Inntalradweg – Innsbruck bis Passau – 2007
25.05.2007 – 30.05.2007
Fahrrad Lars:
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Fahrrad Andreas:
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Fahrrad Michael:
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Freitag – Bad Oeynhausen bis Passau
Die Tour:
- Freitag:
Ab. BO: 18.15 Uhr
An. Passau: 3.30 Uhr
Mit dem Bulli gefahren - Samstag:
Ab. Passau: 8.00 Uhr
An. Innsbruck: 13.45 Uhr
Strecke: 5,96 Km
Schnitt: 14,8 Km/h
Fahrtzeit: 36h 46m
max.: 36 Km/h
dazwischen hunderte Kilometer mit der Bahn - Sonntag:
Ab. Innsbruck: 9.28 Uhr
An. Stimmersee: 19.33 Uhr
Strecke: 109 Km
Fahrtzeit: 6h 31m
Schnitt: 16,6 Km/h
max.: 53,4 Km/h
davon 3 Km (45 Minuten) mit der Achenseebahn - Montag:
Ab. Stimmersee: 9.47 Uhr
An. Wasserburg: 17.23 Uhr
Strecke: 77 Km
Schnitt: 16,3 Km/h
max.: 48,6 Km/h
Höhenmeter: 446 - Dienstag:
Ab. Wasserburg: 9.45 Uhr
An. Braunau: 17.46 Uhr
Strecke: 46,1 Km
Schnitt: 14,1 Km/h
Höhenmeter: 504
dazwischen ca. 50 Kilometer mit der Bahn aufgrund heftiger Regenfälle - Mittwoch:
Abbruch der Radtour …
Ab. Braunau: 9.58 Uhr
An. Bad Oeynhausen: 23.30 Uhr
bis Passau mit der Bahn, dann mit dem Bulli zurück
18 Uhr … pünktlich rollt Michaels Schlachtschiff auf den Hof. Runter nach Passau fahren wir mit einem Wohnmobil-Bulli von Volkswagen.
Die 78 PS aus dem 2,4 Liter Dieselmotor sollen uns in knapp 7 Stunden bis nah an die Österreichische Grenze bringen. Meine Klamotten hatte ich am Nachmittag gepackt und schon mal probeweise ans Rad gehängt. Macht ja keinen Sinn, irgendwelche Sachen lose in den Bulli zu werfen und dann unten fest zu stellen, dass man das Brimborium nicht in den Packtaschen unter bringen kann.
Aber es passte alles in die 44 Liter der Vaude Trans Alp Plus II, meinen neuen Fahrradtaschen über deren Kauf ich mich ein paar Tage später richtig freuen sollte. Die beiden anderen Jungs benutzen Ortliebs – da wollte ich mich ein wenig abheben mit Vaude. Das Rad musste für den Transport auf dem Heckträger etwas demontiert werden. Wegen meiner langen Beine habe ich den Sattel extrem weit herausgezogen, wodurch sich keine platzsparende Unterbringung ergab. Entweder die Sattelstange stieß an den Sattel von Michaels Marin oder an den Lenker. Also raus das Ding und hinter die Sitzbank gelegt.
Dann auch schon vom kleinen Jungen und der Frau verabschiedet und los auf die Piste. Dieses Jahr hat Tim den Abschied zum ersten Mal richtig mit bekommen, glaube ich. Der war jedenfalls sichtlich traurig, dass Papa für so lange verschwindet. Aber eine Woche darf man wohl mal ein wenig rumtreiben.
Den nächsten Halt machten wir in Bielefeld, wo wir Lars‘ Klamotten, sein Rad und ihn selbst einluden und endlich auf die Bahn Richtung Süden fuhren. 19.30 Uhr … eine 3/4 Stunde später als geplant und bei der Motorisierung keine Chance, die Zeit aufzuholen. Aber wir hatten in der Nacht ja nichts vor außer Autofahren. Und das ging sehr gut. Die Bahn war überraschend leer, das Wetter zwar sehr schwül und mit ganz eigentümlichen, unwirklichen Licht, aber es regnete nicht und so fraßen wir langsam die Kilometer.
Die letzten 3 Jahre habe ich in meinem Volvo immer nur knapp über dem Asphalt gesessen, aber so hoch über der Straße hat auch was. Zwar noch nicht ganz auf Augenhöhe mit den LKW-Fahrern, aber doch deutlich über den kleinen PKWs. Irgendwie lustig.
Nach jeweils 2 1/2 Stunden war Fahrerwechsel angesetzt. Und da ich den ganzen Tag Urlaub hatte, hatte ich auch die letzte „Schicht“. Habe vorher versucht noch eine Mütze Schlaf zu nehmen, aber das ist bei dem Gebrumme gar nicht so einfach. Und in den Alkoven lege ich mich während der Fahrt nicht! Habe also nur so vor mich hingedöst, bis ich gegen 1 Uhr nachts das Steuer übernahm. So ein Bulli fährt sich ziemlich träge – macht aber Spaß. Man merkt jede Steigung sofort, da ist einfach keine Leistung um einen Hügel mit gleichbleibender Geschwindigkeit zu überfahren. In der Nacht war das jedoch kein Problem – waren ja keine anderen Leute unterwegs.
Gegen 3.30 Uhr erreichten wir unser Ziel in Passau. Da wir mitten in der Nacht natürlich nicht bei der Pension vorstellig werden wollten, haben wir uns auf einen Parkplatz gestellt und jeder soweit es ging noch 3 Stunden geschlafen. Der Zug sollte erst um 20 nach Acht Richtung Innsbruck fahren. Lange nach Sonnenaufgang haben wir dann bei der Pension Gambrinus geklingelt und unseren Parkplatz für die Woche zugewiesen bekommen. Für 10 Euro eine Woche parken – extrem fairer Kurs! Vielen Dank dafür!
Samstag – Passau bis Innsbruck
Auf geht’s! Mit ein paar Ringen unter den Augen aber gut gelaunt wegen der bevorstehenden Reise wurden die Räder bepackt. Die Pension Gambrinus liegt nicht direkt in Passau, sondern in der Peripherie und wir mussten ca. 15 Minuten mit dem Rad zum Bahnhof fahren. Zeitlich waren wir flexibel, da ca. alle 45 Minuten ein Zug Richtung Innsbruck fuhr. Zwar alles verschiedene Routen, aber von der Reisedauer tat sich da nicht viel.
