Fahrraderlebnisse der letzten zwei Wochen

So eine große mit Diamanten besetzte Trennscheibe wäre ganz gut, glaube ich, um das Bergamont-Rad in handliche Stücke zu flexen. Obwohl ich mir gar nicht so sicher bin, ob es tatsächlich die Schuld des Rades ist. Von Anfang an, stand unsere Beziehung unter keinem guten Stern. Ich war mehrfach beim Händler, welcher mir das Rad verkaufte, und habe Mängel reklamiert. Eigentlich ist an dem Ding schon alles durchgetauscht, was zu tauschen geht. Und bei alledem war ich immer noch nicht zufrieden, denn z.B. der Antrieb war durchaus immer laut und vor der diesjährigen Fronleichnamstour, habe ich dann mal einen anderen Händler dran gelassen.

Der hat denn ja auch das Getriebe in der Nexus-Nabe ausgetauscht und es lief dann deutlich besser. Auch wenn mir das überlassene Leihrad in der Zwischenzeit überhaupt nicht zusagte.

So bin ich dann Fronleichnammorgens wohlgemut in den Zug gestiegen und mit einem Freund nach Feudingen gefahren. Das klappte gut, Wetter war super, Weg war Scheiße. Nach 10 Kilometern auf grobstem Schotter des Lahntalradweges hinter Feudingen, hat sich die Luft aus meinem Hinterrad verabschiedet. Meine, aufgrund massiver politischer Querelen am Vortag nicht gerade blendende, Laune war im tiefsten Keller.

Reifen flicken ein Dutzend Kilometer hinter Feudingen
Reifen flicken ein Dutzend Kilometer hinter Feudingen
Reifen geflickt, nicht dicht, noch mal raus, zweites Loch gegenüber dem ersten entdeckt, nochmal geflickt, eingebaut, hält. OK. Wenigstens was. Ich ärgerte mich noch am meisten über mich, weil ich keine neue Decke aufgezogen hatte – womöglich ist deshalb etwas durch gestochen. Leider war die Luft am nächsten Morgen wieder raus! Also mit Google-Maps den nächsten Händler gesucht, der mir auch eine Reparatur anbot. Sollte das Rad nur 2 Stunden vor den Laden stellen, er guckt dann irgendwann danach. So habe ich mir das vorgestellt. NICHT! Ein paar hundert Meter weiter fand ich einen weiteren Händler in einer Nebenstraße, dem ich mein Problem vortrug und der mich – ein Gruß war nicht vonnöten – mit den Worten “Dann hast Du wohl Scheiße gebaut!” begrüsste. Erwähnte ich, dass ich eh schon schlechte Laune hatte? Dem ersten Impuls, mich umzudrehen und zu gehen, bin ich nicht gefolgt.
Werkstatt in Marburg
Werkstatt in Marburg
Habe tief ein und ausgeatmet, erwidert, dass ich seit ich 10 bin meine Reifen flicke und es eigentlich ganz gut klappt und es wäre klasse, wenn er mal gucken könnte. Das tat der Herr auch sehr geflissentlich und unter Erwähnung vieler Anekdoten, die er mir und seinen anwesenden Freunden erzählte, deren Sattel er parallel zu meinem Hinterrad reparierte, während er das Telefon bediente und mit einem Kollegen flaxte, der eigentlich Urlaub hatte, aber trotzdem vor Ort war. Erwähnte ich meine Laune? Und das es auch schon kurz vor Mittag war und wir noch keinen Kilometer auf dem Weg zum Tagesziel zurück gelegt hatten. Aber ich war dankbar, dass überhaupt repariert wurde. Als die Decke drauf war, schliff die Felge ein wenig an der Bremse. Womöglich einen leichte Unwucht, die der Händler netterweise schnell durch Nachspannen der Speichen behob … und behob und behob. Es schliff aber immer weiter, weil es nicht die Bremse war, sondern die Decke an einer Halterungsschraube vom Schutzblech, weil bei der Reparatur beim Händler vor der Radtour eine neue Kette drauf gekommen war, die ein Glied kürzer als die alte war und darum das Rad nun weiter vorne im Rahmen saß. ARGH!

