Harte Arbeit – Was ist Heu?

Die meisten Blogger wissen womöglich nicht, was “Heu machen” ist. Heu wird nämlich nicht industriell gefertigt, sondern wächst als Gras auf Wiesen. Das ist das Grüne, was man im Park nicht betreten darf und welches – sollte man es betreten dürfen – bald weg ist, weil es Bauland geworden ist und dort bald ganz viele kellerlose Jungfamilienbutzen zur späteren Zwangsversteigerung gebaut werden.

Manchmal braucht man aber Heu – z.B. wenn man einen schönen Duft in der Heusauna um die Ecke haben will oder wenn man eine Adventureübernachtung bucht und dort in einem Gruppenschlafraum auf Heumatratzen nächtigt mit fließend Warm- und Kaltwasser im schicken Bad nebenan. Aber die Wiese ist doch feucht und grün und nicht trocken und duftend?! Richtig, das Gras muß auch gemäht werden, wenn es lang ist. Lang ist länger als die 1,3 Zentimeter, die das Grün um Loch 18 hat. Also schon mindestens so lang wie der Pony von dem Zivi, der Euren Opa in der Seniorenresidenz pflegt.

Das wird also gemäht und danach ganz oft in der prallen Sonne – idealerweise bei leichtem Wind – gewendet. Sonst sieht es nämlich bald so aus, wie die Matsche die in eurer Grünabfalltonne schmoddert 1 Tag bevor der Müllmann die Tonne leert. Und wenn das Wetter gut ist, ist das Heu nach 4 oder 5 Tagen fertig und man kann es zu handlichen Packen pressen. Und hier unterscheidet sich die klassische und coole Handhabung von der inzwischen größtenteils praktizierten Unsitte, dass Heu in lustige grüne Plastikfolie zu wickeln und am Straßenrand zu stapeln.

Man presst das Heu also mit einer Presse zu kleinen Ballen. Je nach Feuchte so zwischen 10 und 15 Kg. Da können auf 1 Ha schon mal 700 oder mehr Ballen zusammen kommen. Und diese Ballen packt man dann kunstvoll auf einen Anhänger und fährt sie in die Scheune, wo sie hübsch platzsparend gestapelt werden. Aufstecken sagt man wohl. Und dann kann es von den kleinen Mädchen an die Ponys verfüttert werden, die auf dem Bauernhof abgestellt werden, weil in dem Jungfamilienbungalow ohne Keller kein Platz für ein Tier ist. Und der Ballen kostet dann 1,50 Euro und das Mädchen ist ganz erstaunt, warum das so teuer ist. Ist doch nur Gras!

Und ja, das macht sogar mit Heuschnupfen Spaß. Gibt ein breites Kreuz und dicke Oberarme und wenn das Wetter gut ist, sieht es klasse aus. Und Kühe sind nicht lila!

Das nächste Mal erzähle ich euch, wie man mit einer Forke, einer Schubkarre und dicken Gummistiefeln einen Schweinestall säubert.

Über

Ich schreibe hier über Fahrrad(politik), Politik an sich, Technik, unsere Familie und alles was mich sonst so bewegt.

5 Kommentare zu „Harte Arbeit – Was ist Heu?

  1. Sehr interessant.
    Eine dumme Frage hätte ich aber noch: was passiert, wenn das Wetter in den 4 oder 5 Tagen, in denen das Gras zu Heu trocknen soll, nicht gut ist?

  2. Dann macht man kein Heu ;-) Das ist der Trick und die Kunst an der Sache: zu erkennen, wann das Wetter für eine längere Zeit so gut ist, dass das klappt.

    Einmal rein regnen kann das Heu ab. Manche sagen sogar, dass es gut ist, wenn einmal Regen ins Heu gekommen ist, weil es dann angefeuchtet wird (und natürlich nochmal länger trocknen muß) und dadurch dann weniger Nährstoffe im Heu sind. Als Streu oder zum Mümmeln ist das wohl gut. Aber da bin ich dann nicht so im Thema ;-)

  3. Vielen Dank, hab mal wieder herzlich gelacht. Ganz großer Sport ist der erste Absatz (Was ist Gras?).

    Leider sehr nah an der Realität. Wir haben hier zur Zeit das gleiche Problem, dass auf der Grünfläche hinter unseren Haus gebaut werden soll. Wieder ein Naturarchiv weniger in Deutschland…

  4. Wow! Wird das echt so billig rausgehauen? Ich bin da absoluter Laie, aber 1,50€ für ein Ballen klingt wahnsinnig wenig.

  5. Tatsächlich kriegt man für so einen Heuballen fast nix. Obergrenze ist ca. 3 Euro für so einen kleinen Ballen. Dann muß das Heu aber echt top sein. Für eher mäßiges und vielleicht noch altes Heu kann man fast noch froh sein, wenn es überhaupt jemand abnimmt. Verbrennen darf man’s ja nicht ;-)

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