Richtig warm sah es nicht aus und ich entschied mich für ein sehr kurzärmeliges T-Shirt mit einer Radjacke drüber. Nach knapp 2 Kilomtern hatte ich die Jacke schon offen. Der bewölkte Himmel täuschte über die tatsächlichen Temperaturen hinweg. Vor allen Dingen wenn man dann das erste Mal mit dem Gepäck strampelt. In der Stadt sind wir dann nur ein oder zweimal nicht ganz richtig abgebogen und erreichten den Bahnhof genau passend. In 10 Minuten sollte es los gehen. Also flugs das Radabteil gesucht – ist immer hinten oder vorne am Zug, in jedem Fall aber dort, wo man gerade nicht steht. Fragen bringt nichts, weil man genau diese Auskunft in der Regel auch vom Bahnpersonal bekommt.
Im Zug selbst dann das Übliche. Viel zu viele Radler – besonders jetzt über Pfingsten – müssen sich mit den von der Bahn in gnadenvoller Güte bereitgestellten Abstellplätzen für Räder, Kinderwagen und Rollstühle arrangieren. Das ist einfach nicht die Zielgruppe, wurde mir beim Ticketkauf jedenfalls erklärt. Die Bahn ist ein Personenbeförderungsunternehmen und keine Spedition. Naja, wer meint so seine Brötchen verdienen zu können, wird mich nur in solchen Ausnahmesituationen wie heute als Kunden gewinnen.
Es war eng, eng und nochmals eng. Zudem kann man von den Abteilen meistens sehr schlecht zu den Rädern gucken, wenn überhaupt. Das bedeutet, dass man sein Gepäck sicherheitshalber abhängt und mit zu den Sitzplätzen schleppt. Ich habe jedenfalls keine Lust nach einer halben Stunde nur noch die Hälfte meiner Habseligkeiten zu besitzen. Alternativ kann man natürlich auch stehend neben seinem Rad verharren.
Alles nicht besonders bequem. Radreisen mit der Bahn ist keine Entspannung. Dummerweise mussten wir auf den paar hundert Kilometern bis Innsbruck auch noch zweimal umsteigen. Also zweimal Gepäck runter und wieder rauf … in München mit dem Rad durch einen vollen Bahnhof schieben um den 7 Minuten später abfahrenden Anschlußzug zu bekommen. In Rosenheim ist der Bahnhof kleiner, dafür hatten wir auch nur 5 Minuten zum Umsteigen.
Und neben diesem ganzen Umstand mit zu niedriegen Bahnsteigen bzw. zu hohen Einstiegen, zu schmalen Türen, zu kleinen Abteilen und mißmutigen Bediensteten kommt erschwerend hinzu, dass es ja auch noch andere Reisende gibt. Und abseits der ersten Klasse sitzt man mit den Leuten auch noch in einem großen Abteil. Das ist bei der jungen Studentin mit Buch in der Hand und Ohrenstöpseln im Ohr auch gar kein Problem. Die hat man beim Beobachten im Zweifel ja sogar noch ein wenig Kurzweil. Es gibt aber auch diejenigen, die sich lautstark mit Ihrem Gegenüber unterhalten und in allen Einzelheiten darlegen, wie "die Brittjet" ihren Mann betrogen hat oder was für Gebrechen Onkel Hubert hat. Manche Dinge will ich einfach gar nicht wissen … und schon gar nicht will ich in diese geschrieenen Unterhaltungen einbezogen werden.
Endlich erreichten wie Innsbruck! Bei warmen 25°C, nur leicht bewölktem Himmel und gut gelaunt. Raus aus dem Zug und der Beschilderung auf dem Bahnhof nach draußen gefolgt und gefolgt und gefolgt und gefolgt und nachdem wir dann mehrere Treppen ohne Schienen für Fahrräder gemeistert hatten, standen wir auch schon draußen auf dem Vorplatz, der idealerwiese natürlich keine Beschilderung aufwies, wie er denn nun heißt und in welche Richtung es nach wo geht. Klasse. Also den Geko 301 angeworfen, in welchem ich unsere Tagesetappenziele als Wegpunkte abgelegt hatte. Und ich war selbst überrascht, wie fix wir damit zum Ziel fanden. Es wird zwar nur die Himmelsrichtung angezeigt, aber das reicht eigentlich fast immer. "Bieg‘ hier rechts und dort links ab …" sind meistens ziemlich überflüssige Anweisungen. Der Blick aus unserem Hotelzimmer entschädigte dann schon mal für’s Erste für die Bahnfahrt.
Das Zimmer im Gasthof Innbrücke war ordentlich. Groß genug, sauber, zentral und ein schöner Blick über den Fluß. Leider hatte man uns verschwiegen (wir hatten aber auch nicht gefragt), dass die im Gasthof im Keller residierende Disco direkt unter unserem Zimmer ist und die Kreuzung vor dem Haus zu einer der am stärksten frequentierten in Innsbruck zählt. Beides in Kombination bedeutete, dass das Zimmer nicht ruhig war. Gar nicht! Vor 3 Uhr kam ich nicht in den Schlaf :-( Remmidemmi vor der Disco, Lärm auf der Straße. Ätzend! Das Frühstück am nächsten morgen war allerdings wieder in Ordnung. Die Unterkunft hinterläßt einen etwas gespaltenen Eindruck. Service und Zimmer sind gut, die Umgebung hat aber tierisch genervt! Sehr amüsiert habe ich mich über den Fahrradkeller. Über ein Tor vor dem Haus fährt man durch einen langen Gang, durch den Vorratskeller, durch den Waschkeller des Hotels bis man in einem Gewölbe angelangt, welches aufgrund der Hanglage des Baus wahrscheinlich 6 Meter unter der Erde liegt. Von dort geht es durch die Küche(!) des Hotels zur Rezeption und den Zimmer. Eigenwillig …
Innsbruck selbst entpuppte sich als sehr schöne Stadt, während wir einen kurzen Bummel unternahmen. Hier geguckt und dort gehört suchten wir eigentlich zuerst nur was zu essen. Der Magen hing auf Halbmast, da es auf den Umsteigebahnhöfen zu keinerlei Nahrungsaufnahme gekommen war – und die Proviantkekse aus der Lenkertasche haben nicht mal die Fahrt im Bulli überlebt. Recht fix war ein bekanntes amerikanisches Restaurant ausfindig gemacht, wo wir uns ausgiebig satt aßen.
