Umdenken im Verkehr

Heute habe ich zwei sehr schöne – auf sehr unterschiedliche Weise – Blogartikel gelesen.

Auf soheit.de setzt sich Volker (das freut mich natürlich noch mal doppelt!) unter anderem aufgrund eines Beitrags von mir mit dem Thema “Ist der Radfahrer im Straßenverkehr gleichberechtigt?” auseinander und kommt zu einem sehr vernünftigen Schluß – dem ich vorbehaltlos zustimmen kann. Ist im übrigen der Nachschlag zu seinen Gedanken über “Fahrradrowdies“.

Im anderen Artikel erklärt Ekkart den Autofahrern wer Schuld ist. Ganz grundsätzlich. Und er spricht mir dabei sowas von aus der Seele! Lesen!

Über

Ich schreibe hier über Fahrrad(politik), Politik an sich, Technik, unsere Familie und alles was mich sonst so bewegt.

10 Kommentare zu „Umdenken im Verkehr

  1. Zum letzten Blog-Artikel: Also ich finde es etwas billig die Schuld und Verantwortung komplett auf den Autofahrer zu schieben. Die Verkehrspolitik ist komplett auf das Auto und dessen Schnelligkeit ausgerichtet. Dann darf man sich über diese Entwicklung nicht wundern. Der Fisch fängt am Kopf an zu stinken. Ich gucke übrigens neidisch in die Niederlande. Da ist die Verkehrsplanung wesentlich innovativer und man achtet viel mehr darauf die Verkehrsteilnehmer intuitiv zum richten Verhalten zu leiten. Das ist etwas völlig anderes als in Deutschland. Hier baut man Straßen, die zum Fehlverhalten förmlich einladen, stellt dann Schilder auf und wundert sich, dass das nicht wirkt. In letzter Konsequenz flüchtet man sich dann in seiner Inkompetenz auf solche Dinge wie Fahrradhelme. Für mich ist das geradezu ein Eingeständnis der eigenen Inkompetenz. „Wir wissen nicht wie man Unfälle verhindert, daher soll es wenigstens nicht so weh tun.“ Und da wundert man sich noch über Geisterradeln und Autofahrer die meinen frei Bahn sei ein Menschenrecht oder dass fast jeden auch kürzeste Strecken mit dem Auto fährt? Nicht wirklich!

    • Es ist richtig, die Infrastruktur ist für Autos optimiert. Radwege sind nur dazu gedacht, die Radfahrer aus dem Weg des motorisierten Verkehrs zu bekommen. Das hat ein Mitarbeiter unserer unteren Straßenverkehrsbehörde sogar in einem autorisierten Interview in unserer Lokalpostille erwähnt. Schätze, da war der Zensor gerade pinkeln.

      Aber: nur weil eine Straße gerade und breit ist, fahre ich nicht über 30 Km/h, wenn ein Zeichen ebensolches gebietet. Die Infrastruktur hat mit der Geschwindigkeit insofern zu tun, als die Maximalgeschwindigkeit mehr oder weniger problemlos erreicht werden kann. Das “Doing”, wie es so schön Neudeutsch heißt, hat damit nichts zu tun. Jedem Autofahrer steht es frei, sich an Regeln zu halten und niemanden zu bedrängen. Das wird ihm nicht durch die optimierte Infrastruktur aufgezwungen.

      Diese Diskussion habe ich schon mit Eltern von Mitschülern des Nachwuchs geführt, die genau das “Die Straße verleitet doch zum Schnellerfahren!” geführt. Mir hat noch keine Straße etwas zugeflüstert. Das ist ganz allein der Mensch am Steuer. Der hat es dann nicht drauf, ignoriert die Regeln, setzt sich bewusst darüber hinweg und gefährdet andere.

      Eine für den motorisierten Verkehr optmierte Straße lässt sich von Fahrrädern doppelt so gut benutzen und hält dann wesentlich länger.

  2. @löhner: aha. Die Gesellschaft ist schuld. Der Autofahrer kann nichts machen. Z.B. sich an die Regeln halten. Das geht halt nicht. Warum auch immer. – Ich hoffe, Du bekommst mit, dass das Unsinn ist.

