Adresshandel

Wenn ich von einer Firma Werbung bekomme, dann haben die sich i.d.R. nicht selbst darum gekümmert, meine Adresse zu recherchieren. Letzlich bekomme ich auch eigentlich nur Werbung, die ziemlich schlampig ausgewählt wurde. Ich will weder ein neues Haus kaufen, noch interessiere ich mich ansatzeise für Autos aus Stuttgart. Und leider funktioniert selbst das Austragen aus den Werbeverteilern nicht immer. Wenn man dann mal deutlich wird, gibt’s Entschuldigungen und Gutscheine. Zwischenzeitlich habe ich von dem Laden schon wieder Werbung bekommen, aber

… Den gewünschten Eintrag haben wir heute veranlasst und können Ihnen hiermit die Sperrung Ihrer Daten bestätigen. Wir bitten Sie allerdings um Ihr Verständnis dafür, dass es hier für ca. 6-8 Wochen zu Überschneidungen mit Werbesendungen kommen kann, für die bereits die Daten selektiert wurden, die aber noch nicht in Produktion gegangen sind …

Naja, das kann ich sogar ansatzweise verstehen. Auch wenn da offensichtlich massenhaft Geld verbrannt wird. Ich halte mich nicht für besonders außergewöhnlich, wenn ich die persönlich adressierte Werbepost direkt dem Kamin zuführe.

Nun hat sich auch der Adresshändler bei mir gemeldet und teilt mir in einem sehr höflichen Schreiben mit, dass Sie meine Daten für die weitere Verwendung gesperrt haben. Auch hier kann es aussagegemäß zu Überschneidungen kommen, da vielleicht schon was selektiert wurde, was noch nicht in Produktion gegangen ist.

Sie gehen sogar noch weiter und haben ihrerseits auch noch den eigenen Lieferanten angeschrieben und dort um Sperrung meines Datensatzes gebeten. Das finde ich ganz nett – warte ich mal ab, wann ich von dort eine Bestätigung bekomme. Warum an dieser Stelle überhaupt ein Zwischenhandel stattfindet “Werbetreibender” -> “Adresshändler 1” -> “Adresshändler 2” (-> noch mehr Händler?) verstehe ich nicht. Da wird doch entweder nur Geld abgeschöpft, oder der Weg der Adressen verschleiert.

Interessant finde ich an der Stelle, dass man mir nicht sagen kann (oder will), an wen meine Adresse in der Vergangenheit überhaupt weiter gegeben wurde. Offensichtlich besteht eine Verknüpfung meines Datensatzes mit dem Auftraggeber, der aber nur in der Richtung “Auftraggeber -> Ich” und nicht “Ich -> Auftraggeber” aufgelöst werden kann. Das ist nach meinem (sicher ausbaufähigem) Wissen über Datenbanken doch eher verwunderlich.

Schlußendlich wird mir noch der gutgemeinte Tipp gegeben, mich in die Robinsonliste einzutragen, damit die neckisch “Robinsons” genannten (Für mich klingt diese Benennung so, als halte man Menschen, die sich einfach nicht von unverlangter Werbung nerven lassen wollen, für ein wenig meschugge.)

… durch einen EDV-technischen Abgleich gegen diese Datei vor der Adressierung und dem Versand von Werbung ausgeschlossen werden können.

Die Robinsonliste wird den Mitgliedern vom “Deutscher Direktmarketing Verband e.V.” zur Verfügung gestellt. Und im obigen Zitat liest man deutlich, wie diese Mitglieder mit der Liste verfahren dürfen: sie können abgleichen. Sie müssen es nicht. Weiterhin wird in dem Brief gleich einschränkend erwähnt, dass nicht alle Direktwerbe- und Direktmarketingunternehmen dem Verband angeschlossen sind und daher auch keine Garantie für einen werbefreien Briefkasten übernehmen können.