Danach haben Lars und ich noch eine Stadtrundfahrt gemacht. Michael hatte auf derlei kulturelle Kurzweil keine Lust und wollte sich lieber im Hotel noch ein bißchen ausruhen. Pünktlich als wir hinter der sehr jungen und attraktiven Reiseführerin im Bus Platz nahmen, öffnete der sich inzwischen bedrohlich dunkel gefärbte Himmel seine Pforten und ein Sturzbach ergoß sich von oben. Wieder alles richtig gemacht! Im warmen und trockenen Bus haben wir im Schnelldurchlauf die vermeintlich wichtigsten Sehenswürdigkeiten abgegrast und eifrig Fotos geschossen. Es sind an die 400 Bilder auf der Tour entstanden – einige davon sind in einer Picasabildergalerie zu bewundern. Unmöglich, die alle hier einzubinden.
Kurz vor Ende der Tour, als wir gerade die olympische Sprungschanze besichtigten, hörte der Regen genauso plötzlich auf, wie er gekommen war und die Sonne schien wieder. Sind dann langsam zum Hotel geschlendert und haben uns auf das Abendessen vorbereitet. Später saßen wir dann in einem Restaurant dessen Namen ich verdrängt habe unter einem Schirm und ich hatte von der Tageskarte die Empfehlung des Hauses "Bratwurst mit Pommes und Sauerkraut". Es war wohl so ziemlich die lappigste Wurst, die ich je nicht ganz zu Ende gegessen habe. Das Sauerkraut war nahezu püriert und der Senf verdiente den Namen nicht. Dafür waren die Pommes OK, die Cola-Light auch. Da ich aufgrund des Wetters und der Reise an sich üble Migräne bekommen hatte, zog ich mich mit einer Triptan ins Zimmer zurück, habe schon ein wenig gepackt und dann gedöst. An schlafen war bei dem bereits erwähnten Lärm (und der fürchterlich weichen Matratze) nicht zu denken. Die beiden anderen Jungs kamen so gegen halb 2 zurück … da wurde es unten dann auch langsam etwas ruhiger.
Morgen dann der erste Tag richtig im Sattel!
Sonntag – Innsbruck bis Stimmersee (Kufstein)
Nach einem zufriedenstellenden Frühstück im Gasthaus Innbrücke wurden die letzten Dinge im Zimmer in den Packtaschen verstaut und dann ging’s runter in die Katakomben um die Räder startklar zu machen. Draußen sah zwar nicht regnerisch aus, aber die Sonne brannte um 9 Uhr auch noch nicht vom Himmel. Ich hatte mich für lange Ärmel entschieden, die beiden anderen Jungs fuhren kurz. Wir hielten uns zunächst links des Inn, mussten in Innsbruck selbst aber noch zweimal den Fluß kreuzen, ehe wir in Höhe des Olympischen Dorfes endlich die Stadtgrenze erreichten. Ab da verläuft der Radweg zunächst direkt am Inn, der nicht gerade so grün aussah, wie er besungen wird.
Wir erreichten Hall, machten aber nicht den von der bikeline-Karte empfohlenen Abstecher zm Münzerturm. Im Ort wechselt man die Flußseite und erkennt den ersten Haken, den das ansonsten tolle Flußtal mit sich bringt: es ist ein Flußtal! Das bedeutet, dass sich hier Orte, Eisen- und Autobahn einen docht recht begrenzten Raum teilen müssen. Meist ist Tal breit genug, aber speziell hier ist der Radweg genau zwischen Autobahn und Fluß "gequetscht". Nicht ganz toll, aber auch nicht zu ändern. Inzwischen hatte sich das Wetter auch deutlich verbessert und mir wurde mit meinen langen Ärmeln langsam warm. Bei Volders unterfährt man die Autobahn, passiert Wattens (wo die "Kristallwelten" sehenswert sein sollen) und fährt an Kolsass vorbei. Direkt dahinter wird wieder mal die Innseite gewechselt und ich entledigte mich meiner langen Ärmel, um fortan im T-Shirt weiter zu radeln.
Der Weg führt dann weiter direkt am Inn (und direkt an der Bahnlinie) entlang an Pill vorbei und danach durchquert man den nächsten größeren Ort, Schwaz. Wegen Sehenswürdigkeiten haben wir uns bis zu diesem Zeitpunkt nicht aufgehalten. Das Panorama der Berge ist auch so beeindruckend genug! Es gibt immer reichlich zu sehen und am allerbesten war der Blick über die Schulter zurück Richtung Innsbruck durch das Inntal. Super! Die hohen Berge, die Sonne, leichter Dunst, die Tour hat richtig Spaß gemacht. Die erste Etappe bis Kufstein ist mit geplanten 80 Kilometern eine bequeme Strecke. Gerade auch weil der Inntalradweg in diesem Streckenabschnitt wirklich potteben ist. Und weil man zumeist auf asphaltierten Straßen (ohne viel Verkehr) fährt. Teilweise ist auch der Radweg komplett für Autos gesperrt und mit Asphalt versehen. Splitt oder gar Schotter bekamen wir hier noch sehr selten unter die Räder. Dafür ist die Beschilderung mäßig … aber wohin soll man sich in so einem schmalen Tal schon verfahren?
3 Kilometer hinter Schwaz sollte man unbedingt die Alternativroute durch Stans Richtung "Schloß Tratzberg" nehmen. Am Inn hat man sich inzwischen erstmal satt gesehen und direkt am Berg gibt es auch mehr zu gucken. Wir waren ganz verwegen und sind nicht die Autostraße gefahren, sondern durch den Ort Stans hoch in den Wald. Laut Karte sind das knapp 80 Höhenmeter auf ca. 700 Meter Strecke. Gefühlt waren es ca. 300 Höhenmeter. Mit dem ganzen Gepäck den Berg rauf. Teufel, wir haben geschwitzt! Im Wald gabelt sich dann der Weg, einmal asphaltiert über Durach nach Schloß Tratzberg, oder aber direkt über einen Wanderstieg. Der ist stellenweise dann nicht mehr fahrbar und man muß das Rad schieben (sowohl wegen der vielen Wurzeln, als auch wegen der Steigung und auch in Kombination ;-). Zeitlich tut es sich nichts – Geschmacksache, gefährlich ist der holprige Weg jedenfalls nicht.
