Und dann?

Heute lese ich bei Spiegel Online einen Artikel über die nicht stattfindenden Fusionen deutscher Banken und Sparkassen und wie schrecklich das alles sei und wie blöd die kleinen, bornierten Manager doch sind. Nun möchte ich gar nicht so sehr auf dem Gedanken der Fusion untereinander eingehen, aber mich interessiert doch, warum der Autor meint, dass diese Fusionen sein müssen und da schreibt er:

… In der globalen Finanzwelt spielen sie kaum noch eine Rolle … wurden die [Anm.: „deutschen“] Geldhäuser in den Ranglisten nach hinten durchgereicht … die sie in die Topliga der Bankenwelt katapultierte …

Es geht nur um die Statistik, den Rang, den ein solches großes fusioniertes Institut in der Welt innehätte. Die Begründung, dass ein solch großes Unternehmen schlechter geschluckt, gefleddert und zerschlagen werden kann, ist ja richtig. Aber wie sagte Obi-Wan lakonisch: „There’s always a bigger fish!“. Auch ein solch riesiges Unternehmen wird irgendwann kleiner sein als ein Was-weiß-ich-fonds. Und dann?

„Und dann?“ frage ich mich jetzt allerdings auch jetzt schon? Was bringt es der Wirtschaft oder *mir* wenn es solch große – und hier verlasse ich den Bankenmarkt mal – Unternehmen gibt? Gar nichts! Im Zweifel geht es mir schlechter, weil Fusionen immer mit Entlassungen einher gehen. Weniger Beschäftigte, weniger Konsum, weniger Arbeit für die noch Beschäftigten, weniger Geld, höhere Abgaben, noch weniger Konsum … die Spirale dreht sich. Der Erfolg zeigt sich nur an der Börse, und wer hat die Aktien? Ich nicht.

Einen Grund für die fehlende Fusionswilligkeit nennt Wolfgang Kaden in dem Spiegel-Artikel: die „Chefs“ der zu fusionierenden Unternehmen sind dann zum Teil auch über. Nicht nur bei den Banken, überall. Und diese Chefs sind es, die letztlich entscheiden. Und da kommen wir zur Sache: hilfreich für die Wirtschaft ist es nicht, wenn ein Unternehmen ein anderes schluckt um danach Milliarden Gewinne auszuweisen, die auf putzigen Bewertungen dubioser Immobilien und der Entlassung vieler „überflüssiger“ Mitarbeiter basieren. Hilfreich ist es, wenn die Mitarbeiter der unfusionierten Unternehmen das Geld bekommen, damit sie was konsumieren können – im Zweifel etwas, dass etwas teurer ist als Chinaware, aber dafür vom Nachbarn hergestellt wurde! Scheiß doch auf die Globalisierung. Hilfreich ist auch, wenn ein Manager nicht groß damit angibt, auf ein Monatsgehalt in Höhe von 200.000 Euro zu verzichten, um damit Solidarität zu zeigen!

Es ist nicht hilfreich, das ist ein Schlag ins Gesicht seiner Angestellten! Hilfreich ist, wenn er gar nicht soviel bekommt! Welcher Mensch – und das meine ich Ernst – *verdient* 2.4 Millionen Euro im Jahr? Welche Verantwortung trägt ein solch hoch bezahlter Manager (und da soll ja durchaus noch deutlich mehr drin sein – von Sportlern rede ich mal gar nicht, das ist eh Humbug), dass diese Summe gerechtfertigt ist? Verantwortung ist für mich, wenn man sich um seine Leute kümmert und sich sorgt. Auch und vor allen Dingen um sich selbst sorgt. Um seinen Status nach einem Fehler. Verantwortung ist eben auch, wenn man selbst spürt, was eine Fehlentscheidung für Konsequenzen hat. Und das ist der Kernpunkt auf den ich hinauswollte. Ich und jeder andere Angestellte oder Arbeiter bekommt einen Fehler zu spüren. Auch kleine Mittelständler spüren das – von denen rede ich auch gar nicht.

Aber Niemand an entscheidender Stelle in Deutschland, seien es Wirtschaftsbosse oder Politiker oder Gewerkschaftsbonzen spürt *persönlich* irgendetwas von einem Fehler. Sie müssen sich vor nichts fürchten, was sie selbst angeht. Was passiert denn mit einem Manager, der durch einen Fehlkauf in knapp 6 Jahren (genaue Zahlen weiß man nicht, aber bei der Summe ist es schon fast egal) zwischen 50 und 100 Milliarden Euro verbrennt? Nichts. Dem geht es weiterhin prächtig. Der hat seine Yacht, seinen teuren Wagen und viele Häuser. Was passiert einem Politiker, der Geld in einem Koffer annimmt und vergisst das irgendwem zu sagen? Nichts! Der kann weiterhin schalten und walten wie er möchte und selbst falls er mal straucheln sollte und nichts mehr zu sagen hat, was passiert ihm persönlich? Er hat weiter seine Yacht, sein mehr als gutes Einkommen und alle Zeit der Welt. Je größer die Macht, je größer das Einkommen, desto weniger Verantwortung übernimmt die Person, desto weniger kümmert es sie, was mit anderen passiert.

Und genau daran kranken wir, unser Land, unsere Wirtschaft. Die Leute, die was zu entscheiden haben, haben ausgesorgt. Die kümmern sich nicht, die tragen keine Verantwortung! Köpfe rollen nur unten.

Über

Ich schreibe hier über Fahrrad(politik), Politik an sich, Technik, unsere Familie und alles was mich sonst so bewegt.

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