Also neue Decke mit geringerem Querschnitt drauf. Siehe da, läuft. Leider waren da schon mindestens 5 Speichen nachgespannt. Danke für den Service, ab geht’s auf die Piste. Knapp 10 Kilometer danach machte es einmal leise “Knack” und ich hatte eine leichte, sehr kurze Welle in der Felge – Speiche gerissen. Danke für das übermäßige Spannen. Ich hatte aber genug Bisoprolol und Ramipril dabei, so dass mir die Adern an der Schläfe nicht geplatzt sind. Das mir kurz darauf bei einem kleinen Hopser auf dem eigentlich untadeligen Lahntalradweg eine Strebe des Sattels gebrochen ist, konnte mich gar nicht mehr so richtig in Rage versetzen.

Sattel gebrochen
Sattel gebrochen
Immerhin lag die Strebe nach unten noch auf und ich habe beim Fahren außer einer leichten “Lockerheit” auch nichts Störendes bemerkt. Ging so. Die Acht nervte mich mehr, denn das hat sich bei etwas höherem Tempo durchaus bemerkbar gemacht. Unterwegs kamen wir laut Google-Maps noch einmal nahe einem Händler vorbei, der am Telefon aber schon abwinkte, als ich dort nachfragte ob eine schnelle Justierung der Felge möglich sei. Zuviel zu tun. Sei’s drum.

In Wetzlar war unser Hotel direkt gegenüber von einem Radhändler, bei dem ich denn auch am nächsten Morgen – ein wenig zum Leidwesen meines Mitfahrers – vorstellig wurde. Ich stand auch nur 10 Minuten im Laden rum, bis einer der Anwesenden Angestellten sein Gespräch über Schülerverkehr und so mit einem Bekannten unterbrach und mir mit dem Hinweis auf “Sie sehen ja was hier los ist” klar machte, dass an eine Reparatur nicht zu denken sei. Dann fahre ich eben die letzten 60 Kilometer mit der verdammten Acht zu Ende. Sitze ich doch auf der linken Arschbacke ab … die Strebe rechts ist ja auch gebrochen. Gebrochen ist in Weilburg die Radbrille übrigens nicht, als sie mir nach dem sehr leckeren Mittagessen beim Aufsetzen runter fiel, vor das Hinterrad kam und überrollt wurde. Nur doll verkratzt war das Teil.

Uvex verkratzt
Uvex verkratzt
Wer bin ich, dass ich mich darüber ärgere … ist ja nur links unten im Sichtfeld und stört kaum. Ohne Brille wäre ich bei dem Pollenflug aber keine 2 Kilometer weiter gekommen. Weiter ist dann während der Fahrt gar nichts passiert. Gut, während wir gefahren sind nicht, aber als wir die Räder am 4. Tag in den mit einiger Verspätung anrollenden Ersatzzug – bei dem einer der zwei avisierten Radwaggons gegen einen ohne Radbeförderungsmöglichkeit, dafür aber 1. Klasse getauscht worden war – hievten, da hat dann ein übereifriger Mitreisender Lars Rad so ungeschickt vor ein anderes gestellt geworfen, dass eine Pedale eines dort bereits stehenden Rades das Ventil seines Vorrades abriss und zum sofortigen Entweichen der im Reifen gelagerten Luft führte. Nun guckte Lars genauso wie ich an den letzten 3 Tagen. Und obwohl ich den tollen Helfern noch sagte, sie sollten mich mein Rad alleine tragen lassen, hat es sich einer nicht nehmen lassen mich doch zu unterstützen. Dadurch war ich zwar nicht schneller im Waggon, aber er hat das Schutzblech schön an die Einstiegstür geknallt, so dass die Plastikcliphalterung in hohem Bogen wegsprang und zwischen Zug und Bahnsteig im Schotter verschwand. Was hatten wir einen Spaß!
Reifen flicken im Zug
Reifen flicken im Zug
Die Bahn hat uns dankenswerter Weise Zeit verschafft, in dem sie uns die Anschlusszüge verpassen ließ und wir statt des reservierten ICs schön klüngelige Regionalbahnen nehmen durften, in denen wir in den Einstiegstreppen der Türen saßen. So konnten wir irgendwann den noch in meinem Gepäck befindlichen Schlauch in Lars’ Vorderrad bauen. Als wir endlich mit 2 1/2 Stunden Verspätung um 17:55 Uhr in Oeynhausen ankamen, sind wir zu mir gerast, ich habe mich umgezogen und war um 18:12 schon im Auto auf dem Weg zu meiner Schwester, Heu machen. Ums Rad wird sich morgen gekümmert.