Von Schloß Tratzberg selbst bekommt man nur dann was zu sehen, wenn man Eintritt bezahlt. Ansonsten bleibt einem nur der Blick durch eine Glastür in den Innenraum. Auch hat man vom Schloß nicht den erhofften Weitblick über das Tal. Wahrscheinlich auch nur dann, wenn man zahlt und auf die andere Seite des Bauwerks darf. Aber das macht nichts, hatten wir ja schon bei der Auffahrt! Trotzdem ist dieser Abstecher sehr empfehlenswert. Die Fahrt macht Spaß, es sind nur ein paar Kilometer Umweg und der Rest der Tagesetape ist sehr einfach. Also dran denken: in Stans links ab!
Nachdem wir die nette Schußfahrt vom Schloß ins Tal hinter uns hatten, geht es direkt nacht Jenbach hinein. Und hier beginnt ein weiterer Abstecher, den man sich auf gar keinen Fall entgehen lassen sollte: der Achensee. Dieser auf nicht ganz 1.000 Meter gelegene Bergsee liegt 400 Meter oberhalb von Jenbach eingebettet in den Bergen und wird entweder über die B181, eine alte, steile Landstraße oder – das Mittel der Wahl! – die Achenseebahn erreicht. Die Bahn ist eine urige alte Dampflokomotive mit zwei Anhängern, die in einer guten 3/4 Stunde die 7 Kilometer bergauf bis zum See bewältigt. Die Fahrradmitnahme nach oben ist möglich, wenn die Bahn nicht so voll ist. Es sind sogar extra Stellplätze dafür in den beiden Waggons vorgesehen. Wir hatten Glück und saßen kurz darauf nebst unseren Rädern im offenen Aussichtswagen.
Im Bahnhof Eben begegnen sich die auf- und die absteigende Bahn und die Lokomotive wechselt von hinten (sie schiebt die beiden Waggons den Berg hoch) nach vorne, weil ab hier bis zur Endstation am See die "Hochebene" beginnt. Der Blick auf den See ist wunderschön und nicht nur die mitfahrenden Amerikaner rissen die Kameras hoch. Das Wasser des Sees hat im Sommer maximal 20°C und jetzt so knapp 15 … wir haben kurz überlegt rein zu gehen, uns aber für eine Viertelrunde am Ufer entlang entschieden. Ganz herum wäre wahrscheinlich ein wenig übertrieben gewesen – zumindest wenn man abends in Kufstein sein möchte. Sehr, sehr schön da oben. Auf jeden Fall die 22 Euro einfache Fahrt plus 5 Euro für’s Rad ausgeben! (Warum ich wohl bis hier gewartet habe, bis ich den Preis für das Ticket genannt habe? Ja sicher, das ist pro Person!)
Da wir Sparfüchse sind, haben wir uns die 6 Euro für den Rückweg gespart (und dafür 5 Euro für die Räder ausgegeben – 1 Euro Gewinn!) und sind mit den Rädern die Serpentinen runter. Vom See nach Eben geht’s über die normale Autostraße. Hier kann man sich aussuchen, ob man "länger, mehr Autos, weniger Steigung" oder "aaaaabwääääärts!" haben möchte. Wir wählten letzteres und sausten die gesplittete alte Landstraße Richtung Jenbach runter. Auf halber Strecke muß man einmal aufpassen, dass man den Abzweig nach Wiesing findet, da man sonst knapp 3 Kilometer unnötig fährt. Hat einen Heidenspaß gemacht. Nur leider sind bei uns allen dreien die Bremsschuhe ordentlich weggerubbelt :-) Das Gepäck, die sportlichen Fahrer, die Steigung, da blieb nicht mehr viel Material auf den Belägen. Für den Rest der Reise hat es aber noch gereicht!
In Wiesing überquert man nach diesem Abstecher erneut den Inn. Das geht an dieser Stelle allerdings nur, wenn man die Bundesstraße benutzt. Ist aber kein Problem, ebensowenig wie die folgenden 2,5 Kilometer Richtung Brixlegg, die man ebenfalls auf der Bundesstraße fährt. Sobald diese die "Ziller" überquert (genau, die vom Zillertal!), kann man wieder auf den Inntalradweg auffahren. Dieser führt dann bis Brixlegg vorbei an einigen schönen Schlössern und Ruinen. In Brixlegg haben wir uns dann erneut für die Alternativroute entschieden. Das Wetter war einfach zu gut, als dass man sich etwas entgehen lassen konnte. Statt direkt über das (angeblich) schönste Städtchen der Tour – Rattenberg – geradewegs nach Kundl zu radeln, sind wir in Brixlegg über den Inn gefahren, um über Kramsach nach Breitenbach zu fahren.
Auf der Strecke liegt ein sehenswert angelegtes Erholungsgebiet mit den Badeseen Krummsee und Reintalersse. Gleich zu Beginn der Exkursion hätten wir einen Museumsfriedhof (was immer das ist) besichtigen können, aber ich habe die Hinweisschilder schlicht übersehen. Dem ebenfalls am Weg gelegenen "Tiroler Bauernhof Museum" haben wir auch keinen Besuch abgehalten, da es außerdem konditionstechnisch zu leichten Schwierigkeiten gekommen war. So schön die Tour auch ist, mit den ganzen Abstechern geht sie auch etwas in die Beine und es sind einige schon sehr steile Passagen drin gewesen. Also wurde in Kundl, in welchem man wieder auf die Hauptstrecke geführt wird, erstmal Rast gemacht. Wer dort eine Tankstelle sucht, um seine Getränkevorräte aufzufüllen: man muß bis zur B171 fahren, da sind dann aber gleich zwei Stück! Und wenn man schon an der Tanke ist, von dort ist es nur ein Katzensprung bis zur "Ruine Kundlburg" mit der dahinter liegenden "Kundler Klamm". Wir haben’s leider nicht gesehen … es wurde langsam auch immer später und bis Kufstein ist’s noch etwas.
