Erscheinungsbild des Bahnhofsvorplatz

Alle paar Monate kommt in den verschiedensten Ausschüssen die Frage nach den “wild parkenden” Fahrrädern am Bahnhofsvorplatz auf. Was man damit machen soll und wie man sie da weg bekommt. Zuletzt fragte Herr Gohmann (CDU) im Hauptausschuss am 05.09.2012: Gibt es bei der Stadt Planungen, das Erscheinungsbild des Bahnhofsvorplatzes zu verbessern, insbesondere hinsichtlich der dort im Bereich der Fahnenmasten abgestellten Fahrräder? Nun, die Frage nach dem was man mit Fahrrädern macht, ist einfach beantwortet und für Herrn Gohmanns eigentliche Frage essentiell: die Besitzer und/oder Eigentümer fahren damit.

Das “Erscheinungsbild verbessern” ist differenzierter zu betrachten. Man könnte hübschere Fahrräder verschenken, die Fahnenmasten anmalen oder Blumen um die Fahrräder pflanzen. Ich vermute aber, es geht eher darum, dass man die Räder dort entfernen möchte. Das reine Entfernen passiert normalerweise durch den Besitzer und/oder Eigentümer, wenn er nach Ende des Arbeits-, Uni- oder Schultages wieder nach Hause pendeln will, sein Rad aufschließt und dann damit nach Hause fährt. Sollte mit “Erscheinungsbild verbessern” die Frage nach alternativen Stellplätzen gemeint sein, dann muss man etwas mehr erzählen.

Die Verwaltung antwortete jedenfalls: BM Mueller-Zahlmann dazu: Im Zusammenhang mit dem in Planung befindlichen Innenstadtkonzept wird vom Fachbereich 2 auch der Bahnhofsvorplatz mit einbezogen. Fachbereich 3 hat versucht Fahrräder zu entfernen. Dies ist aber ebenso problematisch wie die Einhaltung einer ordnungsgemäßen Regelung für Taxen.

FBLin Dr. Jacob ergänzt: Hinsichtlich des Entfernens von Fahrrädern ist die notwendige Eigentumsfeststellung ein großes Problem. Es gibt dazu ein Urteil, in dem eine Stadt, die Fahrräder entfernt hatte, zu Schadenersatz verurteilt wurde.
Für mich scheint somit klar, dass die Verwaltung davon ausgeht, dass die dort abgestellten Fahrräder verwaist und vergessen sind, oder aber dass es verboten ist dort zu parken. Ich bin ja nun in jeder Mittagspause in der Innenstadt und in den letzten Tagen nachdem ich die Frage gelesen habe, guckte ich mir die in dem Bereich geparkten Räder noch genauer an (ich gucke da eh immer drauf, weil ich mich für Fahrräder interessiere). Zum Einen Wechseln die Räder, zum anderen ist kaum eines dabei, dass nicht fahrtüchtig ist. Heute habe ich auf dem Bahnhofsvorplatz nicht ein einziges Rad gesehen, dass ich als Schrott bewerten würde. Mithin: es sind Pendler, die dort parken. Diese Räder darf man nicht entfernen, weil man sie nachher nicht mehr zuordnen könnte. Ich vermute, das wäre schlicht und ergreifend Diebstahl. Die Verwaltung hat es möglichst verniedlichend verklausuliert.

Im Februar 2008 (ist das schon wieder 4 1/2 Jahre her?) wurde ein sogenannter “Runder Tisch für eine fahrradfreundliche Stadt Bad Oeynhausen” ins Leben gerufen, an welchem sich in der Folge immer weniger Fraktionen mit immer blumigeren Lippenbekenntnissen beteiligten. Ich behaupte mal ganz uneitel, dass ich das einzig verbliebene Ratsmitglied bin, dass daran überhaupt noch aktiv arbeitet. Und ich bin im übrigen erst durch diese Sache in den Rat gekommen. Im Rahmen dieses Runden Tisches wurden von engagierten und inzwischen vergrätzten Bürgern reichlich kontruktive, günstige und sinnvolle Ideen und konkrete Maßnahmen erarbeitet, die allesamt eines gemeinsam haben: sie wurden fast alle nicht umgesetzt.

Dazu gehören auch neue Fahrradabstellanlagen am Bahnhof. Ganz konkret wurden Flächen erarbeitet, die auch immer noch zur Verfügung stehen. Es wurde in Ausschüssen wohlwollend besprochen, aber nicht umgesetzt. Auch der Beschluss der Fahrradstraße in Oberbecksen hat wahrscheinlich bereits Gilb angesetzt. Der Stadt ist das Problem seit Jahren bekannt, die Lösung liegt in der Schublade und trotzdem gibt man immer noch deratig am Thema vorbei gehende Antworten! Und das ist nur ein Aspekt!