Viel weniger zufriedenstellend ist es meiner Meinung nach allerdings, dass ich mich alle 5 Jahre erneut in diese Liste eintragen muß, weil

… Die zeitliche Begrenzung verhindert, dass die Robinson-Liste veraltet. Denn Namen und Adressen können sich schnell ändern, z.B. durch Umzug oder Heirat …

Ja Himmel, es wird ein offensichtlich großes Rad gedreht, um an meine Adressen zu kommen und offensichtlich ist es bisher gelungen, meine Umzüge genau zu verfolgen. Aber wenn es um Vermeidung geht, dann kann man das genausowenig leisten, wie man mir nicht mitteilen kann, an wen alles meine Adresse insgesamt verkauft wurde. Und außerdem ist es fraglich ob man sich an die Liste hält und mitmachen tun eh nicht alle.

Schön auch der Spruch auf dem Antrag zur Aufnahme in die Robinsonliste:

Um Mißbrauch auszuschließen, können nur im Original unterschriebene Anträge berücksichtigt werden.

Ich habe aber auch nirgens im Original unterschrieben, dass ich Werbung erhalten will! In meinem Freundes-, Bekannten- und Verwandtenkreis wohnen die meisten Personen zum Großteil deutlich länger als 5 Jahre am selben Fleck und soweit ich informiert bin, sehen Richter “unverlangt zugesandte Werbung” inzwischen durchaus als Mißbrauch an.

Überhaupt ist dieser Aufnahmeantrag ein Witz.

A: Ich möchte, soweit möglich, überhaupt keine Werbebriefe von Firmen erhalten, außer von Unternehmen, bei denen ich bereits Kunde bin oder mit denen ich schon einmal Kontakt aufgenommen habe. Dies gilt unabhängig davon, was mir angeboten wird.

B: Ich möchte, soweit möglich, keine Werbebriefe aus Angebotsbereichen erhalten, für die ich micht interessiere. Die Bereiche, aus denen ich keine Werbung wünsche, habe ich angekreuzt:

  • Liste
  • mit
  • Interessensgebieten
  • bei denen durchaus noch was fehlt

Unterstreichungen sind nicht von mir. Da sind ausreichend Ausnahmen und “wenn”s und “soweit möglich”s drin, dass ich niemandem einen Strick drehen kann, falls ich doch Werbung bekomme. Auch in dem Antrag ist noch einmal der Hinweis, dass man niemanden zwingen kann, die Liste zu beachten und dass sie nur dann gilt, wenn der Werbetreibende mich als Neukunden werben will. War ich da irgendwo schon einmal auf Toilette, dann wird geworben und ich muß mich direkt beim Werbenden beschweren.

Bleibt also, dass zum einen die Werbung nervig bleibt, meine Daten völlig unkontrolliert gehandelt werden und ich offensichtlich leider gar nichts wirklich wirksam dagegen unternehmen kann.

Über

Ich schreibe hier über Fahrrad(politik), Politik an sich, Technik, unsere Familie und alles was mich sonst so bewegt.

2 Kommentare zu „Adresshandel

  1. Früher lag vielen Werbesendungen ein Antwortumschlag bei. Wie das heute gehandhabt wird, entzieht sich meiner Kenntnis, da ich kaum noch eine Sendung öffne und schon seit geraumer Zeit von folgender Verfahrensweise abgewichen bin:
    Man kann den Inhalt des Werbeschreibens wahlweise großzügig durchkreuzen oder zerreißen, in den Antwortumschlag stecken und kommentarlos unfankiert zurücksenden.
    Das produziert immerhin auf der Gegenseite auch Kosten und unangenehme Überraschung.
    Wenn’s alle so machen würden, wär das schon mal ein Anfang.
    Gruß
    Quiety

  2. Toll,
    die neu entstehnden Kosten werden wieder als gestiegene Kosten auf den Verkaufspreis der Ware aufgeschlagen. Somit beisst sich die Katze in den Schwanz.

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