Weiter geht’s! Hinter Kundl verläuft der Inntalradweg wieder näher an der Bahn, denn am Fluß. Zudem stimmt die bikeline-Karte in Details nicht mit der aktuell geänderten Streckenführung überein. Das hat uns nicht nur hier ein paar Mal in Sackgassen geführt. Dazu kommt noch, dass die Beschilderung manchmal fehlt. Aber wie ich oben weiter schon schrieb, wir sind ja in einem Tal :-/ Irgendwann waren wir dann in Wörgl, wo wieder einmal eine Brücke benutzt wird. Ab hier kann man sich sinnvollerweise gleich links des Inn halten. Beide Seiten sind möglich, aber wir wollten nicht direkt nach Kufstein, sondern an den Stimmersee – und der ist auf der anderen Seite des Inn. Durch Angath, führt der Weg in weiten Schleifen vorbei an Oberlangkampfen und Niederbreitenbach Richtung Kufstein.
Und dann sagt das Navi plötzlich, dass es keine 10 Kilometer mehr sind. Wir werden immer zügiger und nehmen mit letztem Elan den steilen Hügel bis zum Hotel Stimmersee. Hier hatten wir ein Dreibettzimmer reserviert …mit Blick auf den See und allem Drum und Dran. Dachten wir. "Fahrräder? Klar, könnt ihr vor die Gaststätte stellen. Zimmer für Drei? Hatten wir telefoniert? Ich schaue mal. Kriegen wir schon hin." Wenn mich eins ankotzt, dann ist das so eine „Passt schon“ Mentalität. Wir wollen unsere Räder nicht draußen abstellen, warum frage ich da am Telefon wohl extra nach. Und wir nagen auch nicht am Hungertuch, da zahlen wir gern 1 Euro mehr für ein ordentliches Zimmer.
Es war die zweitteuerste Unterkunft der Reise und das Zimmer hatte nicht mal eine Dusche! Nur eine Wanne ohne Duschabtrennung und weder Fenster noch Abzug im Bad/Toilette. Als Lars und ich versuchten das Dachfenster zu öffnen, sprangen mich Spinnen und anderes totes Ungeziefer an, bei dem Versuch das Sonnenrollo aufzumachen. Und mit Blick auf den See war auch nichts. "Essen wollen Sie? – Eine Stunde hat die Küche schon noch auf, besser sie kommen gleich!" wurde uns gesagt, als wir um 19.45 Uhr total verschwitzt und in unseren Radlerklamotten nach dem Restaurant fragten. Ja Himmel, duschen und umziehen wollen wir schon noch! Überflüssig zu erwähnen, dass das dritte Bett natürlich nicht vorbereitet war. Um mich hier beim Schreiben nicht weiter zu ärgern: das Essen am Abend war hervorragend! Die Bedienung super nett und wir haben sehr lange draußen im Biergarten gesessen und danach noch drinnen in der Schankstube. Nur die Zimmer kann ich nicht empfehlen. Wobei die auch bessere haben, aber "Die sind schon teurer und für eine Nacht geben wir die nicht her." … Ahja …
Geschlafen habe ich trotzdem gut :-)
Montag – Stimmersee (Kufstein) bis Wasserburg
Da wir am Vortag relativ spät am Stimmersee angekommen sind, haben wir darauf verzichtet, noch nach Kufstein runter zu fahren. Wir beschlossen, uns am nächsten Morgen nicht sofort auf die Socken zu machen, sondern erst eine kleine Runde durch den Ort zu machen. Zwar mit Gepäck, aber auch mit Ruhe. Der Wetterbericht verhieß ab dem frühen Nachmittag zwar nichts Gutes, aber wir pfiffen auf Vorhersagen wollten in die Innenstadt und die Festung Kufstein sehen. Nach dem Frühstück, packten wir also erneut die Drahtesel und machten uns auf den 5-minütigen Weg ins Dorf. So besonders, dass ich mich zu "Perle vom Inn" hinreißen lassen würde, ist es nicht. Eine hübsche Gasse und eben die Festung. Wahrscheinlich sind wir an zig anderen solchen Orten schon gedankenlos vorbei gefahren.
Also auf die Piste! Wir hielten uns rechts des Inn und passierten auf Höhe von Kiefersfelden (links des Inn) und Ebbs (rechtsseitig) die Grenze von Österreich nach Deutschland. Passierten ist nicht ganz richtig, man fährt fast genau darauf entlang. Den Abstecher über Niederndorf machten wir nicht, obwohl die Sicht vom 640 Meter hohen Höhenberg sicher schön gewesen wäre. Aber leider hielt sich das Wetter an die Vorhersage und es begann am Himmel ganz schön bedrohlich auszusehen. Außerdem frischte der Wind gehörig auf und blies – völlig ungewohnt bis jetzt – direkt von vorne. In Aue hielten wir daher erstmal an einer Tankstelle an, um ein wenig Luft zu holen. Vele Radler waren schon nicht mehr unterwegs auf dem Inntalradweg.
Nachdem wir uns wieder auf den Weg gemacht hatten, dauerte es keine Viertelstunde, bis ich anhielt und über das kurze T-Shirt mein langärmeliges Radhemd zog. Die Schirmmütze kam auch das erste Mal zum Einsatz. Es wurde kalt und der Wind machte es auf der Stirn unangenehm kühl. Trotzdem ging es zügig weiter. Und ich bin nicht allzu abfällig, wenn ich sage, dass der Radweg hier wirklich nicht besonders sehenswert ist. Man fährt auf dem Inndamm entlang. Links der Fluß, rechts hohe Büsche (deren Vorteil an diesem Tag der Windschutz war). Kilometer umd Kilometer fuhren wir immer schnurgeradeaus. Windshausen, irgendwann ein Schild rechts nach Nußdorf.
Da war doch was? Genau, hier begann eine Alternativroute und nichts konnte noch langweiliger sein, als dieser Inndamm. Also denn Inn gequert Richtung Deggerndorf. Direkt hinter der Brücke fährt man rechts und gelangt dann über Gmain nach Reischenhart. Hier ist es wieder hübsch zu fahren zwischen kleinen Gehöften, Wäldern und ab und an über Bäche. Auch wenn man den Inn nicht sieht. Irgendwo an einem kleinen Bach unter ein paar Bäumen haben wir wieder halt gemacht, die morgens geschmierten Brötchen verzehrt und uns den immer bedrohlicher werdenden Himmel angesehen. Mit zu Hause wurde auch alle Nase lang telefoniert – ich freue mich schon auf die Rechnung, auch wenn das hier ein innerdeutsches Gespräch war.
