Elterntaxen vor der Europaschule

Mamitaxi, ein leidiges Thema. Ich hatte es dutzendfach die Grundschule Eidinghausen betreffend. Dort herrschten katastrophale Zustände und die Verwaltung war sehr unwillig, dies überhaupt zur Kenntnis zu nehmen. Nun ist so eine Situation auch Thema an der Europaschule.
NW vom 19.09.2025 (bisher nur Print) Chaos vor Schulzentrum Nord: 450 Autos in 20 Minuten
[…] Eltern, die egal wo, ihre Kinder rauslassen, die mit Bleifuß weiterfahren oder sogar den anreisenden Schulbusverkehr blockieren. Das ist Tag für Tag Standard in Bad Oeynhausen. […]
Die marode Radverkehrsinfrastruktur wird von den Schülern moniert, aber auch der unzuverlässige ÖPNV gibt keinen Anlass zur Freude. Im Interview gesteht der Bürgermeister, dass das Problem leider bekannt ist:
[…] Bökenkröger hofft auf das kommende Jahr. Dann geht der Busverkehr in Bad Oeynhausen zurück an den Kreis Minden-Lübbecke und die Mindener Kreisbahnen. „Derzeit ist es mit Transdev und den Sub-Sub-Unternehmern eine Katastrophe. […]
Hm, in diesem Juni haben wir im Ausschuss für Stadtentwicklung einen Beschluss gefasst:
Neuausrichtung der Aufgabenträgerschaft im ÖPNV
[…] Der Rat der Stadt Bad Oeynhausen unterstützt die Absicht des Kreises Minden-Lübbecke für die Aufgaben zur Wahrnehmung der Aufgabenträgerschaft im ÖPNV zukünftig den VVOWL zu beauftragen. Die Verwaltung wird beauftragt, die dafür notwendigen Rechts- und Verwaltungsgeschäfte zu veranlassen. […]
Ich erinnere mich noch recht gut an diesen TOP, da ich einige Nachfragen hatte.
NW vom 23.06.2025: Busverkehr in Bad Oeynhausen mit neuer Struktur und alten Problemen
[…] „Was aber wird sich durch diese Neuorganisation an der desaströsen Situation im ÖPNV ändern? Gibt es dann mehr Busse und Fahrer? Fahren die Busse pünktlicher?“, wollte Andreas Edler (Grüne) wissen. […]
Die Antwort von Herrn Schrader dazu war wenig aufmunternd: […] „Für einen reibungslosen Verkehr ist nicht die MHV zuständig. Sie sorgt aber zum Beispiel für die Abrechnung der Kosten mit den Kommunen“. […]
Der Kreis gibt die Aufgabenträgerschaft also schon wieder ab. Wer dann was macht und wo fährt ist fraglich. Ob es wirklich keine Subunternehmer geben wird, nunja. Ich kann den Optimismus hinsichtlich des ÖPNV in keiner Weise nachvollziehen.
NW vom 19.09.2025:
[…] Schulleiter Dirk Rahlmeyer merkte an, dass die neue Grundschule Eidinghausen als Autofahrerschule gebaut sei und definitiv nicht fahrradfreundlich daher komme. […] Ob die Autofahrerschule Ziel für alle Schulen sei, wollte Rahlmeyer wissen. „Wir als Schulleitung wünschen uns, dass die Schüler mit Rad kommen und tun alles dafür.“ […]
Ja, klar. In Bad Oeynhausen wird auch nicht in erster oder zweiter Linie an den Radverkehr gedacht. In Eidinghausen sind zum einen viel zu wenige Fahrradständer installiert worden und zum anderen wird der Autoverkehr mit der sog. „Kiss & Drop“-Zone aktiv vor die Schule geholt.
Der Bürgermeister sagt dazu […] „Straßensperrungen vor den Schulen sind auch keine Lösung. Dann verlagern wir die Eltern-Taxis nur an die Hauptstraßen. […] und bekräftigt damit nur die Ansicht der Verwaltung aus Februar 2024. Seitdem darf man als Kommune Gemeindestraßen um Schulen herum zeitlich begrenzt sperren und so von Elterntaxen frei halten. Das Problem ist nämlich keinesfalls auf unsere Kurstadt beschränkt. Offensichtlich ist es eine solche Binsenweisheit, dass sich Autofahrende nicht an Regeln – sprich: Halterverbote vor Schulen und Kindergärten – halten, dass das Land sogar die Möglichkeit von Sperrungen eröffnet hat.
Aber das funktioniert in unserer autofixierten Kommune natürlich nicht! Denn es gibt, anders als in jeder anderen Stadt im Land, in Bad Oeynhausen „Anlieger“!
NW vom 23.02.2024: Wegen Eltern-Taxis bald auch Straßensperrungen in Bad Oeynhausen?
[…] Trotz der Probleme vor den heimischen Schulen setzt die Stadt Bad Oeynhausen darauf, die bestehenden Regelungen besser durchzusetzen und mehr zu kontrollieren. „Poller und Schranken sind in Bad Oeynhausen schwer umzusetzen, da wird nahezu an allen Schulen viele benachbarte Anlieger haben“, erklärt Volker Müller-Ulrich. […]
Und weil es natürlich unmöglich ist, irgendjemanden im Auto zu kontrollieren und zu sanktionieren, machen wir in Bad Oeynhausen das, was wir in den letzten Jahrzehnten bei der Radverkehrssicherung getan haben. In Fahrradstraßen werden die Schüler von der Polizei kontrolliert, ob die Klingel funktioniert, während die Elterntaxen munter durch fahren dürfen.
Ein bisschen frech finde ich da schon die Aussage
[…] Der CDU-Mann gelobte Besserung, appellierte aber auch an die Politik, bereit zu sein, für notwendige Veränderungen und vor allem Geld zur Verfügung zu stellen. […]
Wir haben massiv Geld zur Verfügung gestellt. Die Stadtverkehrsgesellschaft wurde aber völlig unbeachtet vor sich hinvegetieren lassen. Da müssen wir uns in der Politik alle an die Nase fassen. Keine Fraktion hat zwischendruch mal nachgefragt – wobei, „keine“ ist nicht richtig. Es gab schon eine, die regelmäßig Vorschläge für Streckenführungen gemacht hat, auf Besserungen drängte und nachfragte, wer gerade was macht. Weiß gerade nicht, welche das war. Die Verwaltung hat sich jedenfalls so sehr darum gekümmert, dass wir das welke Konstrukt wohl oder übel von den nicht übernommenen Aufgaben befreien mussten.
Und die „notwendigen Veränderungen“ sind doch zum Beispiel Schulstraßen mit Sperrungen zum Schulbeginn und -schluß! Oder konsequente Kontrollen der Falschparkenden an den Schulen, sowie ein rigoroses Durchsetzen der Durchfahrtverbote in Fahrradstraßen. Lieber Bürgermeister, das ist Aufgabe der Verwaltung und der Polizei! Die Infrastruktur und die Regelungen sind bereits da. Wenn die Verwaltung nächste Woche zusätzlich einen Beschlussvorschlag zu einer Schulstraße „In der Wiehwisch“ einbringt, dann sind wir garantiert dabei. Und ich gehe davon aus, dass auch Die Linke, die SPD und die BBO ihre Hände heben würden.
Mir fällt aber auch ein, wer so gar nicht für solche Veränderungen zu haben ist. Der geneigte Leser darf sich denken, wer das sein mag.
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