Ich bin heute in der Mittagspause dann einfach mal in die Radstation gegangen. Ende März wurde ich über den ADFC auf eine defekte Tür zum Bahnhof angesprochen. Am 1. April habe ich bei der Verwaltung angefragt, warum diese Tür nun schon seit über einem Jahr defekt ist. Am 20. Juli(!) bekam ich eine Antwort auf diese Frage, nachdem ich am 19. Juli nachgehakt habe. In 2013 werden von der Verwaltung im Haushalt Mittel für eine neue Schließanlage angemeldet – ob die dann beschlossen werden, steht auf einem anderen Blatt.

Die Tür verbindet die Radstation mit dem Bahnhof. Man kommt von innen raus, kann aber vom Bahnhof nicht in die Radstation, sondern muss draußen vor dem Gebäude her und dann von hinten in die Anlage gehen, um sein Rad abzuholen. Klar, kann man schaffen, ist aber trotzdem unglücklich. Ich habe mir also heute die Tür angesehen und ein wenig geplaudert. Die gesamte Anlage ist nur zu ca. 50% ausgelastet, weil – ich dachte ich höre nicht richtig – nicht genug Magnetkarten vorhanden sind, um die Türen zu öffnen. Programmierbare Blanko-Magnet- oder NFC-Karten gibt’s für’n Appel und ein Ei beim Händler um die Ecke. Und in Bad Oeynhausen liegt eine halbe Radstation brach, weil man aktuell nur eine freie Karte hat, die für den Eigenbedarf dringend benötigt wird?

Überhaupt Radstation, man möge sich die von außen mal ansehen! Ist das eine Visitenkarte? Muss das so aussehen? Zeigt man so guten Willen, Elan und Überzeugung? Das Gespräch heute mittag war sehr erhellend was Außenwirkung und Zusammenarbeit anging. Dort arbeiten engagierte Mitarbeiter, die aus dem wenigen was vorhanden ist versuchen raus zu holen was geht. Aber von Marketing seitens der Stadt ist nichts zu spüren. Hier ist das Staatsbad, die Verwaltung und auch die Politik gefragt! Ganz offensichtlich ist in vielen Kliniken in Bad Oeynhausen nicht einmal bekannt, dass es eine Radstation inkl. Fahrradverleih gibt und trotzdem sind die wenigen vorhandenen Räder oft alle ausgebucht. Nicht auszudenken was da los wäre, würde die Geschichte ein bisschen gepflegt und beworben!

Um auf die immer wieder gestellte Frage nach dem Bahnhofsvorplatz zurück zu kommen: man bekommt die Räder dort weg, indem man die vorhandenen Abstellanlagen in Ordung hält und womöglich sogar neue schafft. So einfach ist das, liebe Leute! Dort steht kein Schrott, sondern dort parken Pendler mangels Alternative ihre Fahrräder. “Mangela Alternative” ist ein durch die Stadt zu behebendes Problem für das Lösungen bekannt sind und die Verwaltung macht sich über Abschleppen Gedanken! Super.

Über

Ich schreibe hier über Fahrrad(politik), Politik an sich, Technik, unsere Familie und alles was mich sonst so bewegt.

3 Kommentare zu „Erscheinungsbild des Bahnhofsvorplatz

  1. Also…..für mich ist das ein Zeichen für eine belebte Region.
    In anderen Städten stehen noch viel mehr Fahrräder vor dem Bahnhof. Eventuell etwas sortierter, da man einen vernünftigen Fahrradständer dort hingebaut hat.

    Ich verstehe nicht, weshalb man sich daran stören kann. Da sollte man sich lieber an den vermehrten Leerstand in der Innenstadt gut tun. Aber das wäre wahrhaftig wieder zu anstrengend. Es fehlen Geschäfte wie Orsay & Co, damit die Jugend auch Einzug in die Stadt hält. Die bekommt man aber nicht, wenn sich überlegt die Innenstadt zu überdachen. Es fehlt einfach an Attraktivität.

  2. Was ich ja immer bemerkenswert finde, ist der Umstand, daß abgestellte Fahrräder das Erscheinungsbild beeinträchtigen, aber abgestellte Autos (wie auch hier im Bild zu sehen) keine Verschönerungsaktivitäten auslösen …

    > Im Rahmen dieses Runden Tisches wurden von
    > engagierten und inzwischen vergrätzten Bürgern
    > reichlich kontruktive, günstige und sinnvolle
    > Ideen und konkrete Maßnahmen erarbeitet, die
    > allesamt eines gemeinsam haben: sie wurden fast
    > alle nicht umgesetzt.

    Überall das gleiche Bild. Das hat doch System!

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