meinen Texten Rechtschreib-, Grammatik- oder Formulierungsfehler erst beim zweiten oder dritten Lesen finde. Aber ich bemühe mich wirklich, sie zu beseitigen. Weil ich es anderen gegenüber für eine Zumutung betrachte, sowas lesen zu müssen. Für mich ist es eine Frage des Respekts, sich anderen gegenüber klar, deutlich und möglichst fehlerfrei auszudrücken.

    So richtig bergab ging es mit der Rechtschreibung, als Millionen von Analphabeten sich im Internet unkontrolliert ausbreiten könnten. Spätestens seit Twitter und Facebook herrscht inzwischen die totale Anarchie; jeder schreibt so, wie er es für richtig hält. Und das Schlimme daran: Die Idioten bestärken sich auch noch gegenseitig. Den Rest erledigt dann die Technik: Wenn das allwissende Schlaufon-Wörterbuch eine Komposition nicht kennt, dann wird das schon so stimmen…!?

    Eine der für mich schlimmsten Erscheinungsformen ist in diesem Zusammenhang das Deppenleerzeichen. Von dieser Krankheit bist du übrigens leider auch betroffen; in deinen Blogbeiträgen finden sich unzählige „Leerzeichen in Komposita“, wo keine hingehören. ;)

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