Raser öfter und stärker bestrafen

Ist meist selten, wenn es um Verkehrsfragen geht, aber ausnahmsweise bin ich mit den Plänen der NRW-Polizei mal restlos einverstanden und begrüße es ausdrücklich: NW-News: Polizei geht schärfer gegen Raser vor
In Zukunft werden die Polizisten nicht mehr ausschließlich an ausgewiesenen Gefahren- und Unfallschwerpunkten sondern im Prinzip überall solche Kontrollen durchführen.
Genau richtig! Denn die Geschwindigkeitsbegrenzungen gelten schließlich auch überall und man hat sich überall daran zu halten. Und nur wenn dann auch potentiell überall geblitzt wird, halten sich auch mehr Leute überall daran. Ich habe letztlich mit einer Frau gesprochen, die sogar in einem 30er-Bereich wohnt und von sich sagte, sich nicht an die Geschwindigkeitsbegrenzung zu halten, weil die Straße zum schnellen Fahren verleitet. Ich wohne in derselben Straße und muss ganz ehrlich sagen, dass mich der Dörgen noch nie beschworen hat, das Gaspedal durch zu treten. Mich verleitet da nichts. Vielleicht würde das Damoklesschwert “Blitzer” hier deutlich an der Verführung rütteln.

Und dass der gestrige ADAC damit ein Problem hat, kommt ja nun auch mit Ansage. Der ADAC-Sprecher bedauerte, dass sich die Polizei vom bewährten Konzept der Geschwindigkeitskontrollen verabschieden wolle. Ohhhh. Wie böse, die Polizei kontrolliert endlich mal sinnvoll und schon fühlt man sich gegängelt.

Wir wollen alle, dass vor unserer Haustür langsam gefahren wird. Das bedeutet aber im Umkehrschluß, dass überall langsam gefahren wird. Mir würde schon reichen, wenn sich an die geltenden Regeln gehalten wird – muss ja noch nicht mal langsam sein.

Kritik an der Aktion kommt aber auch von anderer Seite. Selbst Stellen die das Blitzen grundsätzlich befürworten merken an, dass es noch besser geht: Der Westen: Jägers Blitzgewitter gegen Raserei bringt nichts
Damit es nicht zu unbequem wird für Sie, hilft Ihnen die Polizei selbstverständlich, indem Sie rechtzeitig bekanntgibt, wo sie denn auf Sie wartet.
Und auch dem kann ich nur vorbehaltlos zustimmen. Ich höre aus Prinzip keine Radiosender, die vor Blitzern warnen. Ich finde die neuerdings in den Zeitungen präsentierten Blitzerwarnungen Scheiße und ich möchte, dass sowas nicht angekündigt wird und gleichzeitig viel häufiger passiert.

Wenn jemand im Straßenverkehr umkommt, wird das auch nicht angekündigt! So blöd sich es anhört, aber tatsächlich passieren die Unfälle überall und ohne Ankündigung. Wenn man die Kontrollstellen bekannt gibt, wird überall anders ungehemmter gefahren. Punkt. Genau deshalb muss ohne Vorwarnung überall geblitzt werden. Und bitte gerne auch ohne sofortiges Anhalten – dafür aber mit saftigeren Strafen und gerne auch konsequenten und langen Fahrverboten.

Auf der Westen gibt es dazu ein prima Schlußwort: Soll der unverbesserliche ADAC doch mit dem Totschlagwort „Abzocke“ herumjammern. Es gibt kein einziges Sachargument gegen saftige Rechnungen für Raserei. Dem ist nichts hinzuzufügen!

Über

Ich schreibe hier über Fahrrad(politik), Politik an sich, Technik, unsere Familie und alles was mich sonst so bewegt.

3 Kommentare zu „Raser öfter und stärker bestrafen

  1. Wobei ich es schon besser finde, wenn unmittelbar nach dem »Blitzen« der Raser vom Polizisten direkt auf seinen (Gas-)Fehltritt angesprochen und über Gefahren informiert wird. Ich vermute, daß das eine etwas bessere pädagogische Wirkung hat, als wenn nach Wochen ein relativ anonymes Schreiben kommt, mit dem ein paar Euro für eine Tat kassiert werden, an die man sich gar nicht mehr erinnern kann.

    Die Ankündigung der Blitzer invalidiert das Argument, daß das alles nur Abzocke zur Aufbesserung der Stadt- oder Staatsfinanzen wäre. Naja, die lautesten »Abzocke!«-Schreihälse wird man damit auch nicht überzeugen. Aber auch die notorischen Raser werden vor Fahrtantritt vermutlich nicht die aktuellen Blitzerstandorte studieren – man kennt vermutlich nur die stationären – und auch in angekündigten Radarfallen tappen.

    Es ist ja auch noch zu beachten, daß die Polizei nur die /geplanten/ Kontrollstellen ankündigt, es aber weiterhin auch /ungeplante/ gibt, die nicht angekündigt werden.

  2. Ich habe da Null Spielraum für Verständnis. Echt nicht. Direktes Ansprechen mag sicher helfen und “ein paar Euros” sind auch schnell gezahlt. Das darf ja von mir aus ruhig teurer werden.

    Gefühlt wird zum Beispiel in der Schweiz deutlich langsamer gefahren. Die zahlen gehaltsabhängig – wenn ic das richtig behalten habe. Wobei die auf Radfahrer widerum nicht achten. Auf meiner Tour um den Thuner See hatte sogar ich ein bisschen Muffensausen wegen der Fahrzeugführer dort …

    • Daß die paar Punkte oder Euro kaum jemanden jucken, ist ein weiteres Problem. Manche sind charakterlich einfach nicht zum Führen eines Fahrzeugs geeignet und Wiederholungstäter, dennoch kann sie ein mehrmonatiges Fahrverbot nicht vom Rasen abhalten – sofern es überhaupt mal zum Fahrverbot kommt.

      Es gibt zum Beispiel jemanden, der mit seinem Ferrari in unregelmäßigen Abständen auf der Straße hier vorbeikommt und regelmäßig weit über 120 km/h bei erlaubten 50 km/h fährt. Mal ganz davon abgesehen, daß sich die Polizei hier nicht mehrere Wochen täglich morgens für drei Stunden hinstellt, um den Typen vielleicht einmal zu erwischen (der hat mehrere Routen): Ein paar Monate lange Taxi fahren oder einen Chauffeur anstellen (oder laß es das ein Familienmitglied machen), noch einige tausend Euro Strafe führen bei solchen Leuten zu einem Umdenken. Da hilft es meiner Meinung nur, das Fahrverbot in Jahren zu berechnen (aber wie kontrolliert man das wirksam?) und vielleicht das Tatfahrzeug zu entziehen.

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