Länger als eine halbe Stunde haben wir sicher nicht gehalten, trotzdem waren die Beine schon ziemlich kalt geworden. Aber es nützt ja nix, weiter geht’s. Als nächster Stopp war Rosenheim auserkoren, die größte Stadt nach Innsbruck auf unserer Tour bis jetzt. Der Weg führte ab jetzt auch wieder direkt am Inn entlang und ich kann mir nicht helfen, da ist es nicht doll interessant. Direkt am Ortseingang nach Rosenheim, als wir gerade an einer Kreuzung auf die Karte schauten, sprach uns ein älterer Herr an und gab bereitwillig und ohne groß aufgefordert worden zu sein Auskunft über den Weg in die Innenstadt und die Sehenswürdigkeiten der nächsten 20 Kilometer auf unserem Weg. Es waren übrigens alle Menschen, denen wir unterwegs begegneten sehr nett und hilfsbereit und grüßten von sich aus oder fragte, wo wir hin wollten. Allerdings meist die älteren Semester und keine Mitzwanzigerinnen … nichts gegen die netten alten Damen, aber … ;-) In Rosenheim gönnten wir uns dann in der Altstadt einen heißen Kaffee!
Aus Rosenheim hinaus gelangten wir eher zufällig auf die Alternativroute des Inntalradweg. Man kann entweder linksseitig bleiben und fährt wieder stinklangweilig auf dem Damm am Fluß entlang, oder man wechselt auf die rechte Innseite und fährt nicht unten im Flußtal, sondern auf einem kleinen Hügelkamm. Eigentlich gelangt man dorthin erst nach ca. 7 Kilometern, aber glücklicherweise war der Damm gesperrt, so dass wir schon früher auf den Hügel mussten und dort wesentlich entspannter und mit besserer Sicht (und Laune!) fuhren. Lass den Himmel doch schwarz werden! Die kleinen Orte, die teilweise nur aus 3 Höfen bestehen heißen, Graben, Haidbichl, Hofstätt, Zaisering (ja, das ist größer, da stehen 5 Häuser ;-) oder Gassner. Hier trift dann auch der offizielle Radweg wieder auf die Umleitung. Der Hügelkamm ist gute 50 Meter höher als der Fluß und so kann man bis zum Inntal in den Alpen zurück blicken. Wenn man es an dem Tag denn gesehen hätte – waren zimelich tief hängende Wolken davor.
Auf den an diesem Pfingstmontag wie ausgestorben wirkenden Straßen durch die kleinen Dörfer rollten wir mit ordentlich Rückenwind fast wie von selbst. Da sah heute morgen noch anders aus. Nur die Steigungen gingen ganz schön in die Beine. Es geht teilweise wie auf der Achterbahn zu. Rauf und runter und wieder rauf. Meist nur ganz kurze Antritte, aber gepfeffert steil, mit Gepäck wirkt das dann noch gemeiner. Und ich glaube, dass da doch einige Leute absteigen werden. Was das angeht sollte man der bikeline-Karte vertrauen, die auf diesem (S)Teilstück reichlich kleine schwarze Pfeile für besondere Steigungen eingezeichnet hat. Und während wir gerade frohen Mutes so eine steile Passage hinabsausen, sehe ich auf eben der Karte, dass ein Spaßvogel das Schild gedreht haben musste. Richtig waren wir unten jedenfalls nicht mehr. Glück im Unglück war der kleine Weg in der Karte verzeichnet. Nur mussten wir die schicke Abfahrt an anderer Stelle leider wieder hinauf. So umfuhren wir recht weiträumig den schönen Ort Vogtareuth.
Es folgten Sunkenroth, Untermühle, wo man die oder den Murn überquert und dann führt der wirklich schön gelegene Weg durch Geiereck und Berg nach Griesstätt. Leider sind die Griesstätter mit dem Bau einer Umgehungsstraße oder einem Anschlußstück zu dieser beschäftigt, infolgedessen sie auch den Inntalradweg leicht modifiziert haben. Nicht ohne zu vergessen, die Schilder nicht mit zu korrigieren. Daher sind wir im Ort erstmal umhergeirrt und waren schon fast in Kettenham, bis wir uns irgendwie auf die richtige Richtung geeinigt hatten, durch eine schmale Gasse fuhren, einen kleine Busch umkreisten, um eine Ecke Bogen und – mitten auf der frisch asphaltierten und für den Verkehr noch nicht freigegebenen Umgehungsstraße standen. Das war schön. Dass es genau in diesem Augenblick anfing zu regnen, war nicht schön.
Allerdings war das kein richtiger Regen – noch nicht – sondern nur so ein blöder Fiesel. Die Ausbaustrecke war nur ein paar hundert Meter lang und ging dann nahtlos in die Landstraße nach Wasserburg über. Direkt bei Au unterquert man die Landstraße und fährt ein ziemlich steiles Stück den Hügel hinauf um danach wieder über die Dörfer zu gondeln. Das geht über Laiming, Kerschdorf, Spielberg, Höhfelden und schwupps ist man schon in Wasserburg. Das „schwupps“ ist leicht geschönt, weil der Fiesel sich einregnete und wir so langsam durchnässten. Einige früher, ich später ;-) Mein langärmeliges Trikot hatte ich vor einiger Zeit bereits gegen die dickere Radjacke getauscht und die hielt bis zum Ziel dicht. Viel länger allerdings auch nicht, an den Nähten wurde es schon feucht.
In Wasserburg haben wir dank Navi ziemlich schnell die Paulanerstuben gefunden. Die Wirtin war super nett und wir konnten zuerst einmal auf’s Zimmer gehen, bevor wir die Formalitäten erledigten. Man sah uns wohl die Kilometer an, die wir heute schon gefahren waren. Die Fahrräder wurden in einem geräumigen, gefliesten Keller neben etlichen anderen Rädern geparkt und dann ging’s die Treppen hoch zu unserem Zimmer. Prima! Blick auf den Inn und keine Hauptstraße vor dem Fenster. Und ein Fernseher, den man sogar mit Fernbedienung umschalten konnte. Zwei Sachen, die bei den beiden vorhergehenden Herbergen nicht möglich waren. Zum einen gab’s da nur ganz miesen Empfang, zum anderen keine Fernbedienung. Nachdem wir unsere Sachen aufgehängt und uns selbst ein wenig auf Vordermann gebracht haben, sind wir noch in die Stadt gegangen, auf der Suche nach einem Restaurant. Wir haben dann eine nette Pizzeria gefunden, in der sich vorzüglich speisen ließ.
