Das Problem mit den Fahrradfahrern

Heute ist dann mein Leserbrief erschienen – ungekürzt und in voller Pracht. Gleichzeitig hat noch ein anderer Bürger Bad Oeynhausens seinem Unmut kund getan. Dieser richtete sich jedoch gegen die Radler – allerdings redet er mir damit genau nach dem Munde bzw. vertritt meine Meinung. Auch wenn das wahrscheinlich gar nicht so gemeint war. Das in dem anderen Leserbrief beschriebene Stück der Herforder Straße liegt in einer 30-Zone. Hier haben Radfahrer – es sei denn, sie sind bis 10 Jahre alt – natürlich nichts auf den Gehwegen zu suchen.

Nur warum fahren einige trotzdem dort? Weil sich die Autofahrer in dem Bereich eben nicht an die maximale Höchstgeschwindigkeit halten und jedweden, der dort gemäß der StVO unterwegs ist, günstigstenfalls nur überholen. Dies i.d.R. mit zu geringem Abstand und gerne auch mit eindeutigen Gesten, was man vom jeweilig Überholten hält. Ich gehe natürlich davon aus, dass der Leser nicht zu dieser Klientel gehört und immer hübsch 1,50 Meter Mindestabstand beim Überholen von Zweirädern einhält. Und natürlich fährt er auch nicht zu schnell oder regt sich auf, wenn er mal 30 Sekunden hinter einem Fahrrad fährt.

Leider gibt es diese Menschen aber, und wenn die sich dann in so einer Situation unsicher auf ihrem Rad fühlen, benutzen sie den vermeintlich sichereren Gehweg. Mit den beschriebenen Konsequenzen! Fahrräder haben nichts im Mischverkehr mit Fußgängern zu suchen – ganz einfache Erkenntnis! Das Problem ist, dass Autofahrer genau das Gleiche denken. Fahrräder haben nichts im Mischverkehr mit Autos zu suchen. Nun sind die meisten Menschen zuallererst Autofahrer und dann lange nichts bis sie irgendwann zum Fußgänger werden. Das Ergebnis haben wir heute auf unseren Straßen. Im Kreis Minden-Lübbecke laut einem heute ebenfalls in der NW veröffentlichten Artikel sogar doppelt so deutlich wie in anderen Kreisen in NRW.

Es wird alles dafür getan, dass der motorisierte Verkehr möglichst zügig unterwegs ist. Bloß keine Geschwindigkeitsreduzierungen – auf der Babbenhausener Straße wurde unlängst die maximal zulässige Höchstgeschwindigkeit sogar auf 70 Km/h erhöht – es könnte ja sein, dass man in seinem Auto bremsen muß. Dazu werden die Radfahrer auf schmale, kombinierte Bordstein-Geh- und Radwege verbannt. Oft sogar in beide Richtungen benutzungspflichtig. An der Oberbecksener Straße wird gerade an solch einem Konstrukt gebaut, der Alte Postweg hat es genauso wie die Bergkirchener Straße. Nicht falsch verstehen, ich fahre sehr gerne Auto, sogar gerne zügig, aber umweltfreundlicher und für kurze Strecken besser geeignet ist nunmal das Rad.

Und Bad Oeynhausen hat eine sehr gute Infrastruktur, die nur genutzt werden muß. Leider ist das, wie in meinem Leserbrief beschrieben, vielfach von Gängeleien seitens der Autofahrer begleitet. Auf dem Alten Postweg wurde doch in dieser Woche gerade wieder ein Radfahrer schwer verletzt, weil eine Autofahrerin trotz eingeschränkter Sicht ihre Geschwindigkeit ganz offensichtlich nicht den Gegebenheiten angepasst hat. Und alle Nase lang werden Radfahrer (und Fußgänger) von abbiegenden Autofahrern erwischt.

Wenn diejenigen in ihren Autos, die morgens hinter einem Radler fast einen Herzinfarkt bekommen, einfach selbst das Rad benutzen würden, dann täten sie was für ihre Gesundheit, die Umwelt, die Sicherheit ihre Kinder und die Straßen wären zu allem Überfluß auch noch leerer. Eigentlich ist es ziemlich einfach eine fahrradfreundliche Stadt zu werden, man muß es nur machen.

Über

Ich schreibe hier über Fahrrad(politik), Politik an sich, Technik, unsere Familie und alles was mich sonst so bewegt.