    @andreas Danke für die Blumen

  3. Ich sage nicht, daß der Autofahrer nichts machen kann. Ich sage nur, daß die Wurzel des Übels an einer anderen Stelle zu finden ist. Das ist kein Unsinn, sondern in der Praxis bewiesen. Aber man kann natürlich weiter dem Hund einen Knochen vor die Nase legen und drauf schreiben, daß der verboten ist. Wenn man glaubt, daß das die Lösung ist. Bitte.

    P.S. Es gibt übrigens genausowenig “den Autofahrer”, wie es “den Radfahrer” gibt.

    • Der Unterschied zwischen dem Hund und einem Autofahrer ist hoffentlich der Verstand. Wenn dieser beim Einsteigen in ein motorisiertes Fahrzeug aussetzt und man auf Hundeniveau sinkt … nun, dann haben wir offensichtlich die Zustände, welche auf unseren Straßen herrschen.

  4. Hallo Andreas,
    besten Dank für den Link zur Seite von Ekkart. Das ist das beste was ich bisher zum Thema gelesen habe!
    Kann man soche Texte nicht in Autofrontscheiben integrieren? ;o)
    You made my Day!
    Gruß
    Martin

  5. @ Andreas

    Ihr habt ja im Grunde recht. Aber machen wir uns doch nichts vor. Der größte Teil der Verkehrsteilnehmer fährt intuitiv und nicht bewusst. Das ist unabhängig davon ob mit oder ohne Motor gefahren wird. Daher ist die Lösung die Leute durch eine gut durchdachte Straßenraumgestaltung zum richtigen Verhalten zu führen. Die Praxis zeigt, dass das funktioniert.

    Das kann man akzeptieren und handeln oder schimpfen und weiter Öl ins Feuer gießen. Mich erinnert unsere Diskussion etwas an den die Fundis und Realos der Grünen. Die Ziele bleiben ja ähnlich.

    Ich hätte übrigens kein Problem damit, wenn die deutschen Bußgelder auf europäisches Niveau angehoben werden würden. Mehr noch stören mich aber die Verstöße der Behörden. Gerade die sollten es besser wissen. Daher auch meine Argumentation.

    • Was tue ich denn? Ich handele doch – im Rahmen meiner Möglichkeiten. Das bedingt aber doch nicht, dass ich nicht schimpfen darf? Eigentlich sogar eher das Gegenteil: gerade weil ich mich bemühe, Dinge anzustoßen darf ich meinen Mund aufmachen. Wer nichts tut, hat auch keinen Grund zu meckern.

    • Du darfst ja gerne meckern. Wer bin ich, daß ich Dir das verbieten wollen würde? Ich könnte es ohnehin nicht. ;-)

      Mir geht es nur um eines: Es bringt nichts über die Natur des Menschen zu meckern. Solange es subjektiv Vorteile bringt (ungestraft) gegen Regeln zu verstoßen, so lange wird ein Mensch das auch in einem gewissen Umfang tun und zwar unabhängig vom Verkehrsmittel. Also muss man den Verkehrsraum so gestalten, dass das richtige Verhalten nahe liegt und Vorteile bringt. Für die richtige Geschwindigkeit gibt es in den Niederlanden interassante Methoden Drempel zu bauen die auch die Einhaltung von 50 km/h erzwingen können. Auch ist es sinnvoll Radfahrer nicht mehr über 4 bis 5 Ampellichter zu führen, nur um eine Kreuzung zu überqueren. Wer das tut erzieht sich nämlich Rotlichtfahrer, auch wenn es noch so oft verboten ist. Ich könnte den ganzen Abend mit solchen Beispielen weiter machen.

      Viele Probleme sind hausgemacht und ich halte es für den besten Weg dort den Hebel anzusetzen, statt penetrant auf Regeln zu pochen, welche von der Infrastruktur nicht unterstützt werden. Der Mensch ist halt nicht so förmlich oder denkt über den Verkehr nach. Er will nur schnell von A nach B. Das ist fakt und das kann man sogar für die Sicherheit nutzen. Alles andere vergiftet nur das Klima und damit das miteinander. Daher halte ich das pauschale Meckern auf gewisse Verkehrsgruppen (wie es auch der Ramsauer macht) für total daneben. Seit seiner Radfahrer-Schelte ist dieser Minster für mich untragbar. Zumal er ja schon im TV bewiesen hat, dass er selbst alles andere als regelfest ist.

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