War eine schöne Tour, auch wenn die Wolken zum Schluß nicht mehr dicht gehalten haben. Auf jeden Fall war es richtig bis jetzt jede der Alternativrouten mitgenommen zu haben! Hoffentlich ist das Wetter am nächsten Morgen nicht so, wie der Wetteronkel es behauptet …
Dienstag – Wasserburg bis Braunau
Laut Plan stand heute die längste Etappe der Tour auf dem Programm. 102 Kilometer sollten es werden. Hmm, wir waren skeptisch, als wir morgens aus dem Fenster schauten. Es hagelte nicht gerade Katzen, aber es war ein ausgewachsener Regen, der dort draußen herunter prasselte. Beim Frühstück saßen schon zwei junge Frauen und besprachen mit der Wirtin eine weitere Übernachtung. Unser Zeitplan ließ das leider nicht zu und daher machten wir uns frisch gestärkt auf in die Stadt, um bei einem Radhändler den wir gestern abend noch entdeckt hatten, einen Regenponcho zu kaufen. Unsere Jacken halten zwar einem Schauer stand, aber nicht diesem Dauerregen. Lars hatte bereits einen solchen Poncho an und Michael und ich fanden für 12 Euro auch jeder einen geeigneten Überzug. Konnte also los gehen.
Und es machte sogar Spaß! Richtig kalt war es noch gar nicht und unter dem Poncho blieb man – bis auf die Beine ab dem Knie – auch trocken. Richtig trocken, das wunderte mich eigentlich. Auch die Hände waren halbwegs warm, wenn man den Überzug weit genug über den Lenker drömmelt. Leider währte die Freude nicht lange, denn nach nicht einmal einem Kilometer verließ die Luft das Vorderrad von Michaels Marin. Super! Wenn’s kommt, kommt’s dicke. Da konnten wir auch nicht so richtig darüber lachen, dass das Unglück ausgerechnet vor einer Reifenhandlung passierte. Wenigstens konnten wir uns dort unterstellen und mussten nicht im regen flicken. Und beim Rumstehen bin ich dann so langsam das Frieren angefangen … es mussten immerhin zwei Löcher geflickt werden. Putzig, dass die ausgerechnet auf einen Schlag in den Reifen gekommen sind. Aber wie gesagt, wenn es kommt, dann richtig.
Die Strecke hinter Wasserburg wäre bei besserem Wetter sicher richtig schön. So kämpften wir mit den Schirmen unseren Mützen, die vom Poncho immer ins Gesicht gedrückt wurden und das Sichtfeld einschränkten. Zumindest ich kämpfte mit der Kopfbedeckung. Zu dritt kämpften wir mit der Beschilderung, die begann ein wenig löchrig zu werden und Fragen aufwarf. Vor allen Dingen, als wir mitten im Wald im strömenden Regen in der Matsche standen und nicht sicher waren, in welche Richtung wir nun weiter mussten. Die Orte enden alle auf "ham" – Würmertsham, Puttenham, Thalham, Bergham, Mernham … und immer auf und ab. Das kann bei dem Wetter schon ziemlich stressig werden. Aber noch waren wir guter Dinge und fuhren sogar einen Schnitt knapp unter 20, der Wind kam nämlich von hinten und der Poncho wirkte wie ein Segel. Tatsächlich kam uns irgendwann auf einem Waldweg sogar ein Pärchen auf einem Tandem entgegen. Das war ein Grinsen auf beiden Seiten :-) und die letzten Leute, die uns auf unserer Tour auf zwei Rädern begegnen sollten. Als wir irgendwann zur linken mal wieder den Inn sahen, haben wir gerastet. Die Bäume boten wenigstens ein ganz bißchen Schutz – auch wenn mein mitgebrachtes Brötchen nach kurzer Zeit ziemlich weichlich war.
5 Kilometer weiter fuhren wir nach Haiden rein, wo es links nach Gars ging und rechts nach Gars-Bahnhof. Inzwischen hatte sich der leichte Wind zu einem veritablen Wehen entwickelt, die Bäume wurden immer flacher gedrückt und die Regentropfen wehten nahezu waagerecht über das Land. Die letzte halbe Stunde hat das Fahren definitiv keinen Spaß mehr gemacht. Ein paar kurze Blicke in unsere Gesichter und wir hatten uns für den Zug entschieden. Schade, Abbruch für heute. Aber zuerst wollten wir uns noch am Supermarkt stärken und einen solchen hofften wir in Gars zu finden. Fanden wir auch, nur hatte ich nur nich 4 Euro Hartgeld und blöderweise für 4,08 Euro auf das Förderband gepackt. Und die Dame wollte meine Karte nicht. Soll sie ihren Scheiß doch behalten! Hab‘ einfach alles liegen lassen und bin wieder raus. War eh nur aus Langeweile, weil ich sowohl Getränke als auch noch Brötchen hatte.
Nach einer halben Stunde Verschaufen fuhren wir wieder aus dem Ort nach Gars-Bahnhof um festzustellen, dass wir den Zug um 20 Minuten verpasst hatten. Argh! Beim nächsten Mal *erst* den Fahrplan studieren und dann einkaufen! Aber hätt‘ der Hund nicht geschissen, hätt‘ er ’nen Hasen gefangen. Sei’s drum. Wir mussten 1 3/4 Stunde warten. Der Kiosk/Café um die Ecke des Bahnhof, der in Wirklichkeit nur ein etwas größeres Bushaltestellenhäuschen war, hatte natürlich geschlossen und öffnete erst in einer Stunde. Ich konnte meine Knie nach kurzer Zeit nicht mehr am Zittern hindern. Nach endlosen 60 Minuten konnte ich endlich einen warmen Kakao trinken und mich aufwärmen. Und dann kam auch schon der Zug – endlich im Trockenen!
