Mordstreifen auf der Mindener Straße in Vlotho

Als ich am Samstag eine kleine Radtour gemacht habe, kam ich aus Richtung Porta Westfalica die Mindener Straße in Vlotho runter. Da war ich schon jahrelang nicht mehr und staunte daher nicht schlecht, dass die dort einen recht neu scheinenden Mordstreifen auf die Fahrbahn gepinselt haben. Warum man darauf nicht fahren möchte, sollte sich beim Ansehen des Bildes von alleine erklären.

Schön dicht an die parkenden Autos gezwungen!

Direkt in den Öffnungsbereich der dort reichlich parkenden Autos wird man dort gezwungen. Dass man mit einem motorisierten Fahrzeug den Schutzstreifen nur bei Bedarf befahren darf – also quasi nur um dem Gegenverkehr auszuweichen – scheint dort auch niemandem bekannt gewesen zu sein. Alle fuhren brav hintereinander mit dem Auto oder dem LKW auf dem schmalen Ding. Aber Straßen.NRW sagt es sogar so:

L778: Vollsperrung der Mindener Straße in Vlotho-Uffeln
… In der Mitte der Fahrbahn verbleibt eine 4,5 Meter breite Fläche, auf der der Begegnungsverkehr PKW-PKW ohne das Befahren der Schutzstreifen möglich ist. LKW oder andere breitere Fahrzeuge dürfen und müssen den Schutzstreifen befahren – selbstverständlich ohne dabei den Radverkehr zu behindern …

Ich bin mit meinem Rad jedenfalls bei den parkenden KFZ links von der Linie gefahren. Anders wäre es auch schön doof gewesen, weil schon kein Abstand gehalten wurde, als ich dort stand um die Fotos zu machen. Glücklicherweise ist der Ellenbogen noch dran geblieben.

Die Lokalpresse zitierte damals die PM von Straße.NRW und wiederholte, diese Streifen seien der Sicherheit von Fahrradfahrenden dienlich:

Mindener Straße wird gesperrt… Von der 7,5 Meter breiten Fahrbahn werden beidseitig 1,5 Meter breite Streifen für das sichere Fahren mit dem Rad abgetrennt …
Naja, sehe ich und viele, viele andere deutlich anders. Knapp 200 Meter weiter folgt übrigens ein Kreisverkehr. Kurz vorher wird man von dem Schutzstreifen auf einen schmalen kombinierten Hochbordgeh- und radweg geleitet. Meist befahre ich den Kreisel von der Weserbrücke kommend, um dann den Höferweg weiter Richtung Bad Oeynhausen zu fahren. Natürlich fahre ich dort nicht auf dem Hochbord und auch nicht auf der markierten Radfurt im Kreisel! Warum nicht? Weil ich nicht lebensmüde bin:

Radfahrerin schwebt nach Unfall in Lebensgefahr
… Im Bereich des Kreisverkehrs wollte die Rintelnerin in den Höferweg abbiegen. Währenddessen wollte auch ein 58-jähriger Lkw-Fahrer den Kreisverkehr verlassen und übersah dabei die 61-Jährige auf ihrem Pedelec …

In Vlotho wird jedenfalls auf sehr kurzer Strecke ziemlich viel verkehrt gemacht, wenn man Radfahrende sicher führen möchte. Und weil ich nicht nur meckern will: wenn die Parkplätze dort verschwinden würden, hätte man deutlich mehr Platz und kein gefährlichen Türen mehr. Und im Kreisel führt man den Radverkehr über die Fahrbahn! Da kann dann so ein Unfall nämlich gar nicht mehr passieren.

Wie, das “behindert ja den fließenden Verkehr”? Nun, alles andere ist potentiell lebensgefährlich für einen Teil des fließenden Verkehrs!

Über

Ich schreibe hier über Fahrrad(politik), Politik an sich, Technik, unsere Familie und alles was mich sonst so bewegt.

3 Kommentare zu „Mordstreifen auf der Mindener Straße in Vlotho

  1. hier baut man man in letzter Zeit vermehrt auch Kreisel mit Geh- und Radweg drumrum, an den Einmündungen dann kleine VZ 205 “Vorfahrt gewähren”, damit klar ist, das Radfahrer und Fußgänger nicht im Sinne des Kreisels Vorfahrt haben und als lästiges untergeordnetes Beiwerk betrachtet werden.
    Dadurch ist ein wirrer Schilderwald mit mehreren unnötigen VZ205 und auch VZ240 wegen der Benutzungspflicht drumrum entstanden und Autofahrer stellen sich oft noch in den Radweg, wenn die den Kreisverkehr durchlassen müssen.

