Doppelchronograph

Was sind das eigentlich für Leute, die zwei Uhren tragen? An jedem Arm eine … Noch dazu so große, klobige Chronometer. Ich habe selbst ein paar Uhren, auch einen Chronometer in der gleichen Größe (Nicht teuer, bezahlt habe ich eh nichts – ist gewonnen worden – aber er kostete wohl 250 Tacken.), doch den trage ich eigentlich nie. Wozu benötige ich einen Zeitanzeiger am Arm, wenn ich ein Handy dabei habe? Ein Handy hatte der Typ in seiner Wildlederjacke, die er trotz 26°C noch über dem langärmeligen Hemd trug, garantiert auch dabei. Womit er mindestens 3 Möglichkeiten hatte, die aktuelle Uhrzeit herauszufinden.

Bleibt eigentlich nur eine Möglichkeit: er trägt die Uhr als Schmuck. Das ist OK, auch wenn ich Schmuck bei Männern nicht mag, eine Uhr ist in Ordnung. Eine. Meinetwegen so groß, dass der Typ den Arm nicht hochbekommt. Aber warum zwei von dem Kaliber? Das kann doch nur Angabe sein, oder? Wer gibt nun mit so einer Uhr an? Entweder die Uhren sind echt, dann ist der Mann womöglich ziemlich spleenig. Was OK wäre – unter spleenig stelle ich mir dann aber auch vor, dass er eine schrillgrüne Cordhose trägt und wirres Haar hat, ansonsten aber unauffällig im Zug sitzt und sich an der vorbei ziehenden Landschaft freut.

Dieses Exemplar hier gehörte allerdings zu einer Gruppe von Menschen, die den bis dahin ruhig dahin ratternden und außer uns leeren Waggon unter großem “Hallo” okkupierten und sich häuslich nieder ließen. Es fehlte nur noch, dass sie Handtücher auf die Klappsitze legen, während sie mal kurz draußen auf der Plattform gucken, ob wir schon am Ziel sind. Laut, prollig, rücksichtslos. Das lässt hinsichtlich der Uhren zwei Schlüsse zu. Sind sie echt, haben wir es mit einer Horde Neureicher zu tun, die nichts für ihr Geld getan haben und viel zu schnell viel zu viel davon bekommen haben. Oder die Uhren sind Plagiate, dann sind die Typen wohl im letzten Urlaub in der Türkei gewesen und geben nun damit an, dem fliegenden Händler zum Preis von einer Nachbildung zwei aus der Tasche geleiert zu haben.

Beide der letztgenannten Gruppen sind mir irgendwie zuwider. Ich war froh, als die wieder aus dem Zug waren …