Bad Oeynhausen

Eine schöne Stadt … und alle sind sich so einig. Da möchte ein Bauherr in der Innenstadt eine Gewerbe- und Wohnimmobilie errichten, macht das aber von der Anzahl der genehmigten Parkplätze in der Tiefgarage fest. Und die reichen ihm derzeit nicht. NW vom 17.10.2008
… Eine Fußgängerzone ist eine Fußgängerzone, sagen deutsche Ordnungsämter. Ein Anwohner hat Anrecht auf einen Parkplatz, sagt (der Bauherr) …
Wo ist dieses Anrecht verbrieft? Konnte ich im Grundgesetz gerade nicht finden. Ich halte es da mit den Ordnungsämtern, die in einer Fußgängerzone Fußgänger sehen wollen – zumindest aber keine Autos.

Das einige Oeynhausener das auch so sehen, macht ein Leserbrief in der gestrigen Ausgabe deutlich in welchem eine Leserin engmaschigere Polizeistreifen fordert, allerdings weniger wegen der Autos: NW vom 16.07.2008
… Um so schmerzlicher aber ist daher die Tatsache, dass zunehmender Vandalismus in der Innenstadt und im Kurpark das Image des Staatsbades stark beeinträchtigt. So fahren regelmäßig Radfahrer durch den Kurpark und Autos parken wild im Westbereich der Wandelhalle …
Schockschwerenot, da sind sie wieder die bösen Radfahrer. Ich wusste gar nicht, dass Radfahren jetzt schon Vandalismus ist. Aber dieses böse Grüppchen hat die Stadtverwaltung auch auf’s Korn genommen, denn heute zitiert das Westfalen-Blatt vom 17.07.2008
… Dem Dauerproblem mit Radfahrern in der Fußgängerzone will die Stadt bald wirksamer begegnen. Bürgermeister Klaus Mueller-Zahlmann: »Wir sind in Gesprächen mit der Polizei in Sachen Ordnungspartnerschaft und gemeinsamer Streifen …
Die Radfahrer sind’s also. Dass dem o.a. Bauherren aber tatsächlich mitten in der Fußgängerzone bereits 6 Parkplätze in der zu bauenden Tiefgarage genehmigt wurden, stört niemanden, oder?

6 Parkplätze bedeutet auch 6 Fahrzeuge, die zusätzlich zum herrschenden Verkehr durch die Innenstadt brausen. NW vom 17.07.2008
… Insgesamt geht es um etwa 55 Meter in der Fußgängerzone auf der Klosterstraße, die von der von-Moeller-Straße erreichbar ist …
Hier 55 Meter und dort noch mal ein paar, stört doch keinen. Mit dem Auto *muß* man doch fahren dürfen. Darauf hat man ein Anrecht. Dass ein Fahrrad deutlich weniger Platz verbraucht … egal. Dass ein Rad im Falle eines Unfalles (immerhin gab es in den letzten 2 Jahren tatsächlich mal einen Vorfall mit einem Fahrrad im Kurpark!) wesentlich weniger Gefahrenpotential bietet, als ein Auto … egal.

Mit der Polizei wird beratschlagt, was man gegen die rüpeligen Vandalen auf zwei Rädern machen kann. Ist ja auch nervig, wenn so ein Grundschüler auf der Portastraße vor einem Auto her fährt, welches gerade in der Fußgängerzone direkt vor der Deutschen Bank parken möchte. Was erdreistet sich das Kind, den Fahrer auf zu halten.

Aber wenn man mit dem Auto auch nicht mehr in die Innenstadt darf, dann NW vom 17.07.2008
… Nach Geschäftsschluss seien dort die Städte tot. „Dann haben wir hier Mini-New York“, prognostiziert der Bauherr eine negative Stadt-Atmosphäre …
Richtig, New-York, die Stadt die man auch “The city that never sleeps” – Die Stadt die niemals schläft – nennt. Die ist total tot, weil dort niemand parken kann. Herr im Himmel!

Gebt die Innenstadt und den Kurpark endlich für Radfahrer frei und achtet darauf, dass außerhalb der genehmigten Anlieferzeiten keiner mehr mit dem Auto/Lieferwagen durch die Fußgängerzone fährt!

Ich sag’s mal ganz plump: Oma 70, die sich über die Radfahrer aufregt, füttert zwar die Enten im Teich, kauft aber außer einem Brötchen beim Bäcker nichts ein. Die Autofahrer, die in der neuen Tiefgarage in der Fußgängerzone parken, tun dies weil sie ihre Einkäufe aus dem Aldi und Werrepark mit dem Aufzug in ihre Wohnung befördern wollen. Nicht weil sie in der Innenstadt einkaufen wollen.

Die Radfahrer aber, die sich mit dem Zweirad in die Innenstadt begeben um dort angemault zu werden, wollen genau eines: dort Geld ausgeben. Überleg’ mal, liebe Stadt.

Über

Ich schreibe hier über Fahrrad(politik), Politik an sich, Technik, unsere Familie und alles was mich sonst so bewegt.

7 Kommentare zu „Bad Oeynhausen

  1. Bingo,
    besser hätte ich es auch nicht schreiben können! Wenn wir mal zu Fuß in der City (was für ein Wort für die eher trostlose Innenstadt) sind, begegnen uns mindestens 3-4 Autos die egal zu welcher Tageszeit nicht mal besonders langsam in die Fußgängerzone einfahren oder herauskommen. Sei es auf der Herforder oder auch bei der Deutschen Bank oder auch Viktoria und Königstraße.
    Zur Ehrenrettung der Stadt sei gesagt, daß es aber leider auch genügend Radfahrer gibt, die durch die Fußgängerzone fahren, ohne irgendein Unrechtsbewußtsein. Ich bin auch schon in der Fußgängerzone zur Seite geklingelt worden.
    Ausnahmen bestätigen die Regel.
    Wie auch immer, man neigt häufig dazu zu überzeichnen um auf Probleme aufmerksam zu machen.
    Hier hilft oft der Apell an gegenseitige Rücksichtnahme und gegenseitigen Respekt. Die 70jährige Oma erschrickt nämlich mächtig, wenn sie plötzlich von einem Radfahrer überholt wird den sie dann auch erst wahrnimmt. Also:
    Die Fußgängerzone den Fußgängern. Ein Radfahrer wird sich keinen Zacken aus der Krone brechen, wenn er sein Rad in der Fußgängerzone schiebt.
    Gruß
    Martin

  2. “… modern ausgestattete …” lese ich in dem Artikel und das Erste was mir auffällt ist die fehlende Beleuchtung. Dafür tragen die Ordnungshüter Narrenkappen auf dem Kopf. Macht Sinn! Wenn sie bei Dunkelheit einen tief hängenden Ast übersehen, tut’s nicht ganz so weh. Obwohl – wenn’s weh tut, hilft’s! Hat meine Oma immer gesagt :-)

    Ich habe hier letzte Woche auch einen Freund und Helfer auf ‘nem Gudereit (Bielefelder Fahrradbauer) gesehen. Habe mir das Rad sogar näher angeguckt, weil der ein Topeak Beam Rack dran hatte und ich da ganz scharf drauf bin. Und wenn die grünen Jungs das einsetzen, wird es für mich wohl auch ausreichend sein!

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