    Gefährdungs- und Todesstreifen nenne ich das was da im Bild zu sehen ist. Hier ebenfalls ein Problem. Da klatschte vor ein paar Jahren sogar noch der hiesige AD”F”C Beifall, wenn Radwege oberhalb der Bordsteinkannte entfernt wurden und solche Todesstreifen angelegt wurden. “Radfahren auf der Fahrbahn ist sicherer” war über 30 Jahre die Hauptmaxime des größten deutschen “Fahrrad”-Clubs und damit waren die noch erfolgreich.
    Und jetzt fordern die gleichen Fahrradlobbyisten ständig sog “Protected Bike Lanes”, was im Prinzip nichts anderes als ein abgetrennter Radweg ist, nur mit anderem Namen. Und genau auf den Demos zu diesen neuen geschützten Radwegen stehen dieselben Leute vom AD”F”C; die mir persönlich vor ein paar Jahren noch sinngemäß gesagt hatten: “die Unsicherheit ist psychisch bedingt, man müsse sich an die neuen Schutz- und Radfahrstreifen erst gewöhnen, die sind nämlich in Wirklichkeit viel sicherer als der alte Radweg”.

    • Nun, ich habe diese Streifen auf der Fahrbahn noch nie beklatscht – und damals war ich noch nicht im ADFC. Wohl aber war ich auch vor 15 Jahren schon der Ansicht, dass ich auf den allermeisten innerstädtischen Fahrbahnen sicherer unterwegs bin, als auf den rechts und links dieser Straßen angeklatschten, viel zu schmalen “Radwege”. Wenn ich eine gute, separierte Infrastruktur hätte, auf der ich ebenso schnell und bequem (dazu gehört z.B. auch sauber) ins Büro bzw. zum Ziel komme, dann benutze ich die.

      Innerstädtisch ist aktuell der für Infrastruktur zur Verfügung stehende Platz aber wohl in den meisten Kommunen verteilt. Da muss man dem MIV etwas wegnehmen. Das ist korrekt und verdammt schwierig. So lange möchte ich dort fahren, wo es den Umständen entsprechend am sichersten ist. Bei uns in der Stadt ist dies fast überall die Fahrbahn. Und dabei ist es natürlich katastrophal, wenn ich durch solche Pinseleien wieder dazu “gezwungen” werde, mich in Gefahr zu bringen.

      Von Protected-Bike-Lane habe ich hier ja nichts geschrieben. Aber ja, ohne die Parkbuchten wäre ein breiter Radfahrstreifen mit eine physischen Trennung m.M.n. sicherer, als auf dem Hochbord neben den parkenden Autos.

  2. Kleine Argumentationshilfe, falls sich mal der Trachtenverein beschwert:

    Schutzstreifen dürfen generell von Fahrzeugen nur bei Bedarf befahren werden. Das mag eine freudsche Fehlleistung sein, da Fahrräder nicht als vollwertige Fahrzeuge wahrgenommen werden, steht so allerdings in der StVO.

    Die Anlage der von separaten Radwegen an Kreiseln verstehe ich zumindest innerorts überhaupt nicht. Man muss sich nur mal die potentiellen Konfliktpunkt aufzeichnen. Diese potenzieren sich durch die zusätzlichen Fahrbahnkreuzungen.

    Den Vogel hat (der ansonsten sehr gute) neue Kreisel in Löhne-Ort abgeschlossen. Auf keiner der fünf angeschlossenen Straßen gibt es in Richtung Kreisel einen Radweg. Aber der Kreisel musste unbedingt eine Radverkehrsanlage mit Benutzungspflicht eingerichtet werden. Da die Verkehrsführung augenscheinlich unstetig ist kann man die Benutzungspflicht getrost als nichtig ansehen. Aber die Planung an sich ist schon der Hammer.

    Zumal das größte Problem der Planer laut Zeitung der zu kleine Radius für fünf Straßen gewesen ist. Ohne den unsinnigen Radweg hätte man zwei bis drei Meter mehr gehabt. Tja.

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