Am Dienstag habe ich nach dem Büro das Bergamont zum Radhändler des Vertrauens gebracht und gehofft, man könne die Acht gerade aus dem Rad ziehen. Leider stellte sich raus, dass eine Speiche gebrochen war. Also da lassen und mit einem Leihrad nach Hause.

Leihrad am Dienstag
Leihrad am Dienstag
Diesmal ein anderes, als das welches mich letztlich so genervt hat. Besser, aber ich bevorzuge trotzdem mein eigenes. Am nächsten Tag habe ich das Bergamont wieder abgeholt. Das Hinterrad hatte nun keinen Seitenschlag mehr, dafür aber einen Höhenschlag. Der war während der Tour nicht drin, ist aber wohl durch das ungleichmässige Spannen und den Bruch der Speiche … was weiß ich, glaube ja alles, was man mir erzählt und war ehrlich gesagt auch schon ein wenig resigniert. Jedenfalls könnte ich ja bei Bergamont fragen, ob ich dort eine Felge bekomme, man würde mir die dann Einspeichen. Tief Luft geholt. Ja, überlege ich mir. Den Höhenschlag merke ich nur, wenn ich auf einer total glatten Asphaltstraße etwas schneller fahre. Darf ich in Bad Oeyhausen ja sowieso nirgends, da werde ich ja oft genug auf marode Radwege oder idyllische Alternativrouten auf wassergebundenen Decken mit tiefen Schlaglöchern geführt. Wen interessiert da so ein kleiner Höhenschlag.

Einen Tag bin ich so gefahren … keine 10 Kilometer, bis ich eben auf dem Nachhauseweg einmal im Stehen angefahren bin. Danach schliff die Aufnahme für den Schaltzug am Hinterrad an der Kette. Hatte sich nach unten verdreht. Ist ja auch total ungewöhnlich, dass man mal schnell anfahren will. Sicher kann ich ein Rad ausbauen und gerade wieder einbauen. Kam aber ja nun gerade aus der Werkstatt. Also – statt wie geplant eine schöne Tour an der Weser zu machen – zum Händler. Der hat das Fahrrad auch gleich auf den Montageständer gepackt und versucht das Malheur zu beheben. Allein …

Die olle Krücke schon wieder
Die olle Krücke schon wieder
… ich bin wieder mit dem Leihrad nach Hause gefahren. Es hat nicht geklappt, das Hinterrad so zu fixieren, dass die Halterung nicht verrutscht. In dem gerade vor 2 1/2 Wochen in der gleichen Werkstatt neu eingebauten Getriebe scheint irgendwas nicht in Ordnung zu sein. Muss man mal gucken.

Frag’ mich mal einer, ob ich gute Laune habe!

[Erläuterung]
Die Radtour war unabhängig von den oben geschilderten Vorfällen ziemlich spaßig und schön!

[Erläuterung]
Natürlich steckt auch ein Fachhändler nicht in Materialfehlern drin! Und für einen Plattfuß kann niemand was.

Über

Ich schreibe hier über Fahrrad(politik), Politik an sich, Technik, unsere Familie und alles was mich sonst so bewegt.

2 Kommentare zu „Fahrraderlebnisse der letzten zwei Wochen

  1. Ohje solche Tage gibt es…
    Zum Glück hatte ich die letzten knapp 10.000 km keinen ernsthaften Defekt.
    Waren aber zumeist Rennrad Kilometer und die auch überwiegend auf der Straße, wo einfach weniger gefährliches Zeug rumliegt als auf Radwegen.
    Klingt wirklich nach nem Montagsrad. Eigentlich darf sowas bei nem fast neuen Rad nicht sein.
    Vllt doch mal umsteigen auf etwas sportlicheres?
    So schön diese Getriebe auch sind. Ner anständigen Kettenschaltung sehe ich ziemlich schnell an, wo es hakt.
    Finde z. B. die neue Commuter/Urban Serie von Canyon ganz schick. Da is dann allerdings nix mit mal eben zum Händler zurück bringen.

    • Es ist das vierte Rad, welches hier in der Garage steht. Drei davon mit Kettenschaltungen. Ein Sub 30 von Scott und ein Aspect 50 von Scott und noch ein Purgatory von Scott, welches mit Schutzblechen, Nabendynamo und Pipapo als Winterrad herhält.

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