2 Kommentare zu „Das Problem mit den Fahrradfahrern

  1. Hallo Andreas, da ich selber sowohl als Fußgänger in der Stadt, als Radfahrer, dort wo es mir erlaubt ist und als Autofahrer gelegentlich unterwegs bin, erlaube ich mir diesen Kommentar.
    Mein Erlebnis auf der Herforder Straße: gestern zu Fuß mit meiner Frau genau vor dem besagten Geschäft entlangflaniert, kommt hinter uns ein Radfahrer, der keine Klingel am Rad hat und irgendwas ruft, das sich fast wie “weg da” anhört. Naja, höflich wie wir sind, machen wir natürlich Platz. Soviel dazu. Ist zwar nur eine Momentaufnahme und vermutlich nicht die Regel, prägt aber!
    Über die Radfahrer, die ohne Licht unterwegs sind, habe ich irgendwo hier schon mal geschrieben. M.M. nach sind es gefühlt mehr als die von Dir geschätzten 25 %. Eine Gefahr für jeden anderen Verkehrsteilnehmerund eine Sauerei ohnegleichen! Zu den Autos in der Klosterstraße gebe ich Dir recht. Hier muss man aber bei allen Verkehrsteilnehmern an den gegenseitigen Respekt appelieren. Da das aber leider nicht reicht, sind die entsprechenden Behörden gefordert. Da diese nur die Schultern zucken, wird es auf lange Sicht wohl ein Problem bleiben! Ich wüßte nicht, wie man das Dilemma aus der Welt schaffen könnte, ausser durch deutlich mehr Kontrollen und Standgerichtartige Strafmaßnahmen! (z.B. ein unbeleuchtetes Fahrrad aus dem Verkehr ziehen und den Dummkopf zu Fuß weiterlaufen lassen! Einem PKW, der nach 10 Uhr in der Klosterstrasse parkt, eine Parkkralle anlegen! etc.)
    Solange es in der Geldbörse nicht weh tut, wird sich wohl kaum was ändern! Die Rechtsgrundlage ist da, sie muss nur angewendet werden!
    Gruß
    Martin

  2. Wie gesagt, mir – natürlich hat hier jeder eine andere subjektive Wahrnehmungsschwelle – fallen die Radler in der Klosterstraße nicht besonders negativ auf. Man darf es ja nicht sagen, ohne gleich *richtig böse* zu sein, aber viele der Elektromobilfahrer sind dort ganz schön schnell unterwegs, und die fahren kein Stück an die Seite. Das mal nur nebenbei ;-)

    Beim Licht, nunja, ich fahre nicht ohne Licht und wenn es wie am Rennrad nur die kleinen Induktions-Lichter sind. Gesehen werde ich damit. Allerdings nutzt die sichtbarste Kleidung so gut wie nichts, man wird trotzdem übersehen. Ich habe dazu ja heute wieder ein Beispiel in den Pressemeldungen gefunden.

    Beim Respekt stimme ich Dir absolut zu. Und da ist das Problem. Auf der Fahrbahn bekommst Du den von Autofahrern nicht. Also fahren die weniger Motivierten (so nenne ich sie mal) auf dem Gehweg. Kein Wunder, tut die Stadt Bad Oeynhausen doch alles, um Gehweg = Radweg in die Köpfe der Bürger zu meißeln. Da kommt es dann zu solchen Situationen.

    Radfahrer gehören auf die Fahrbahn!

    Was die Maßnahmen der Polizie angeht, wünsche ich mir auch deutlich mehr Konsequenzen. Sehr gerne auch härtere. Parken auf dem Geh-/Radweg = Abschleppen und/oder richtig blechen. In der falschen Richtung Radfahren auch richtig blechen, Gehwegradler ebenfalls. Da reden mir alle nach dem Mund. Nur wenn es dann soweit ist, jammern alle rum. Ich garantiere es Dir. Und die meisten derjenigen, die sich beschweren, dass sie auf dem Gehweg von Radlern umgefahren werden, drängeln Dich als Zweiradfahrer auf der Fahrbahn ab.

    Miteinander … genau das sage ich AK Fahrradfreundliche Stadt und predige es bei jeder sich bietenden Gelegenheit. Ich nehme Rücksicht, immer. Aber ich verlange das Gleiche von *allen anderen*. Und dazu gehören die Autos ganz besonders.

    Ich bin kein Heiliger, nur weil ich mich an die StVO halte – wie mir desöfteren unterstellt wird. Dazu gehört auch, dass ich wenn’s sein muß von Biesang bis zum Harrenhof hinter einem Fahrradfahrer bleibe. *Ich* bin dabei ganz ruhig – bezweifle aber, dass ich damit zur Mehrheit in Bad Oeynhausen gehöre.

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