XLR8 Walker von Thuasne versus XP Walker™ Pneumatic von Aircast

Der neue Schuh, den ich zum Schutz der operierten Achillessehne bekommen habe, ist der XLR8 Walker von Thuasne. Er ist schick in einem stylischen dunkelgrau mit schwarz gehalten und wird mit drei Klettbändern am Fuß fixiert. Das Bein wird in der Halbschale fixiert und unter der Ferse sind mehrere Hartschaumstoff-Platten eingeklebt, um die erforderliche Spitzfußstellung zu erreichen. Damit von vorne auch ausreichend Druck auf das Bein ausgeübt wird, klemmt man dort eine Kunststoffschiene mit den Klettbändern fest.

XLR8 Walker und XP Walker™ (Extra Pneumatic)
ganz links liegt noch eine Bauerfeind Achillotrain-Bandage
Damit das Bein im XLR8 nicht herumschlackert, wird eine ziemlich dicke Neopren-Manschette mitgeliefert, die man um den Unterschenkel und den Fuß klettet und das Bein dann derart “verdickt” in den Schuh stellt. Dann nach Wohlbefinden mit den Klettbändern straff anziehen und loshumpeln! Rechts und links hat der XLR8 noch zwei kleine Plastikkappen, untr denen sich Plastikbälge verstecken, mit denen man kleine Luftpolster rechts und links des Sprunggelenks aufpumpen kann, die den Fuß dort stabilisieren sollen.

Das Pflaster ist ab.
So richtig warm bin ich mit dieser Orthese noch nicht. Ich kann sie recht fix anlegen. Die Neoprenhülle ist fix dran, Fuß in den Schuh, anschallen … das klappt inzwischen ganz gut. Nicht zuletzt, weil die Wunde nicht mehr so doll schmerzt und ich natürlich auch “mutiger” werde. Trotzdem ist die Orthese ziemlich breit und durch die beiden ausladenden Knubbel auch noch unbequem, wenn man damit auf der Seite auf dem Sofa liegt (wobei ich die da eigentlich gar nicht anhabe und der Unterschenkel immer nackig auf einer Erhöhung abgelegt ist). Weiterhin ist so eine Neoprenhülle jetzt auch nicht doll kühl. Eher im Gegenteil, der Fuß und Unterschenkel kommen darin recht schnell auf Temperatur.

Zudem ist die Orthese zwar höher als ein Skischuh und auch anatomisch korrekt geformt, aber das passt nur dann richtig, wenn man nicht gerade auf 10 Zentimeter hohen Fersenkeilen steht. Das bedeutet, dass die kleine Einbuchtung der Kunsstoffform, die eigentlich der Form der Wade folgen soll, nun genau diese 10 Zentimeter zu tief auf der Wade sitzt und dort fies rein drückt. Wer hat sich das ausgedacht? Es ist bei mir zwar nicht mehr viel Wadenmuskel vorhanden, aber ein bisschen eben doch! Und mitten darauf drückt die tolle anatomische Form des XLR8. Ich vermute, dass das ohne die Fersenkeile viel besser wäre – ich habe die aber nunmal drin und darum ist das Mist. Die kleinen Luftpölsterchen rechts und links sind dementsprechend auch genau um die Höhe der Fersenkeile zu tief und fixieren zwar, wenn man sie aufpumpt, drücken dabei aber auch fies. Ebenfalls unangenehm – habe ich also bisher noch nicht benutzt.

Aircast Walker am Bein.
Als Alex heute morgen außer Haus war, habe ich mich – inspiriert von einem Bild Schwarzeneggers mit Orthese am Bein – in den Keller begeben und dort meine 13 Jahre alte Aircast XP Walker™ Pneumatic vom Schrank gefummelt. Die Treppe rauf mit Gehhilfen und zwei Orthesen habe ich auch hinbekommen (und die Frau hat die Hände über dem Kopf zusammen geschlagen) und das war ehrlich gesagt auch nicht besonders kippelig. Jedenfalls ist das genau die Orthese mit der der Terminator zur Zeit gerade in Kalifornien mit dem Rad rumfährt. Das hat er von mir abgeguckt, habe ich vor 13 Jahren auch gemacht. Nur stand ich damals nicht damit in der Zeitung.

Wie dem auch sei, ich habe eine zweite Orthese im Haus und habe diese erstmal vom Staub der Jahre befreit. War noch alles dabei, inkl. Fersenkeile aus Kork und der kleinen Pumpe. Die Aircast-Orthese ist höher am Bein und trotzdem sie ebenfalls ganz toll anatomisch geformt ist, drückt die Oberkante eben nicht mitten auf den Wadenmuskel. Gleichzeitig ist sie auch noch schmaler, weil man die Kunststoffvorderseite um die Orthese legt und nicht wie bei der XLR8 nur vorne vor. Ich habe also die Fersenkeile in der gleichen Höhe wie in der neuen Orthese in die Aircast gelegt und dann nach 13 Jahren meinen Fuß wieder rein gestellt. Klappte genauso wie bei der neuen XLR8. In der Aircast braucht man keinen Neoprenschlauch um das Bein. Oben am Schaft ist ein schaumstoffpolster, welches zum Bein hin weich abschließt und ansonsten wird die Passform auf der gesamten Innenseite über aufblasbare Luftpolster erzeugt!

Ich lege die Orthese also “schlackerig” an, mache sie vorne zu und pumpe dann die über vier verschiedene Ventile erreichbaren Luftpolster auf. Genauso straff, wie ich das möchte und es als angenehm empfinde. Dadurch sitzt die Aircast wesentlich besser, wie ich finde. Die Sohle scheint mir auch insgesamt ein bisschen dünner zu sein, wodurch ich das kaputte Bein nicht so sehr in der Hüfte anwinkeln muss und insgesamt mit den Gehhilfen angenehmer unterwegs bin. Und es drückt oben an der Wade nicht! Das gefiel mir auf Anhieb viel besser, als die neue von Thuasne. Etwas leichter fühlt sich die Aircast auch an. Eigentlich nur Vorteile. Ich war so begeistert, dass ich damit das erste Mal seit der OP vor die Tür gegangen bin und eine Runde auf dem Wendehammer gehumpelt habe. Sogar bis hoch an die Straße war ich – herrlich, frische Luft, aufrechter Gang und Bewegung. Ich war von mir selbst überrascht, wie super es sich anfühlte einfach nur draußen zu stehen und die kalte Luft im Gesicht zu fühlen.

Und jetzt bin ich unschlüssig, was ich mit den beiden Orthesen machen soll. Die XLR8 ist schneller anzuziehen, der XP Walker ist angenehmer beim Laufen. Vielleicht nehme ich im Haus die neue Orthese und lasse sie sauber und wenn ich absehbar etwas länger unterwegs bin und vielleicht sogar draußen, dann kommt die Aircast zum Einsatz. Erscheint mir ein guter Plan zu sein.

Über

Ich schreibe hier über Fahrrad(politik), Politik an sich, Technik, unsere Familie und alles was mich sonst so bewegt.

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