Von Gars-Bahnhof fährt man über Mühldorf nach Simbach/Braunau. Manche Züge fahren durch, manche nicht. Unser natürlich nicht. In Mühldorf hatten wir ca. 45 Minuten Aufenthalt, ehe es endlich weiter ging. Also wieder auf und ab gehen. Diesmal mit etwas besserer Überdachung, denn der Bahnhof ist hier schon etwas größer. Nachdem wir dann endlich unsere Fahrräder im richtigen Wagen verstaut hatten, setzten wir uns in die bequemen Sessel oder guckten ein bißchen die anderen Fahrgäste an. Ich guckte unter anderem auch auf einen Hinweiszettel, der mir die Mundwinkel zu den Kniekehlen zog. Draußen prasselte der Regen herunter und die Bahn teilt uns mit, dass der Zug nur bis Marktl fährt. 20 Kilometer vor Simbach. Wie bitte!? Ah, ab da geht es per Schienenersatzverkehr mit dem Bus weiter, Puh! – Was? Fahrräder werden nicht mitgenommen. Der Zugführer hat uns nicht rausgeschmissen, auch nicht nachdem ich ihm gesagt habe, was ich von der Sauerei halte! Also nochmal raus in deas Unwetter. Und dabei hatten sich Michael und Lars schon trockene Socken und Schuhe angezogen!
Wohl oder übel mussten wir in Marktl den Zug verlassen. Der fuhr einfach nicht weiter. Allerdings stürmte es hier auch schon nicht mehr so sehr, Regen war aber immer noch reichlich vorhanden. In Marktl ist man praktisch sofort wieder auf dem Inntalradweg und schon bald haben wir unseren Trott wieder gefunden. Zum groß Sehenswürdigkeiten gucken hatten wir verständlicherweise keine Lust. Einfach nur noch nach zum Hotel. Wir passierten Stammham, überlegten kurz ob wir die Bundesstraße nehmen und 20 Minuten Fahrt sparen oder den Radweg, entschieden uns wegen Sicherheitsbedenken bei dem Wetter mit Poncho, Wind und Gepäck für den Radweg und Deindorf, Seibersdorf und Bergham immer näher nach Braunau. Auch hier wieder eine eigentlich schöne Strecke, wenn man passendes Wetter hat. Von Bergham an geht es 7 Kilometer immer am Inn entlang und dann ist man auch schon in Simbach. Dort über die Innbrücke und es ist wieder östereichischer Boden. Das Hotel Mayrbräu haben wir schnell gefunden und packten alsbald unsere Klamotten im besten (und zweitbilligsten!) Zimmer der Tour auf die Heizungen.
Lars und ich sind dann noch ein bißchen durch Braunau und den Regen gelaufen. Wir haben noch nach einem leckeren Griechen gefunden, aber da konnte uns der einzige Passant den wir trafen auch nicht helfen. Ausgerechnet war er auch nicht aus Braunau. Nachdem wir noch einer alten Omi geholfen haben ihren Regenschirm zu reparieren und einige Minuten Smalltalk mit der sehr fidelen Dame gehalten haben (Während ich überlegte, ob wir wohl jemanden verständigen sollten, denn die alte Dame kam mir ein bißchen allein vor, wurde sie dann aber doch von einem Herrn abgeholt.) sind wir dann der Enfachheit halber wieder zu unserem Hotel gegangen und haben dort ganz vorzüglich gegessen. Die Bedienung gab uns sogar noch einen Stadplan, als wir nach dem Weg zum Bahnhof fragten. Es war zwar besseres Wetter für den nächsten Tag gemeldet, aber nachschauen kann man ja mal. So führte uns unser Verdauungsspaziergang zum Braunauer Bahnhof und zurück. Danach kam noch "Grey’s Anatomy" im Fernsehen und dann das Sandmännchen …
Mittwoch – Braunau bis Passau
Der Blick aus dem Fenster verhieß zumindest keinen Niederschlag und die Straße begann abzutrocknen. Vielleicht wird es ja noch was. Also schnell die Sachen bereit gelegt. Die beiden anderen lagen noch in den Kojen und ich bin bei sowas kein Langschläfer. Um spätestens 7 war ich immer auf den Beinen. Ich kann nicht ruhig liegen, wenn ich noch weiter will. Nach und nach kam Leben in die Bude und die Meinungen zu einer Weiterfahrt waren uneinheitlich. Da wir uns darauf verständigt hatten, dass nicht die Mehrheit, sondern Veto entscheidet, sind wir halt nicht mehr Rad gefahren. Schade. Um 9:58 Uhr ging der nächste erreichbare Zug nach Passau – genug Zeit für ein ordentliches Frühstück. Meine Sachen hatte ich fix gepackt.
Die Bahnfahrt war sehr unspektakulär und ausgesprochen günstig. Etwas über 12 Euro pro Person inkl. Fahrrad. Da kann man nicht meckern. Dafür aber auch ausschließlich Bummelzüge, die an jeder Milchkanne halten und 1 Stunde Aufenthalt unterwegs in "Neumarkt-Kallham". Das Wetter wurde langsam immer besser und sogar die Sonne kam zum Vorschein. Ich hätte mir hier noch schnell eines der köstlich duftenden halben Hähnchen kaufen sollen, aber mitnehmen wollte ich nicht und so richtig Hunger hatte ich auch nicht. Gegen 14 Uhr erreichten wir schließlich Passau. Dort kannten wir uns vom letzten Samstag ja noch aus und sattelten ein letztes Mal die Fahrräder. Flugs ging es durch die Innenstadt über den Inn zur Pension Gambrinus, über die ich nun gar nichts mehr schreiben kann, außer dass sie kulanterweise auf weitere Park- oder eine Stornierungsgebühren verzichtet haben. Vielen herzlichen Dank dafür! Denn selbstredend haben wir hier keine Nacht mehr angehängt. Jetzt wollten wir nur noch nach Hause!
Der Bulli war schnell beladen. Die Räder wieder ihrer Sättel beraubt auf dem Heckgepäckträger verzurrt und nach einem letzten Blick in die Runde waren wir wieder auf dem Asphalt und auf dem Weg nach Hause. An der Tanke Diesel für den weiten Weg bunkern und los geht’s. Die Kilometer fließen dahin, der Motor brummt, den Stern und den Spiegel habe ich je zweimal durch, da fahren wir um eine halbe Stunde vor Mitternacht auch schon wieder in Bad Oeynhausen auf den Hof. Lars hatten wir vorher in Bielefeld abgeliefert. Sachen ausgepackt, was gegessen, geduscht und dann ab ins Bett. Auch wenn ich den ganzen Tag nur rumgesessen habe, war ich doch hundemüde.
Mal schauen, wohin es nächstes Jahr geht …
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